Mit den Augen des Ablegers der historischen Baufirma Knittl, einst Pferdestall, später Arbeiterhäusel und Heimat der legendären „Schwarzen Gans“ geht der Leser auf Zeitreise in die Nachbarschaft, zum Seeuferstreifen nach Garatshausen sowie anderen noch ungeahnten Künstlersitzen. Zu finden ist der im Jahr 2019/2020 sanierte Protagonist in der Von-Kühlmann-Str. 5 in Tutzing, der mit seinem niedrigeren Anbau vom-Edeka-Nord-Parkplatz zu sehen ist.
Seine Schokoladenseite offenbart er, wenn man das Atelier der französischen Upcycling-Künstlerin Danielle Vochims besucht und bei ihm um die Ecke biegt. Der Lebensabschnitt, in der bei ihm die „Schwarze Gans“ zuhause war, dokumentiert eine analoge Zeit, in der sich Handwerker aus der ganzen Region zu jeder Tageszeit drinnen oder draußen zusammenfanden, auf ihre Art austauschten und ihre Lebensfreude teilten.
Gisela Krutina aus Tutzing entdeckte dazu wertvolle Fotos aus den Siebzigerjahren in ihrem Familienalbum. Sie wuchs mit den beiden älteren Generationen in dem heutigen etwa 170 qm großen Häuschen auf. Ihr Großvater war der Wirt der Kultstätte und ihr Vater Polier im Baugeschäft Knittl.
Zu viel soll nicht verraten werden. Aber man kann sagen, dass neben der „Schwarzen Gans“ und der Nachbarschaft viele andere spannende Geschichten beispielsweise über das Dienstpersonal samt Vierbeinern, die auf dem Anwesen von Hans Albers, Rudolf Reich oder der Witwe des Generals Ludendorff wohnten. Ihr Bekanntheitsgrad war ein anderer, ihr Leben aber deshalb nicht weniger interessant.
Das Buch soll ermutigen, historische Architektur und Bestandsimmobilien in zunehmend schwierigen Zeiten, in denen Wachstum an seine Grenzen stößt, zu erhalten. Wenn Steine sprechen könnten, würden sie die Bauentwicklung in Richtung Seelen- und Poesielosigkeit anmahnen, unter der Ästhetik und unsere Lebensqualität leiden.
Erhältlich ist das Buch (126 Seiten, 87 Abb.) in den Tutzinger Buchhandlungen sowie unter
www.villaknittl.de für € 22.
Foto Titelseite: Heidi Gläsener
Kommentar hinzufügen
Kommentare