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Filmgespräch deckt Drehbuch-Schwächen auf

Bei Tutzinger Akademie-Beitrag zum Fünf Seen Filmfestival geraten schlechte Dialoge unter Beschuss

„Es gibt richtige und falsch geschriebene Dialoge“, sagte Josef Bierbichler. Der bekannte Schauspieler nahm kein Blatt vor den Mund, als er gestern beim „Filmgespräch“ in Tutzing zu Gast war. Das war der Beitrag der Akademie für politische Bildung zum Fünf Seen Filmfestival, das zurzeit stattfindet.

In Tutzing wird dabei zwar kein einziger Film gezeigt - Festivalleiter Matthias Helwig beschränkt die Spielorte auf seine „Breitwand“-Kinos in Starnberg, Gauting, Seefeld und Weßling. Weder KurTheater noch Südbad dabei Doch die beiden Tutzinger Akademien sind mit Veranstaltungen dabei. Und dabei geht es inhaltlich durchaus zur Sache, wie das Filmgespräch am Sonntag bewies. Regisseur Dominik Graf stimmte Bierbichler zu, als der die Texte mancher Drehbuchautoren aufs Korn nahm.

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Das Thema Film lockt: Das Heinrich-Oberreuter-Auditorium war voll besetzt, als Josef Bierbichler (links) und Dominik Graf (rechts) Einblicke in ihr Metier gewährten © L.G.
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Der unbeliebeste Satz: "Ich glaube, wir sollten mal miteinander reden"

Bei bestem, zweifellos selbst filmreifem Seeblick vom Heinrich-Oberreuter-Auditorium aus ließ Graf durchblicken, dass die Filmemacher von manchen „Standard-Drehbuchsätzen“ nicht weniger Autoren genervt sind und sie schier nicht mehr hören, geschweige denn sprechen können. Sogar eine Liste mit den unbeliebtesten Drehbuch-Aussprüchen war mal in Umlauf.

Nummer eins auf dieser Liste: „Ich glaube, wir sollten mal miteinander reden.“ Dazu hätten manche Schauspieler keine Lust mehr, sagte Graf. Er bestätigte auch, dass es über viele von Drehbuchautoren abgelieferte Texte anschließend „Debatten“ gebe: „Es wird unter Beschuss genommen.“

Aber manchmal ergibt sich nach solchen Diskussionen dann auch, dass doch der Drehbuchautor recht hatte. Bierbichler, der am Ostufer des Starnberger Sees aufgewachsen ist, wollte einmal einen in einem Drehbuch stehenden Satz partout ändern, wie er erzählte - bis er sich dann davon überzeugen ließ, dass der betreffende Satz doch richtig war. „Ich hätte ihn verschlechtert“, gab er zu.

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Filmreif: Beste Blicke gab es vom Auditorium aus auch auf den Starnberger See © L.G.

Bierbichler wollte Grafs Polizeikommissar nicht spielen

Graf selbst hat Bierbichler ein einziges Mal ein eigenes Drehbuch zukommen lassen - und ist damit bei ihm abgeblitzt. „Dominik ist ein Krimifan“, sagte Bierbichler, „das bin ich überhaupt nicht.“ Er hätte in dem betreffenden Stück einen Polizeikommissar spielen sollen, der zu der Zeit, als es die Mauer noch gab, von Bayern in den Osten gegangen ist.

„Dass einer aus politischen Gründen vom Westen in den Osten geht und nicht umgekehrt, hätte mich interessiert“, sagte Bierbichler. Dennoch kamen die Königskinder nicht zusammen. „Wir sind aber friedlich auseinander gegangen“, fügte Bierbichler hinzu. Grafs Kommentar ließ tief blicken: „Schön, wenn du es so in Erinnerung hast.“

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Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1133
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