„Ich hoffe, dass Sie alle durch Tutzing eilen werden“, sagte Bürgermeister Ludwig Horn zu denen, die am Freitag der Eröffnung der „Tutzinger Kulturnacht“ ins Roncallihaus beiwohnten. Eilen? Tatsächlich: Wer möglichst viel von all den rund 30 Angeboten in Tutzing an diesem Abend mitbekommen wollte, musste ein ganz schönes Tempo vorlegen. Und viel Zeit bei den einzelnen Veranstaltungen verbringen durfte man dabei auch nicht. Sieben oder acht Veranstaltungen gleichzeitig innerhalb von einer Stunde - da wurde die Mitmachbereitschaft der Engagiertesten auf eine harte Probe gestellt.
Da die Kulturaktivitäten auch noch an verschiedenen Standorten stattfanden, die fußläufig zumindest jeweils ein paar Minuten voneinander entfernt waren, blieben fürs Zuschauen vielleicht jeweils fünf, sechs Minuten – maximal. Wer in der Akademie für politische Bildung oder im Traubinger Buttlerhof dabei sein wollte, musste sich noch viel mehr sputen. Es gab sehr vielseitig Interessierte, die versuchten, überall wenigstens kurz dabei zu sein. Aber um das zu schaffen, mussten sie schon ganz schön fit sein.
Einer von denen, die fast in alle Darbietungen dieser Kulturnacht hinein geschnuppert haben, war Ludwig Horn. Er hat auch Bilder für diese Seite beigesteuert, wofür wir uns herzlich bedanken. Als er am späten Abend ein wenig erschöpft, aber sichtlich zufrieden mit dem vielfältigen Kulturgeschehen seiner Gemeinde in der Rathaus-Tenne saß, interpretierten der Bluesrockgitarrist David und Richard Willbold, der Frontman der Tutzinger Band „Smile“, gerade „Hey Joe“, „Easy Livin‘“ und „Black Magic Woman“ so, als wollten sie die Selbstbeschreibung von Davids Band Davy Oz Band, die „lauteste und härteste Band Münchens“ zu sein, zum Abschluss dieser Kulturnacht noch kräftig bestätigen.
Aber das bekamen sowieso nur die mit, die so etwas mögen. Hinauf auf die Tenne, wo sich die Bands „Backporch“ und „Smile“ den ganzen Abend über abwechselten, haben sich viele andere, die bei verschiedenen Aufführungen dieser Kulturnacht dabei waren, ohnehin nicht begeben.
Überhaupt bleiben die jeweiligen Gruppen meist unter sich. Das ist eine Erfahrung, die sich in all den 17 bisherigen Tutzinger Kulturnächten immer wieder bestätigt hat. In den Schulen, wo die jungen Leute und ihre Lehrkräfte mit großer Begeisterung mitmachen, lauschten natürlich die Eltern und Großeltern den Darbietungen, genauso wie die Familienmitglieder der Kinder im Roncallihaus dabei waren, als der Nachwuchs der Tutzinger Gilde stolz einmarschierte und mit beachtlichem Können seine Tänze vorführte.
Zu den vielen anderen Veranstaltungen in Tutzing an diesem Abend „eilten“ zwar einige, die meisten aber nicht. Viele pickten sich überhaupt nur eine einzige Aufführung heraus, wunderten oder ärgerten sich gar über andere, die kamen und gingen, was notgedrungen zu einer gewissen Unruhe führte. Dabei macht gerade eine solche Betriebsamkeit, verbunden mit einer gewissen Eile von hier nach dort, die Spannung einer solchen Veranstaltungsfülle aus, die den Blick für die Reichhaltigkeit der Kultur enorm weiten kann. Diese „kulturelle Vielfalt in Tutzing“ – das Motto der Kulturnacht – hat sich aber längst nicht allen erschlossen, sondern nur denen, die sich darauf auch wirklich eingelassen haben.
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Comments
Tolles Programm, Schlag auf Schlag im Stundenrhythmus.
Nur liegen die Veranstaltungsorte - Tutzinger Mitte, Buchensee, Buttlerhof - teilweise doch zu weit auseinander um halbwegs rechtzeitig zu Fuß von hier nach dort zu gehen.
Ein spezieller Shuttledienst ist mir nicht bekannt, wäre aber eine Idee, um ungewollte "Autokorsos" zu verhindern?
Oder vorab vielleicht eine Mitfahrbörse anbieten? (zB: Biete / suche Mitfahrgelegenheit vom Rathaus zum Buttlerhof... Telefon, SMS oder Email...)
Die Blaskapelle in TRAUBING spielte unter Leitung ihres neuen Dirigenten hervorragend.
Am Ende habe ich doch wieder mehr Veranstaltungen besucht, als ich auf Grund des Programmes geplant hatte und wurde überall mitgerissen und bestens unterhalten bzw. informiert.
Herzlichen Dank!