Kultur
13.10.2024
Von vorOrt.news

Ein Höhepunkt der regionalen Kulturszene

Die Brahmstage sind weit über Tutzing hinaus bekannt - Interview mit Andreas Dessauer und Manuela Schotter

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Johannes Brahms verbrachte 1873 einen Sommer in Tutzing © Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck

Am Starnberger See werden sie gern mit den Bregenzer Festspielen verglichen. Auch überregional gelten die "Tutzinger Brahmstage" als hochkarätig, die heute, am Sonntag, begonnen haben und bis zum 27. Oktober dauern.

Veranstalter ist der Freundeskreis Tutzinger Brahmstage in Kooperation mit den KunstRäumen am See von Kulturgestalterin Elisabeth Carr. Auf dem Programm stehen fünf Konzerte: ein Kammermusikabend, ein Liederabend, ein Salonkonzert, ein Klavierabend sowie zum zweiten Mal ein Familienkonzert.

Im Interview erläutern Andreas Dessauer, Vorsitzender des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage sowie die künstlerische Leiterin, Manuela Schotter, was Klassikfans diesmal erwartet und was sich der Freundeskreis von Unterstützern wünscht.

Die Tutzinger Brahmstage werden in diesem Herbst zum 27. Mal veranstaltet. Sie gelten in der Szene als Perle der deutschen Klassikfestivals. Was macht sie so ganz besonders?

Andreas Dessauer:
Das sehr persönliche Ambiente von kleinen Konzerträumen in wunderschöner Lage - wie zum Beispiel dem Festsaal der Evangelischen Akademie - mit international gefragten Künstlern begeistert bereits seit 27 Jahren ein aufmerksames Publikum. Dabei spielen Brahms‘ Kompositionen zwar eine zentrale Rolle, werden aber von interessanten Werken von Komponisten aus gleicher Zeit bis zur Neuzeit umrahmt.

Manuela Schotter:
Der direkte Bezug zu Tutzing geht auf den Aufenthalt des Komponisten in unserem schönen Ort zurück. Die Konzerte im Oktober sind seit Jahren ein Höhepunkt der regionalen Kulturszene, mittlerweile aber über die Region hinaus bekannt und beliebt. Das Ambiente der Spielstätten ist einzigartig und stimmungsvoll. Es ist dem Kulturmanager Christian Lange zu verdanken, dieses wertvolle Potenzial erkannt und die „Brahmstage“ ins Leben gerufen zu haben. Er wohnte damals schon lange in Tutzing und war meines Wissens wie Brahms ein gebürtiger Hamburger.

Es wäre wunderbar, wenn wir für zukünftige Musikfestivals einen Hauptsponsor fänden, der eine solide Basis für das Fortbestehen der Tutzinger Brahmstage garantieren könnte. Andreas Dessauer, Vorsitzender des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage
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Die "Tutzinger Brahmstage" gelten als Perle der deutschen Klassikfestivals. Manuela Schotter und Andreas Dessauer bieten in diesem Jahr auch manche interessante Neuheit.

Worauf können sich Klassikfans in diesem Jahr besonders freuen? Was ist neu?

Manuela Schotter:
Es werden wieder fünf Veranstaltungen geplant. Die Eröffnung macht das renommierte Henschel-Quartett am 13. Oktober. Das Quartett war bereits Gast der Brahmstage und feiert hier mit diesem Konzert sein 30-jähriges Bestehen.

Andreas Dessauer:
Ein besonderer Liederabend erwartet die Zuhörer am 20. Oktober. Mehrere Stimmlagen von jungen Künstlern werden dieses innovative Brahmstage-Konzert bereichern.

Manuela Schotter:
Das Internationale Opernstudio der Bayerischen Staatsoper gestaltet in Tutzing diese Liederwerkstatt. Sein künstlerischer Leiter Tobias Truniger moderiert den Abend. Vier Sängerinnen und Sänger und zwei Pianisten werden einen bunten Bogen rund um Johannes Brahms präsentieren.

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Besonderes Ambiente: Der Festsaal der Evangelischen Akademie im Tutzinger Schloss bei einem Konzert der Brahmstage © Freundeskreis Tutzinger Brahmstage

Andreas Dessauer:
Ebenfalls neu wird ein Salonkonzert mit Menü-Begleitung im Restaurant Theodor sein. Die beiden Künstler Esther Schöpf und Norbert Groh werden eine besondere Nähe zu den Zuhörern herstellen und ihnen einen genüsslichen Abend gestalten.

Manuela Schotter:
Beim diesem komplett neuen Salonkonzert am 25. Oktober gibt es Salonmusik kombiniert mit einem abgestimmten Drei-Gänge-Menü inklusive Empfang in der Sky-Lounge.

