
Die Tutzinger Kustermannvilla war am Wochenende ein Magnet für Kunstinteressierte. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, das von der Künstlerin Gisela Krohn angefertigte Monumentalbild in Augenschein zu nehmen und mit der Malerin selbst über ihr Werk zu sprechen.
Das Gemälde mit den beträchtlichen Maßen 6 Meter mal 2,50 Meter hat Gisela Krohn seit Dezember vorigen Jahres in der vorübergehend zu einem Künstlerparadies verwandelten Kustermannvilla gemalt. Das Bild eines Waldes ist eine Auftragsarbeit für die Residenz der deutschen Botschaft in Jakarta, der Hauptstadt der Republik Indonesien.
Die Residenz wird neu errichtet, das Gemälde soll in ihrer Empfangshalle aufgehängt werden. Das Bild wird für den Transport wohl aufgerollt werden, wie Gisela Krohn heute berichtete. Nach ihren Angaben ist es eines der größten Bilder, die sie in Öl gemalt hat. „Der Wald und sein Spiel mit Licht und Schatten ist eines meiner Themen, die ich seit Jahren weiterentwickele“, erzählt die in Pöcking lebende Künstlerin, die ein Atelier auf dem Gut Deixlfurt betreibt.


Zurzeit Kunst, bald "Coworking-Space", vielleicht Pfand: Kustermannvilla im Wechsel der Nutzungen

Viele Besucher nutzten die Gelegenheit am Wochenende auch, um sich einmal in der Kustermannvilla umzusehen. Nachdem deren langjähriger Mieter Ende Oktober vorigen Jahres ausgezogen ist, haben sich in kurzer Zeit rege künstlerische Aktivitäten entwickelt, so mit einer „Pop-up-Ausstellung“. Neben Gisela Krohn ist in der Villa auch die deutsch-französische Künstlerin Danielle Vochims tätig, die unter dem Stichwort "Up-cycling" unterschiedlichste Materialien neu kombiniert.
Eine neue Nutzung der Kustermannvilla ist schon vorgesehen: Die Gemeinde Tutzing will das ihr gehörende Gebäude für ein so genanntes „Coworking-Space“ nutzen. So eine Anlage bietet unterschiedlichen Akteuren Arbeitsmöglichkeiten, so jungen Unternehmen (Start-ups), Selbstständigen, neuerdings ganzen Abteilungen größerer Firmen, aber auch Künstlern. Die Nutzer von Coworking-Spaces sind üblicherweise jeweils für sich tätig, sollen aber auch Kontakte und Möglichkeiten der Zusammenarbeit finden. So eine Einrichtung ist auf Flexibilität angelegt, ein relativ häufiger Wechsel von Mietern soll leicht möglich sein. Wichtige Arbeitsgrundlagen wie Computer und Kopierer stehen meist zur Verfügung, in manchen Anlagen gibt es auch Sekretariate und Kantinen, die für alle gemeinsam da sind.
Auch das Coworking-Konzept der Kustermannvilla könnte aber irgendwann sein Ende finden. Denn für die Gemeinde Tutzing ist dieses Gebäude auch das „Pfand“ für die Finanzierung der Mittelschule, deren Sanierung nach den letzten bekannten Schätzungen 25 Millionen Euro kosten dürfte. Rund 12 Millionen Euro wird die Gemeinde Tutzing wohl selbst aufbringen müssen, den Rest sollen staatliche Fördermittel und Beiträge anderer Kommunen beisteuern, aus denen junge Leute die Mittelschule besuchen. Ganz klar ist aber noch nicht, dass die Kustermannvilla wirklich für diesen Zweck herhalten muss. Ihre Verpfändung war zwar eine Auflage des Landratsamts, doch die Gemeinde prüft auch noch andere Finanzierungsmöglichkeiten für die Schulsanierung.
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