Ein Chorkonzert, ein Familienkonzert, zwei Kammerkonzerte sowie erneut ein Salonkonzert: Bei den Tutzinger Brahmstagen stehen im Oktober dieses Jahres wieder fünf Konzerte auf dem Programm. Zur Eröffnung kehrt der vielfach preisgekrönte Tutzinger Klarinettist Roman Gerber in seine Heimat zurück. Er spielt am 12. Oktober in der Evangelischen Akademie. Im Interview erläutert Roman Gerber, was es ihm bedeutet, wieder in Tutzing aufzutreten.
Positive Erinnerungen ans Tutzinger Gymnasium
Herr Gerber, Sie sind in Feldafing aufgewachsen und in Tutzing zur Schule gegangen, bei den Tutzinger Brahmstagen standen Sie schon mehrfach auf der Bühne, zuerst 2014 in der Galerie Benzenberg, da waren Sie gerade einmal 19, zuletzt 2021 im Tutzinger Gymnasium. Wie ist es für Sie, in diesem Jahr wieder dabei zu sein?
Roman Gerber: Es ist, wie immer, eine wirklich große Freude. Dass mir die Tutzinger Brahmstage damals so viel Vertrauen als junger Musiker geschenkt haben und diese Verbindung über all die Jahre besteht und sich sogar noch entwickelt, ist einfach wunderbar. So etwas gibt es nicht so oft.
Und das Wundervolle an all den Begegnungen bei den Tutzinger Brahmstagen ist, dass ich immer jemanden mitbringen darf. So durfte ich hier mit den Pianisten Oliver Bunnenberg und Martin Klett sowie dem Goldmund-Quartett spielen und in diesem Jahr ist das Adorno-Trio an meiner Seite. Dass wir zusammen die diesjährigen Tutzinger Brahmstage in der Evangelischen Akademie Tutzing eröffnen dürfen, erfüllt mich mit größter Vorfreude.
Sie geben mehr als 60 Konzerte im Jahr, zu Beginn Ihrer Karriere mehr im Norden Deutschlands, wo sie in Lübeck und Hamburg studiert haben, mittlerweile auf der ganzen Welt. Da ist es eine Ehre für Tutzing, dass Sie sich auf Ihre Wurzeln besinnen. Was verbindet Sie heute noch mit Ihrer Heimat?
Roman Gerber: Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite. Auch wenn ich am liebsten einen Ort über den anderen emporheben möchte — ganz so einfach kann ich das nicht tun, weil es mehrere Orte zwischen Starnberger See und Ammersee gibt, die gleichermaßen meine Wurzeln ausmachen. Es sind aber nicht wirklich die Orte, sondern vielmehr die Menschen an diesen Orten. Da ist meine Familie in Feldafing, mein erster Klarinettenlehrer Stefan Komarek an der Starnberger Musikschule oder auch die Erinnerungen an ein paar Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium Tutzing. All diese Menschen, ganz besonders meine Familie, haben es überhaupt möglich gemacht, dass ich mich als Musiker entwickeln durfte und konnte. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar. Wenn ich heute nach Tutzing komme, gibt es ganz bestimmte Orte, die ich besuchen muss: den Bleicherpark und den kleinen Steg neben der Evangelischen Akademie, auf dem sich hervorragend Eis essen lässt.
Unerhörtes im Konzert
Wenn Sie jetzt bei den Brahmstagen auch zu den Schülerinnen und Schülern ihrer ehemaligen Schule gehen, was ist da genau geplant? Was werden Sie den jungen Menschen auf den Weg mitgeben?
Roman Gerber: Erstmal freue ich mich, dass das Adorno-Trio mit mir ins Tutzinger Gymnasium kommen wird. So können wir neben ein paar musikalischen Auszügen aus unserem Repertoire auch ganz offen auf die Fragen der Schülerinnen und Schüler eingehen. Durch unsere Besetzung mit Violine, Violoncello, Klavier und Klarinette dürften wir auch eine ganz gute Verteilung der Fragen von Instrumentalisten unter den Schülerinnen und Schülern abdecken können. Aber eines wird es sicherlich nicht geben: eine musikwissenschaftlich ausgeklügelte Performance. Die Schülerinnen und Schüler sollen wirklich ein kleines Konzert erleben dürfen und die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen — den alltäglichen Unterricht haben sie schließlich davor und danach.
Bei den diesjährigen Brahmstagen spielen Sie zur Eröffnung mit dem Trio Adorno Werke von Schostakowitsch, Rabl und Brahms. Warum diese Auswahl? Und was verbindet Sie mit Brahms?
Roman Gerber: Sehr gerne bringe ich ja Unerhörtes ins Konzert mit — und das wäre dieses Jahr das Quartett für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier op. 1 von Walter Rabl. Dieses Quartett vereint uns Musiker nicht nur in der Besetzung, sondern hat auch bei einem Kompositionswettbewerb „zur Förderung der Kammermusikliteratur für Blasinstrumente“ 1896 den Ehrenpräsidenten des Wettbewerbs und späteren Widmungsträger Johannes Brahms sehr beeindruckt.
Als Jugendlicher waren mir die Werke für Klarinette von Johannes Brahms immer etwas zu streng und fast unterkühlt. Während meines Studiums in Lübeck lernte ich diese Werke aber heiß und innig zu lieben. Nirgendwo sonst kann man auf der Klarinette so singen und sich mit seinen Kammermusikpartnern verbinden — und gerade im Trio op. 114 wird nochmal sehr die ganz große Romantik besungen und jedes der Instrumente darf in seinem Wesen aufleuchten.
Add a comment
Comments