
„Bei jeder Beschäftigung mit Pocci gibt es etwas zu lachen“. Das schreibt die Pocci-Gesellschaft in Münsing über ihren Namengeber Franz Graf von Pocci (1807-1876). Ihm widmet das Tutzinger Ortsmuseum zurzeit eine Sonderausstellung - die 23. bereits in diesem Gebäude seit der Eröffnung des Museums. „Franz von Pocci und der Humor“ ist die Ausstellung überschrieben.
Der Sohn eines italienischen Offiziers und einer Baronin aus Dresden hatte über vier Jahrzehnte alle möglichen Positionen am bayerischen Hof inne. Er war Zeremonienmeister König Ludwigs I. von Bayern, Hofmusikintendant und königlich-bayerischer Oberstkämmerer. Vor allem aber war er ein Musikkenner und ein begnadeter Karikaturist, der viele wunderliche Figuren geschaffen hat.
Am bekanntesten ist wohl der von ihm wiederbelebte Kasperl „Larifari“, der ihm den Beinamen "Kasperlgraf" eingebracht hat. Im Stück "Das Eulenschloss" macht er ihn zum Minister und lässt ihn folgende Erklärung abgeben: „Ich darf es gestehen: Ich leite mein Ministerium mit Umsicht, Vorsicht, Nachsicht, Durchsicht, Einsicht, Kurzsicht und noch verschiedenen anderen Sichten. Weiß ich nichts und fallt mir nichts ein, was eigentlich immer der Fall ist, so darf ich nur meine Ministerzauberfeder hinters Ohr stecken oder ins Tintenfaß eintauchen und meine Beschlüsse sind von salomonischer Weisheit.“


Arm oder reich: Er hat sie alle auf den Arm genommen
Ob arm oder reich, ob einfache Leute oder Adlige: Der Graf hat sie alle auf den Arm genommen. Auch die "Starnbergerseeländer" mussten sich seine Scherze gefallen lassen. Legendär ist sein „Staatshämorrhoidarius“: der deutsche Staatsbeamte, dem er mit einer Bildergeschichte in den Münchner Fliegenden Blättern quasi ein Denkmal gesetzt hat. Er beschreibt ihn als einen braven, seiner Behörde ergebenen Mann, dem es aufgrund unermüdlicher Schreibtischarbeit auf beklagenswerte Weise an körperlicher Beweglichkeit mangelt - bis als Folge das Leiden naht, das ihm seinen Namen gibt.


So eine Ausstellung hätte die Pocci-Gesellschaft auch gern am Ostufer gehabt
"Pocci ist weit, weit mehr als ein Straßenname und eine U-Bahn-Station in München", witzeln die Organisatoren der Tutzinger Ausstellung in einem Flyer. Warum eigentlich eine Ausstellung in Tutzing? Bürger von Tutzing war der Graf nicht. Franz von Pocci hat drüben am Ostufer gewohnt. Viele Tutzinger verbinden seinen Namen wahrscheinlich mit dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Pocci-Schlösschen in Münsing, das vom hiesigen Seeufer aus regelrecht ins Auge springt. Dort hatte der Graf auch recht berühmte Besucher zu Gast, so etwa „Sisis“ Vater Herzog Max in Bayern oder Dichter wie Moritz Schwind und Carl Spitzweg. Gelegentlich scheint er sich aber auch für Tutzing interessiert zu haben. So soll er mit seinen exzellenten Verbindungen als Beamter dabei geholfen haben, dass dieser Ort eine Feuerwehr bekam.
Beim Pocci-Schlösschen gibt es sogar eine aktuelle Entwicklung: In diesem Jahr ist ein Teil des aus drei Gebäuden bestehenden Gebäudeensembles zum Verkauf angeboten worden, für angeblich einen zweistelligen Millionenbetrag. Mit der Ausstellung in Tutzing hat diese Transaktion aber weniger zu tun. Bei den Münsingern scheint es auch irgendwie nicht so recht mit der Erinnerung an den Grafen zu klappen. Eine "Pocci-Gesellschaft" ist zwar dort ansässig, und sie hätte offenbar nur zu gern eine solche Ausstellung wie jetzt in Tutzing bei sich am Ostufer des Starnberger Sees veranstaltet, wo sich weitere humorvolle Menschen wie Vicco von Bülow („Loriot“) und Manfred Schmidt, der Vater des Meisterdetektivs Nick Knatterton, wohl gefühlt haben. Doch daraus ist bisher nichts geworden. In diesem Jahr gab es schon zwei Ausstellungen über den Grafen Pocci - aber nicht in Münsing, sondern in Immling im Chiemgau und in München, in der Staatlichen Graphischen Sammlung. Über Loriot finden immer wieder mal Ausstellungen statt, aber nicht in Münsing. Auch Manfred Schmidt wurde vor zwei Jahren eine Ausstellung gewidmet - nicht in Münsing, sondern auf dem Gut Bergkramerhof, und der liegt in Wolfratshausen. Da hätte der Graf herzlich gelacht.
Franz von Pocci und der Humor
Sonderausstellung im Ortsmuseum Tutzing
am Thomaplatz / Graf-Vieregg-Straße 14, 82327 Tutzing
Bis 19. Januar 2020
Eintrittspreise: Erwachsene 2,00 Euro, Kinder 1,00 Euro, Schulklassen 0,50 Euro/Person
Mit dem "Starnberg/Ammersee Gutscheinheft" Nachlass 0,50 Euro
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils 14 bis 17 Uhr
Gruppen und Schulklassen nach Vereinbarung
Tel. während der Öffnungszeiten 08158 / 258397, außerhalb der Öffnungszeiten 08158 / 8120 (Museumskurator Gernot Abendt)
Kontakt in der Gemeindeverwaltung: Tel. 08158 / 2502-45
www.ortsmuseum-tutzing.de
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