Kultur
14.10.2024
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Tutzinger Brahmstage feierlich eröffnet

Auftakt gestern mit dem Henschel-Quartett - Vier weitere Konzerte bis zum 27. Oktober

Am Sonntag haben die diesjährigen Tutzinger Brahmstage mit einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung im Tutzinger Schloss, im Festsaal der Evangelischen Akademie, begonnen. Den Auftakt machte ein Kammermusikabend mit dem renommiergten Henschel-Quartett. Bereits zum 27. Mal findet der weit über Tutzing hinaus bekannte Konzertzyklus statt, der als Perle unter den deutschen Klassikfestivals gilt und jedes Jahr im Herbst Fans von nah und fern anzieht.

„Wir haben ein attraktives Programm zusammengestellt“, sagt Dr. Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage, der die zweiwöchige Veranstaltung in Kooperation mit den „Kunsträumen am See“ von Kulturgestalterin Elisabeth Carr organisiert. Am nächsten Wochenende gibt es ein Familienkonzert als besonderes Ereignis auch für Kinder und Jugendliche sowie ein Liederabend (20. Oktober), am dritten Wochenende folgen erstmals ein Salonkonzert mit begleitendem Menü (25. Oktober) sowie zum Finale ein Klavierabend (27. Oktober). Eintrittskarten sind sowohl online als auch in der Tutzinger Buchhandlung Held, Hauptstraße 70, erhältlich.

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Zwei sehr intensive Wochen erwarten die Verantwortlichen der Tutzinger Brahmstage: (von links) Dr. Andreas Dessauer, Elisabeth Carr und Manuela Schotter © L.G.
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Das Henschel-Quartett feiert in Tutzing sein Jubiläum

Das Henschel-Quartett, das zum Beginn der Brahmstage spielte, war erst vor kurzem von einer Japan-Tournee zurückgekommen Die vier Musiker Christoph Henschel (Violine), Daniel Bell (Violine), Monika Henschel (Viola) und Mathias Beyer-Karlshøj (Violoncello) legten Wert darauf, das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen ihres Quartetts in Tutzing zu feiern. Sie waren bereits für die ersten Brahmstage gebucht, sind aber bei den zweiten Brahmstagen erstmals aufgetreten. Sie wollen ein historisches Musikpult mitbringen, das schon Johannes Brahms benutzt haben soll.

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Schon ganz am Anfang bei den Brahmstagen dabei war das Henschel-Quartett, das in Tutzing diesmal sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hat © HPRemark Lounge

Nach dem großen Erfolg 2023 gibt es wieder ein Familienkonzert

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Wie man mit Musik Farben und Bilder erzeugen kann, will die Bratschistin Pamela Kremer beim Familienkonzert ergründen

Ein besonderes Highlight gerade auch für Kinder und Jugendliche dürfte ein Familienkonzert am Samstag, dem 19. Oktober im Roncallihaus sein. Vom ersten Konzert dieser Art im vorigen Jahr waren viele, die dabei waren, so begeistert, dass sich die Veranstalter entschlossen haben, auch diesmal wieder so ein Familienkonzert anzubieten.

Die Bratschistin Pamela Kremer, die die Leitung hat und die Moderation übernimmt, will unter dem Motto „Mit Johannes an der Brahms“ gemeinsam mit allen ergründen, „wie man mit Musik Farben und Bilder erzeugen kann“. Seit 2005 ist Pamela Kremer Mitglied des Staatsorchesters am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Regelmässig spielt sich auch als Gast beispielsweise bei den Münchner Philharmonikern und dem Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks. Neben ihrer Tätigkeit als Orchestermusikerin hat sie schon immer gern unterrichtet. Sie war Dozentin für Kammermusik bei der Jeunesse Musicals, arbeitete mit Streicherklassen und als private Musiklehrerin.

Viel Interesse gab es im Vorfeld des Familienkionzerts schon bei einem Malwettbewerb für Kinder bis 13 Jahre, den der Tutzinger Rotary-Club unterstützt hat und den die acht Jahre alte Tutzingerin Lucia Taboga mit einem Bild des Brahmspavillons gewonnen hat. Sieg mit buntem Pavillon Alle Bilder, die in die Wertung gekommen sind, werden beim Konzert gezeigt. Eintritt zahlen müssen beim Familienkonzert nur Erwachsene, Kinder nicht. Alle werden gebeten, Sitzkissen mitzubringen.

Glänzender Musiknachwuchs des Münchner Opernstudios wird in Tutzing präsentiert

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Der Leiter des Internationalen Opernstudios an der Bayerischen Staatsoper, Tobias Truniger, präsentiert in Tutzing herausragende Beispiele seiner erfolgreichen Nachwuchsarbeit © Wilfried Hösl

Das wichtige Thema Musik-Nachwuchs steht auch am Tag darauf, am Sonntag, dem 20. Oktober bei einem Liederabend im Festsaal der Evangelischen Akademie im Vordergrund. Tobias Truniger, der Leiter des Internationalen Opernstudios an der Bayerischen Staatsoper in München, wird zwei Sängerinnen und zwei Sänger präsentieren, die sich in diesem Studio glänzend entwickelt haben und wahrscheinlich bedeutende Karrieren vor sich haben: Eirin Rognerud (Sopran), Ekaterina Buachidze (Alt), Dafydd Jones (Tenor) und Pawel Horodyski (Bass). Am Klavier werden Byungdon Choe und Matteo Zoli spielen.

Dass niemand aus Deutschland dabei ist, könnte ein Hinweis auf die sehr hohe musikalische Qualität des musikalischen Nachwuchses in vielen Ländern sein, der zu einem beträchtlichen Konkurrenzdruck führt. Manuela Schotter, die künstlerische Leiterin des Festivals, weist darauf hin, dass aus den Konservatorien und Musikhochschulen allein in Deutschland jährlich etwa 8000 Absolventen „auf den Markt“ kommen. Aber an den deutschen Bühnen gebe es im Jahr nur etwa 250 Vakanzen, also zu besetzende Stellen. „Der große Apparat geht leider ein bisschen am Bedarf vorbei“, folgert die Tutzingerin. Sie befürchtet, es werde künftig immer schwieriger werden, mit der „Schwemme an Absolventen“ umzugehen. Das selbe Problem gebe es beim Schauspiel, sagt Elisabeth Carr. Bei den hervorragend ausgebildeten Leuten aus dem Opernstudio von Tobias Truniger sieht Manuela Schotter allerdings nicht das Risiko, „dass sie arbeitslos werden“.

Musikalischer Genuss mit Drei-Gänge-Menü beim ersten Tutzinger Salonkonzert

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Von der Idee einer musikalisch-kulinarischen Kombination waren die Geigerin Esther Schöpf und der Pianist Norbert Groh sofort begeistert © Isabelle Kroetsch

Ganz neu bei den Tutzinger Brahmstagen ist ein „Salonkonzert“, das am Freitag, dem 25. Oktober im Restaurant Theodor an der Bräuhausstraße stattfinden wird. Angekündigt wird „ein musikalischer Genuss mit Kleinodien Brahmsscher Walzer und Tanzkompositionen zum Drei-Gänge-Menü im gemütlichen Ambiente“. Manuela Schotter hat die musikalischen Salons in Wien, wo sie aufgewachsen ist, noch gut in Erinnerung. Brahms, Wagner und andere haben ihre Werke oft zunächst in Freundeskreisen und bei Geldgebern vorgetragen, erzählt sie, und dabei getestet, wie die Musik ankommt: „Brahms war Single, er hat sehr gern und auch viel gegessen und getrunken.“ Komponier habe er am liebsten in der Abgeschiedenheit, aber er habe noch nie eine Mahlzeit ausgelassen, soll er gesagt haben. Jede Essenszeit sei für ihn ein Fest. https://www.dw.com/de/der-verfressene-herr-brahms/a-510927

Das Salonkonzert beim Theodor lässt auch die großenteils vergessenen Zeiten der Hausmusik wieder aufleben. Die Geigerin Esther Schöpf und der Pianist Norbert Groh, die den Abend musikalisch gestalten werden, haben diesen Gedanken ebenso begeistert aufgegriffen wie der Chef des Restaurants und sein Koch, die gleich passende kulinarische Ideen hatten. Die Organisatoren sind sich sicher: „Wer Brahms näher und tiefer kennenlernen möchte, wird seine Liebe zur ‚einfachen‘ und von der Volksmusik inspirierten Schaffensquelle nicht übersehen können.“

Mit Klavierwerken zu den Wurzeln von Brahms

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Der bekannte Pianist Florian Uhlig spielt zum Abschluss des Tutzinger Festivals Klavierwerke von Brahms und Schumann © Marco Borggreve

Zu den Wurzeln von Johannes Brahms, der anfänglich nur für Klavier komponiert hat, kehrt das Tutzinger Festival beim Finale zurück: Der international gefragte und vielfach ausgezeichnete Pianist Florian Uhlig spielt am Sonntag, dem 27. Oktober im Festsaal der Evangelischen Akademie Werke von Robert Schumann und Brahms, die sich, wie die Veranstalter erinnern, „in kreativer Verbundenheit und Freundschaft begegnet sind“.

Zwei „sehr intensive Wochen“ werden es in Tutzing werden, erwartet Elisabeth Carr. Finanziell ist die Organisation solcher Festivals mit qualitativ hochwertigen Programmen zwar schwer, ähnlich wie beispielsweise beim Fünfseen-Filmfestival, dessen Fortbestand der Gründer deshalb als unsicher bezeichnet hat. Daraufhin hat der Starnberger Stadtrat vor wenigen Tagen Zuschüsse für die Filmfestivals in den nächsten beiden Jahren beschlossen.

Finanzielle Unterstützung gibt es auch bei den Brahmstagen. Die Gemeinde Tutzing, der Landkreis Starnberg, das bayerische Wissenschaft- und Kunstministerium, die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg und der Rotary-Club Tutzing sponsern das Festival. Doch Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises, macht kein Geheimnis daraus, dass die finanziellen Sorgen trotzdem ein ständiger Begleiter sind. „Zusagen für die Förderung kriegen wir so spät“, berichtet er, „dass wir zu diesen Zeitpunkten die Verträge bereits unterschrieben haben.“ Die Vorgespräche seien immer nur mündlich, es sei jedes Jahr ein Risiko. „Das ist ein ganz großes Thema“, sagt Manuela Schotter, „deshalb braucht man viel Begeisterung für die Musik – und man braucht Zuschauer.“

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Zwei, die seit langer Zeit zusammengehören: Tutzing und die Brahmstage © L.G.
Quelle Titelbild: HPRemark Lounge
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