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Von Heinz Rühmann bis Bully Herbig

Regisseur Vilsmaier begeistert Tutzinger Schüler im KurTheater mit Geschichten aus der Filmbranche

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"Toll, dass es solche Kinobetreiber gibt": Joseph Vilsmaier (re.) über Michel Teubig (li.)., den Chef des KurTheaters © L.G.

Es war auf der Wiesn. Stefanie Raili, Lehrerin an der Tutzinger Benedictus-Realschule, saß in der selben Box wie Joseph Vilsmaier. Sie fragte ihn, ob er dazu kommen würde, wenn sie ihren Schülern seinen Film „Bayern sagenhaft“ zeigen würde. Der Regisseur sagte sofort zu. Den Film selbst schaute er zwar nicht an. "Den kennt er schon", sagte Kinobetreiber Michael Teubig, der den Film eigens fürs KurTheater besorgt hatte. Aber gleich anschließend war Vilsmaier im Saal, und er nahm sich viel Zeit für Gespräche mit den Schülern. „Toll, dass es solche Kinobetreiber gibt“, schwärmte Vilsmaier. Solche Spezialvorführungen scheinen nicht unbedingt selbstverständlich zu sein, aber Teubig ist für ausgefallene Ideen bis hin zu Privatvorstellungen immer zu haben.

Das Kino war voll, und die Schüler folgten der abwechslungsreichen Reise durch Bayern gebannt. Sie besuchten per Leinwand mit dem Regisseur und seiner Partnerin Monika Gruber traditionsreiche Feste in einer Vielfalt, die wohl selbst manchen eingefleischten Bayern überrascht. Sie betrachteten Perlen historischer Altstädte wie „Klein-Venedig“ in Bamberg oder Glashütten im Bayerischen Wald ebenso wie Roboter aus Augsburg und andere Hightech-Geräte aus bayerischer Fertigung, Lederhosenmacher aus Berchtesgaden genauso wie Raketenzulieferungen aus Unterhaching und Ottobrunn.

„Ich wollte den Film nicht kritisch machen“, sagte Vilsmaier zu den Schülern. Man könne über alles, was im Film zu sehen ist, gewiss auch kritisch diskutieren, doch: „Wir wollten einen Film machen, nach dem das Publikum froh und glücklich aus dem Kino geht.“ 60 000 Besucher haben „Bayern sagenhaft“ bisher gesehen - ein schönes Ergebnis. Vilsmaier war mit seinem Kameramann Ingo Prenger sieben Wochen lang unterwegs, um bei den Aufführungen dabei zu sein. 64 Kinos hat er dabei besucht, gewöhnlich zwei, manchmal drei an einem Tag. Sage und schreibe 18 000 Kilometer Fahrtstrecke sind dabei zusammengekommen.

250 Filme als Kameramann - dann Regisseur

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Die Schüler verfolgten die Ausführungen des Regisseurs genauso gebannt wie zuvor seinen Film © L.G.

Den Film hat ein Team von vier Mitarbeitern gemacht. Ein Schüler fragte nach den Kosten. Ungefähr 200 000 Euro, erwiderte Vilsmaier und fügte hinzu: „Das lag an den Mitarbeitern.“ Mit ihnen habe er ausgemacht, dass sie im Erfolgsfall Geld bekommen: „Wenn der Film nichts wird, gibt’s nichts.“ Sponsoren wollte er nicht haben. Man sieht zwar im Film alle möglichen bekannten Marken und Unternehmen, aber er wollte keinen, der von sich behaupten würde, er habe den Film mitfinanziert.

Die wissbegierigen Schüler hingen dem 79-Jährigen an den Lippen, als er aus seinem spannenden Leben in der Filmbranche erzählte. Sein Vater war Fahrer bei einer Vorgängerfirma von Bavaria-Film. Da durfte der kleine Joseph als Zehnjähriger mit Heinz Rühmann und Hans Moser mitfahren - ein Erlebnis, das er nie vergessen hat. 1960 trat er selbst bei Bavaria-Film ein. „Von der untersten Stufe“ habe er sich hinaufgearbeitet. Bestimmt bei 250 Filmen, sagte er, war er als Kameramann dabei.

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Zweiter Teil des "Brandner Kaspar" geplant

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Ein Filmemacher mittendrin: Das gibt es für Schüler nicht alle Tage © L.G.

Als er dann Ende der 1980er Jahre unbedingt seinen eigenen Film „Herbstmilch“ produzieren wollte, war er dennoch ganz auf sich allein gestellt. Er hat das Geld dafür zusammengekratzt, auch Schulden gemacht - und es wurde der Beginn einer erfolgreichen Regisseurskarriere. „Herbstmilch“ war 1989 mit 2,6 Millionen Besuchern der meistgesehene Kinofilm Deutschlands.

Etliche weitere Erfolge folgten: „Stalingrad“, „Comedien Harmonists“, „Marlene“, „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“, „Nanga Parbat“ und viele mehr. Im Januar nächsten Jahres wird Vilsmaier 80, aber ans Aufhören denkt er nicht. „Ich habe noch viel vor“, sagte er zu den Schülern.

Er verriet sogar, woran er aktuell arbeitet und was er plant: Er will einen zweiten Teil vom „Brandner Kaspar“ drehen. Seine erste Verfilmung des berühmten Volksstücks vor zehn Jahren war ein echter Coup. Mit Schauspielern wie Michael "Bully" Herbig als Boanlkramer und Franz Xaver Kroetz als Todgeweihter, der den Sensenmann austricksen will, hat Vilsmaier gerade auch viele jüngere Menschen für die alte Geschichte begeistert. Nähere Angaben über den Inhalt des zweiten Teils machte er in Tutzing noch nicht. Zunächst hat er auch mit einem anderen Projekt zu tun: Derzeit dreht er einen Film namens „Die Schattenbraut“ über ein Frauenschicksal der 1930er Jahre. Da schließt sich ein wenig auch der Kreis zu "Bayern sagenhaft": Es handelt sich um die Geschichte der Urgroßmutter von Monika Gruber.

Quelle Titelbild: L.G.
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