Kultur
28.6.2024
Von vorOrt.news

Thomas Manns enge Bezüge zu Feldafing und Tutzing

Jubiläumsfeier im Benedictus Krankenhaus: „100 Jahre Zauberberg“

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Literarischer Genuss auf der Klinikterrasse: (von links) Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Dr. Max von Holleben, Artemed-Direktor Prof. Dr. Rainer Salfeld und Gernot Abendt © Artemed

Ein ganz besonderes Jubiläum freute man sich im Benedictus Krankenhaus Feldafing zu feiern – und wenngleich abseits des medizinischen Geschehens in der Klinik vor Ort, so doch mit einem inhaltlichen und örtlichen Bezug, den man hier seit vielen Jahren findet: Denn nicht nur spielt der „Zauberberg“ in einem Sanatorium (wenngleich sich dieses auch deutlich vom heutigen Klinikbetrieb des Benedictus Krankenhauses unterschied), nein: Unmittelbar benachbart zu
der zur Tutzinger Artemed-Gruppe gehörenden Feldafinger Klink, im sogenannten „Villino“, hat mit Thomas Mann einer der größten deutschen Schriftsteller seinerzeit viel Zeit verbracht und hier vor 100 Jahren sogar große Teile seines berühmten Werkes zu Papier gebracht. Auch zu Tutzing hatte Mann eine besondere Beziehung. In Tagebuch-Einträgen erzählte er von Spaziergängen in der Waldschmidtschlucht - damals „Waldschmied-Schlucht“ -, von Einkäufen in der Konditorei Dreher (später Hofmair, heute Restaurant Eschi’s) und im Geschäft Bodemann, vom Radeln, Segeln und Rudern. „Für den Kulturmenschen grenzt Natürlichkeit nahe an Wollust“, schrieb er 1920 in sein Tagebuch.

Diesem Erbe wusste man in Feldafing am gestrigen Donnerstag würdig Rechnung zu tragen: Zunächst entführte – bei strahlendem Sonnenschein auf der Klinikterrasse – das Münchner Ensemble „Herrenbesuch“ die etwa 60 geladenen Gäste musikalisch charmant in die Zeiten Thomas Manns. Im Anschluss kamen in der Thomas Mann-Lounge des Hauses die literarisch Interessierten auf ihre Kosten: Unter der spannenden Frage „Wieviel Zeitgeschichte steckt im ,Zauberberg?“ schlug Ehrengast und Referent Prof. Dr. Hans Wißkirchen den Bogen über 100 Jahre Zeit- und Literaturgeschichte und gab den Zuhörern literarisch wie auch ethisch und politisch einige Denkanstöße mit auf den Weg. Prof. Wißkirchen gilt als Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft und ehemaliger Direktor der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck inklusive des berühmten Buddenbrookhauses als einer der führenden deutschen Experten für den herausragenden Schriftsteller.

„Sie haben mir unglaubliche Lust gemacht, den Zauberberg wieder zur Hand zu nehmen und im Kontext Ihres Vortrags erneut zu lesen. Vielen Dank dafür!“, sprach am Ende Artemed-Regionaldirektor und Hausherr im Benedictus Krankenhaus Feldafing, Dr. Max von Holleben, den Zuhörern aus der Seele. Unter ihnen war auch Mitorganisator Gernot Abendt, der ehemalige Kulturreferent von Tutzing. Der leidenschaftliche Sammler und Literaturkenner war früher in der Feldafinger Fernmeldeschule als Oberstleutnant für das ganze Gelände verantwortlich. Ein Mitarbeiter informierte ihn eines Tages darüber, dass ein Gebäude auf dem Bundeswehrareal genau die Villa war, in der Thomas Mann lange gelebt und gearbeitet hatte. Dort war damals die Bauverwaltung der Fernmeldeschule untergebracht – und deren Leiter wollte das Haus eher in die Luft sprengen, als es zu verlassen. Der damalige Kommandeur traf eine andere Entscheidung. Auch nach dem Kauf des Grundstücks für die Klinik durch Artemed war es nicht von vornherein selbstverständlich, dass die Erinnerung an Thomas Mann in dem kleinen Gebäude wachgehalten werden würde. Abendt hat sich auch in diesem Fall maßgeblich dafür eingesetzt, und es ist abermals gelungen. So konnte der Jubiläumsabend gefeiert werden. Alle waren sich am Ende einig, dass man ihn unbedingt in Bälde wiederholen müsse – vielleicht schon im kommenden Jahr zum 150. Geburtstag Thomas Manns.

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