Von Ferdinand Goslich

Telemann und Vivaldi - zwei brillante Vielschreiber

Der Kirchenchor St. Joseph singt heute zwei Kantaten / Von Antonio Vivaldi erklingt eine Triosonate

Der Kirchenchor St. Joseph lädt am heutigen Sonntag, 9. November, um 18 Uhr zu seinem Jahreskonzert ein. Auf dem Programm in der Pfarrkirche St. Joseph stehen zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann (1681-1767) und eine Triosonate von dessen Zeitgenossen Antonio Vivaldi (1678-1741). Beide waren unglaublich produktiv, erfreuten sich großer Beliebtheit beim Publikum und schrieben farbenfrohe Musik, die brillant instrumentiert war. Zu Beginn erklingt die Kantate „Meine Seele erhebt den Herrn“, TWV 9:18 (Luthers Übersetzung des lateinischen „Magnificat anima mea Dominum“). Telemann hat sie für den Tag von Mariä Verkündigung komponiert. Deshalb trägt sie den Untertitel "Deutsches Magnificat". Simone Jung, die Leiterin des Kirchenchors St. Joseph, hat damit ein Werk ausgesucht, das zwei Bedeutungsebenen aufweist. Der Chor, der zum Teil rasante Sechzehntel-Läufe zu bewältigen hat, drückt die Größe und Macht Gottes aus. Den Solisten Teresa Boning (Sopran), Laura Hemingway (Alt), Christian Meister (Tenor) und Matthias Utz (Bass) dagegen obliegt es, die Barmherzigkeit und Güte des Allmächtigen darzustellen. Das Orchester von St. Joseph unter der Leitung von Simone Jung begleitet.

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Beim Konzert 2023 stand Simone Jung zum ersten Mal am Dirigentenpult des Kirchenchors St. Joseph. © Foto: privat
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Das Publikum in den Kirchen und Opernhäusern schätzte damals Telemann höher ein als Bach und Händel. Alle drei kannten und begegneten sich. Als Pikanterie am Rande wirkt heute folgender Umstand: 1722 lehnte Telemann, der sich gerade dafür entschieden hatte, ein Angebot als Künstlerischer Leiter der Hamburger Oper am Gänsemarkt anzunehmen, den Ruf ab, Thomaskantor in Leipzig zu werden. Stattdessen kam Johann Sebastian Bach zum Zuge, der damals für manche nur als "zweite Wahl" galt. Mit mehr als 3600 Werken ist Telemann einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Allein die Hälfte seines Nachlasses besteht aus 1400 erhaltenen Kirchenkantaten. Über ein derart voluminöses Schaffen verfügt Antonio Vivaldi nicht. Aber auch er war ein Vielschreiber mit immerhin rund 800 Kompositionen, darunter vielen Konzerten. Von ihm erklingt die Triosonate B-Dur op. 5 Nr. 5 mit den Solisten Angelika Besch (1. Violine), Katharina Schuller (2. Violine), Anita Schmid-Egger (Cello) und Waltraud Brod (Continuo). Der in Venedig geborene Komponist, Violinist und sogar katholische Priester (als solcher war er nur kurzzeitig tätig) zeigt in diesem Kammermusikwerk seine Meisterschaft, die zwischen filigranen, rhythmisch-pulsierenden und enthusiastischen Teilen changiert.

Zum Schluss des Konzerts kehren der Chor, das Orchester, die Solisten und die Dirigentin Simone Jung zu Georg Philipp Telemann zurück und intonieren die Kantate „Nun danket alle Gott“, TVWV 1:1166. Sie fordert die Mitwirkenden förmlich dazu auf, sie wie eine Hymne mit Fröhlichkeit und Inbrust zu singen und damit für einen festlichen Ausklang zu sorgen. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

TWV = Telemann-Werkeverzeichnis
TVWV = Telemann-Vokalwerke-Verzeichnis

Quelle Titelbild: Foto: F. Goslich
ID: 8223
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