Von L.G.

"Wahrhaft Revolutionäres" im Gymnasium

Tutzinger Theatergruppe überzeugt mit Brecht-Drama "Trommeln in der Nacht"

Brecht1.jpg
Viel Applaus gab es in der Aula für die Mitglieder der Theatergruppe © L.G.

Die Historie hat die Tutzinger Gymnasiasten in ihren Bann gezogen. Das zeigte sich auch bei der jüngsten Theateraufführung: Der Grundkurs Theater Q11 und Q12 hatte sich dafür das Drama „Trommeln in der Nacht“ von Bertold Brecht ausgesucht. Ganz allein haben die Schüler das entschieden, berichtete Kursleiterin Margit Kleber, sichtlich beeindruckt von ihren jungen Schauspielern. Denn sie machte überhaupt kein Geheimnis daraus, dass es sich um einen ausgesprochen schwierigen Stoff handelt.

Die intensive Beschäftigung mit dem Thema „100 Jahre Freistaat Bayern“ hat dabei offenkundig eine Rolle gespielt. Die Gymnasiasten haben erkennbar Interesse an den damaligen aufregenden Vorgängen und an den politischen Entwicklungen jener Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Fasziniert hat sie deshalb Brechts aufrüttelndes Drama um den Kriegsheimkehrer Andreas Kragler, dessen frühere Braut Anna Balicke kurz vor der Hochzeit mit dem Geschäftsmann Friedrich Murk steht und sogar von ihm ein Kind erwartet.

Theater-Trommeln5.jpg
Welten prallen aufeinander: Kriegsheimkehrer Kragler (an der Säule), Anna (rechts) und ihr "Neuer" (links) mit seinen Eltern (am Tisch), dazu eine Bardame und ein Journalist
Anzeige
Banner-April24-3.png

Die förmlich aufeinander prallenden Welten zwischen der sozialistischen Ideologie, der Kragler anhängt, und der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft haben die Mitglieder der Tutzinger Theatergruppe hoch engagiert herausgearbeitet. Sie setzten Brechts Ideen absolut glaubhaft um - bis hin zur Einbeziehung des Publikums, dem sie seine Passivität nicht ließen. Gleich zwei Bühnen hatten sie in der Aula aufgebaut. Während der Aufführung wechselten sie von einer zu anderen, und die Zuschauer mussten mitmachen, indem sie ihre Stühle umdrehten.

Theater-Trommeln2.jpg
Zwei Bühnen - vorn mit Gerüst und hinten mit weißen Wänden: Die Gymnasiasten haben die Aula raffiniert ausgenutzt

Auch als Kragler und seine Gleichgesinnten das das sozialistische Kampflied „Die Internationale“ anstimmten, war das Publikum gefragt. Den Text hatte die Gruppe in den Programmflyer gedruckt - und viele Zuschauer sangen kräftig mit. Zu politischen Tendenzen am Gymnasium hatte sich Regisseurin Margit Kleber in Hinblick auf diesen Song zu Beginn vorsichtshalber salomonisch geäußert: „Die Schule distanziert sich von der politischen Aussage - oder auch nicht - wir lassen es offen.“ Am Schluss kommentierte Studiendirektor Andreas Thalmaier: „Wahrhaft Revolutionäres tut sich hier - ich hätte nie gedacht, dass wir hier gemeinsam die Internationale schmettern."

Theater-Trommeln3.jpg
"Die Internationale" wurde leidenschaftlich gesungen - auch von Zuschauern
Kleber-Margit.jpg
Sichtlich zufrieden mit ihrer Theatergruppe: Regisseurin Margit Kleber © Fotos: L.G.

Das Team der Theatergruppe im Grundkurs der Q11 und Q12

Isiah Mruck, Carlotta Bennewitz, Jasmin Hagemann, Justus Krauss, Paul Schäfer, Kalya Filip, Chiara Sortions, Antonia Stadler, Elias Fleddermann, Alexander Auer, Lilly Bennewitz, Elian Schmitt, Lea-Rahel Simon, Elena Lauktien, Lavina Lorenz, Florian Fentzloff, Sandra Riecken, Ann-Kathrin Weißhaupt, Anna Beer, Charlotte Götz, Luisa Engler, Amadea Ackermann, Felix Krumme, Pascal Rahm und Annelie Tänzer

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1616
Über den Autor

L.G.

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden