Kultur
20.6.2022
Von vorOrt.news

Perlen der ernsten Musik

Die Musikfreunde Tutzing haben den Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis erhalten

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Voller Musik war gestern Abend die Tutzinger Würmseehalle

Seit mehr als 50 Jahren gibt es den „Freundeskreis zur Förderung der Musik in Tutzing e.V.“, besser bekannt als „Musikfreunde Tutzing“. Das Jubiläum war zwar eigentlich schon im vorigen Jahr: 1971 hatten sich musikbegeisterte Einheimische ehrenamtlich und mit großem Engagement zu diesem Verein zusammengeschlossen. Eine ausgiebige Feier mit einem Festkonzert fand aber am Sonnagabend statt. Die Gemeinde Tutzing hat diese Gelegenheit für eine hohe Auszeichnung genutzt: Sie hat den Musikfreunden ihren „Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis“ verliehen.

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In den 50 Jahren ihres Bestehens haben die Musikfreunde Tutzing Abonnenten und anderen Gästen eine breite Vielfalt der ernsten Musik nahegebracht und viele renommierte Interpreten aus dem In- und Ausland nach Tutzing geholt. Immer wieder lädt der Verein auch vielversprechende junge Musiker ein, die unter dem Titel „Stars von morgen“ auftreten.

Die Konzerte finden meist im Tutzinger Schloss statt, das für die „Schloss-Konzerte“ längst bekannt ist. Es gab aber auch schon oft Aufführungen mit bis zu 500 Besucherinnen und Besuchern in der Würmseehalle, der Kirche St. Joseph oder im Schlosshof. Anlässlich der Verleihung des Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreises hat die Gemeinde Tutzing hervorgehoben, dass der Verein mit seinen Angeboten musikinteressierte Menschen nicht nur in Tutzing, sondern weit darüber hinaus erfreue.

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Bekannte Werke von Mozart und Schubert

Für ihren Jubiläumsabend, der in der Würmseehalle stattfand, haben die Musikfreunde unter ihrem Vorsitzenden Prof. Reiner Ginzel hochkarätige Künstler gewonnen: Das Georgische Kammerorchester war in großer Besetzung in Tutzing zu Gast.

Von seinen Mitgliedern bekamen die Festgäste unter Ginzels Leitung echte Perlen der ernsten Musik serviert. Ihre Interpretationen der Sinfonie Nr. 40 in g-moll KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart und der Sinfonie Nr. 5 in B-Dur D 485 von Franz Schubert begeisterten das Publikum.

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Perlen der ernsten Musik steuerte das Georgische Kammerorchester zur Jubiläumsfeier bei

Tutzinger Uraufführung zum Jubiläum: Brahms-Reflexionen von Reiner Ginzel

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Ein kleiner Ausschnitt aus der reichhaltigen Interpretenschar der Musikfreunde in jüngerer Zeit: (oben v.l.) das Ma'alot-Quintett, das Duo Viennese und (unten) die Dresdner Kapellsolisten © Musikfreunde Tutzing / Andi Frank / Irène Zandel / L.G. / pixabay

Als besonderes Schmankerl gab es außerdem eine richtige Tutzinger Uraufführung: Reiner Ginzel hat am Sonntag beim Festkonzet zum ersten Mal seine „Brahms-Metamorphose Nr. II“ aufgeführt. Der Cellist, Dirigent, Komponist und Professor der Hochschule für Musik und Theater München reflektiert in diesem Stück auf musikalisch sehr beeindruckende Weise die Werke, die Johannes Brahms in Tutzing komponiert oder vollendet hat, nämlich die beiden Streichquartette op. 51 und die Haydn-Variationen.

Die Verleihung des Kulturpreises fand fast auf den Tag genau 140 Jahre nach Wilhelm Hausensteins Geburt am 17. Juni 1882 statt. Der Sohn eines großherzoglichen Finanzbeamten war ein universal gebildeter Mensch, Kulturhistoriker, Journalist bei namhaften Medien und Diplomat. Er wandte sich gegen den Nationalsozialismus und den Antisemitismus. Er und seine jüdische Frau Margot, mit der er seit 1932 in Tutzing lebte, waren im Krieg in großer Gefahr.. Seine Veröffentlichungen wurden verboten, er verlor seine Stelle.

Schon bald nach Kriegsende trugen amerikanische Offiziere Wilhelm Hausenstein die Chefredaktion einer neuen großen Tageszeitung an. Er lehnte das Angebot ab, schlug aber den Titel des neuen Blatts vor: Süddeutsche Zeitung. 1950 übernahm er auf Bitten von Bundeskanzler Konrad Adenauer das Amt eines Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland in Paris. Zwar sei Hausenstein kein Politiker, sagte Adenauer, doch er sei Katholik, Humanist und ein „homme de lettres“, außerdem sei er frankophil und einer der wenigen, die die dunklen Jahre unbefleckt überstanden hätten. 1953 wurde Hausenstein zum ersten Botschafter der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg in Paris ernannt. Zu seinem Abschied 1955 verlieh ihm Frankreich als erstem Deutschen nach Jahrzehnten den Titel „Grand Officier de la Légion d'Honneur“. Am 3. Juni 1957 starb Hausenstein in München.

Highlights der Tutzinger Musikfreunde:

http://www.musikfreunde-tutzing.info/Highlights

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