Von Lorenz Goslich

Tutzinger Rätsel: Was ist "oneironautisch"?

Der inzwischen recht bekannte Tutzinger Kunstpreis „Phönix“ kommt in diesem Jahr ein wenig rätselhaft daher. Nach Auffassung der Jury lässt die Siegerin Slava Seidel mit ihrer Maltechnik nämlich „oneironautische Orte“ vor den Augen der Betrachter entstehen.

Näher erläutert wird dieser Begriff in einer Presseinformation der Evangelischen Akademie Tutzing nicht. Die Akademie verleiht den mit 20 000 Euro dotierten Kunstpreis zusammen mit dem Unternehmen eurobuch.com, das als größte Suchmaschine für Bücher bezeichnet wird.

Was aber bedeutet „oneironautisch“? Unser Fremdwörterbuch des „Duden“, das aus dem Jahr 1974 stammt, ist in solchen Fällen eigentlich meist ein recht verlässlicher Ratgeber. Aber dort kommt dieses Wort nicht vor. Gefunden haben wir nur den Begriff „Oneiromantie“ als veraltet für Traumdeutung.

Auch in „Wikpedia“ konnten wir das Wort „oneironautisch“ nicht entdecken.

Beim Googeln sind wir aber dann doch auf eine Erklärung gestoßen, und zwar auf einer Seite namens https://www.klartraum-wiki.de. Sie widmet sich „Klarträumen“. Dabei handelt es sich, wie dort erläutert wird, um solche Träume, in denen man sich bewusst ist, dass man gerade träumt: „Man ist dadurch in der Lage, den Traumverlauf frei zu bestimmen oder die eigenen Träume bewusst zu erforschen.“

In klartraum-wiki also haben wir endlich etwas Konkretes zum Wort Oneironaut erfahren. Es ist, wie dort erläutert wird, aus den griechischen Wörtern für Traum (oneiros) und Seefahrer (nautēs) zusammengesetzt. Deshalb bedeute Oneironaut „Traumreisender“.

Wenn wir all diese Erklärungen berücksichtigen, dann müssten wir uns beim Betrachten der Werke von Slava Seidel also zunächst bewusst sein, dass wir gerade träumen. Also schauen wir uns die Bilder gar nicht wirklich an? Träumen wir das nur? Darüber hinaus werden wir zu Traumreisenden, und als solche besuchen wir oneironautische Orte. Aber wo genau sind die?

Fragen über Fragen. Vielleicht gibt es die Erklärung am 19. April. An diesem Tag wird Slava Seidel der "Phönix" überreicht - im Festsaal der Evangelischen Akademie. Also an einem wahrhaft traumhaften, um nicht zu sagen oneironautischen Ort.

Nähere Informationen zum Kunstpreis Phönix für Slava Seidel:
Tutzinger Preis für ukrainische Künstlerin

Anzeige
Finale-Option-druckbereit112.jpg
Akademie1.jpg
Schloss Tutzing, der Sitz der Akademie: Ein oneironautischer Ort? © Evangelische Akademie
Quelle Titelbild: Evangelische Akademie
ID: 520
Über den Autor
Goslich-Lorenz2.jpg

Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden