Kultur
20.9.2023
Von Lorenz Goslich

Brahmstage

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Brahmstage mit Jazz und Tatort-Kommissar
Voller origineller Ansätze stecken die „Tutzinger Brahmstage“ im Oktober. Die Veranstalter beschreiten manche unkonventionellen Wege. Sogar Schauspieler wie Udo Wachtveitl und Peter Weiß haben sie gewonnen.
Tutzing - Der Monat Oktober steht ganz im Zeichen der „Tutzinger Brahmstage“. Bereits zum 26. Mal findet das weithin bekannte Musikfestival statt. Vom 8. Oktober bis zum 26. Oktober wird es fünf Konzerte geben. Den Veranstaltern ist es gelungen, prominente Künstler für Auftritte in Tutzing zu gewinnen, so das Mandelring-Quartett, den Bariton Christoph Pohl, den Pianisten Tobias Krampen, das Diogenes-Streichquartett oder die Schauspieler Udo Wachtveitl und Peter Weiß.
Die Brahmstage heben sich mit ihrer ausgefallenen Gestaltung von vielen anderen Musikfestivals ab. Das Programm ist voller origineller Ansätze und neuer Ideen, die den Grundcharakter der ernsten Musik mit musikalischer Vielfalt und weiteren Ergänzungen förmlich auffächern. Da spannt sich der Bogen von einem Abend „Brahms meets Jazz“ über ein Konzert „Brahms goes Organ“ mit „Improvisation als Klang-Performance“ bis zu einem erstmals organisierten „Familienkonzert“ mit Mitmachaktionen, zu dem die Kinder Sitzkissen mitbringen sollen, um ganz vorn mit dabei zu sein. Zum Programm gehört auch ein von dem Tutzinger Musiklehrer Thomas Zagel organisierter musikhistorisch-literarischer Spaziergang zu den Lieblingsplätzen von Johannes Brahms, der vor genau 150 Jahren einen Sommer in Tutzing verbracht hat. Bis ganz in die Nähe des berühmten Brahmspavillons soll der Weg führen, allerdings nicht hinein in das Gebäude, denn das möchte dessen Besitzer nicht.
Exemplarisch für die Aufgeschlossenheit der Mitwirkenden kann das Konzert „Brahms meets Jazz“ gelten: Das Diogenes-Streichquartett wird dabei zusammen mit dem Jazzgeiger Max Grosch „atemberaubende Jazzimprovisationen in Verbindung mit klassischer Musik“ bringen, wie es die Veranstalter formulieren. Die einen sehen solche Kombinationen kritisch, die anderen wissen sie besonders zu schätzen, weiß Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage: „Ich kenne Tutzinger“, sagt er, „die sagen, sie kommen nur zu diesem Konzert.“ Wie weit dürfen solche musikalischen Erweiterungen gehen - vielleicht auch bis hin zur Einbeziehung von Rockmusik? „Wenn Peter Maffay sagen würde, ich trete mit meiner Gitarre auf, könnte man sich so etwas durchaus vorstellen“, meint Dessauer. Man könne einen Teil der Einnahmen für seine Stiftung zu verwenden, ergänzt Elisabeth Carr, die Leiterin der Starnberger „KunstRäume am See“, die die Brahmstage zusammen mit dem Freundeskreis organisieren. Nach ihren Worten zeichnet es die Brahmstage ohnehin aus, dass es bei ihnen immer wieder Innovationen gebe.
Dafür steht mit seinem Auftritt in Tutzing auch Udo Wachtveitl, der vor allem als Münchner „Tatort“-Kommissar bekannt ist. Er sei eher von der Pop- und Rockmusik der 68er-Generation geprägt, sagte er in einem Interview mit „BR-Klassik“, und habe erst später zur ernsten Musik gefunden. Als Haushofmeister ist er aber inzwischen schon an der Bayerischen Staatsoper in "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss aufgetreten. Das war sein erster künstlerischer Ausflug in die Opernwelt. Bei den Tutzinger Brahmstagen wird er der Erzähler sein, wenn Bariton Christoph Pohl und Pianist Tobias Krampen einen Liederabend mit Romanzen von Brahms - „Die schöne Magelone“ - präsentieren.
Innovatives wird auch der Kirchenmusiker Werner Zuber beisteuern, der Organist von Tutzings katholischer Pfarrei. Er hat sich mit Orgelimprovisationen einen Namen gemacht. Die Sandtner-Orgel in der Kirche St. Joseph ist nach Überzeugung der Organisationen bestens geeignet für „dieses neue Klangrausch-Projekt“, denn ihr Schwellwerk sei speziell für die romantische Klanggestaltung konzipiert. Im musikalischen Programm findet man weitere Tutzinger Bezüge. Das „Reiter-Quartett“, das das Mandelring-Quartett beim Eröffnungskonzert am 8. Oktober spielen wird, hat Johannes Brahms beispielsweise vor 150 Jahren bei seinem Sommeraufenthalt in Tutzing komponiert. Und die aus Österreich stammende künstlerische Leiterin der Brahmstage, die Konzert- und Opernagentin Manuela Schotter, ist seit 1994 Wahl-Tutzingerin. nz


Gesperrte Straße neben Musikfestival
Tutzings Ortsmitte ist während der bevorstehenden Brahmstage gesperrt. Unweit der nicht durchgehend befahrbaren Hauptstraße, im Schloss, finden zwei der Veranstaltungen statt. Die Aufführungsorte sind aber erreichbar. Die Organisatoren hoffen, dass trotz der Einschränkungen alles gut klappen wird. „Wir empfehlen, im Ort zu parken“, sagt Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage. Die künstlerische Leiterin Manuela Schotter ist sich sicher: „Die Künstler werden gut zu uns kommen, viele von ihnen sind ja ortskundig.“ Man werde den Mitwirkenden genau erklären, sagt Dessauer, wie sie sich über die Mosignore-Schmidt-Straße zur Akademie bewegen können. nzt

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Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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