Andreas Dessauer:
Pamela Kremers Familienkonzert wurde letztes Jahr zum Überraschungserfolg, so dass das Format am 19. Oktober in die Verlängerung geht, diesmal kombiniert mit einem Malwettbewerb für Kinder.

Manuela Schotter:
Den Abschluss macht der international bekannte Pianist Florian Uhlig mit einem Klavierabend am 27. Oktober. Auch er konzertiert nicht zum ersten Mal in Tutzing, und auch er stellt Brahms mit seinem Freund und Mentor Robert Schumann in den Mittelpunkt seines Programms.

Immer mehr tritt der Musikunterricht in den Schulen in den Hintergrund. Es ist so wichtig, gerade Kindern die Schönheiten der klassischen Musik zu vermitteln. Manuela Schotter, künsterische Leiterin der "Tutzinger Brahmstage"
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Brahms-Denkmal, Brahmspromenade, Brahmspavillon, Brahmstage: In Tutzing gibt es viele Erinnerungen an den Komponisten, der von diesem Ort schwärmte © L.G.

Das im vergangenen Jahr erstmals veranstaltete Familienkonzert wird es auch diesmal wieder geben. Dazu wurde ein Malwettbewerb ausgerufen. Was ist die Idee dahinter?

Andreas Dessauer:
Dies ist eine Weiterentwicklung der Idee, Kinder früh und spielerisch an die klassische Musik heranzuführen. Sie sollen bereits vor dem Konzert Teil der Gestaltung werden und ihre künstlerischen Fähigkeiten entdecken – was so wichtig ist, zumal Kunst und Musik in der Schule leider immer weniger gefördert werden. Das prämierte Bild wird in einen Sonderflyer umgewandelt.

Manuela Schotter:
Mein Gedanke dazu: Immer mehr tritt der Musikunterricht in den Schulen in den Hintergrund. Es ist so wichtig, gerade Kindern die Schönheiten der klassischen Musik zu vermitteln.

Das Festival wird von Ehrenamtlichen organisiert. Was sind jedes Jahr die Herausforderungen? Was steht auf der Wunschliste der Organisatoren ganz oben?

Andreas Dessauer:
Die Budgetfragen stehen jedes Jahr im Mittelpunkt: Können wir international gefragte Künstler trotz relativ kleinem Honorarrahmen für die Tutzinger Brahmstage gewinnen? Werden die Konzerte von möglichst vielen Musikinteressierten besucht? Können wir genügend Fördermittel und Spenden sammeln, um die Finanzierung zu gewährleisten? Die zunehmenden Kosten für Werbemittel, Annoncen, Organisation und auch Honorare sind auch für Musikfestivals eine große Herausforderung, zumal wir schon zufrieden sein müssen, wenn die Fördermittel von Gemeinde, Land, Bezirk und Ministerium nicht gekürzt werden. Es wäre wunderbar, wenn wir für zukünftige Musikfestivals einen Hauptsponsor fänden, der eine solide Basis für das Fortbestehen der Tutzinger Brahmstage garantieren könnte.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Im "Brahms-Pavillon" hat Johannes Brahms 1873 während seines Sommeraufenthalts in Tutzing unter anderem die Haydn-Variationen komponiert © L.G.

Johannes Brahms verbrachte 1873 einen Sommer lang in Tutzing und ließ sich von der schönen Landschaft zum Komponieren inspirieren. "Tutzing ist weit schöner, als wir es uns vorstellen konnten", schrieb Brahms damals. "Eben hatten wir ein prachtvolles Gewitter; der See war fast schwarz, an den Ufern herrlich grün, für gewöhnlich ist er blau, doch schöner, tiefblauer als der Himmel, dazu die Kette schneebedeckter Berge - man sieht sich nicht satt." Eindrücke, die Brahms zu bedeutenden Kompositionen wie den berühmten Haydn-Variationen op. 56 inspirierten.

Veranstalter der Tutzinger Brahmstage ist der gleichnamige in Tutzing ansässige Freundeskreis in Kooperation mit den KunstRäumen am See von Kulturgestalterin Elisabeth Carr. Der Konzertzyklus am oberbayerischen Starnberger See gilt als Perle unter den deutschen Klassikfestivals und zieht jedes Jahr im Herbst Fans aus Nah und Fern an. Der Freundeskreis Tutzinger Brahmstage zählt derzeit rund 160 Mitglieder.

Online-Tickets im Vorverkauf und weitere Infos:
www.tutzinger-brahmstage.de
https://kunstraeume-am-see.de/veranstaltungen/tutzinger-brahmstage-2024/

Sponsoren der "Tutzinger Brahmstage":
Landratsamt Starnberg
Gemeinde Tutzing
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (vertreten durch den Bayerischen Musikrat)
Bezirk Oberbayern
Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
Rotary Club Tutzing
Peter Maffay

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