
Mit ihrem Toleranz-Preis in der Kategorie „Zivilcourage“ zeichnet die Evangelische Akademie Tutzing in diesem Jahr Christian Stückl aus. Der gebürtige Oberammergauer ist Intendant des Münchner Volkstheaters und Leiter der Oberammergauer Passionsspiele.
Mit dem nicht dotierten Ehrenpreis würdigt die Akademie nach Angaben ihres Direktors Udo Hahn Stückls „langjähriges Engagement gegen Antisemitismus". Seine Inszenierungen wie „Ghetto“ (Joshua Sobol), „Der Stellvertreter“ (Rolf Hochhuth), „Nathan der Weise“ (Gotthold Ephraim Lessing), „Hiob“ (Joseph Roth) oder „Der Kaufmann von Venedig“ (William Shakespeare) seien leidenschaftliche Plädoyers gegen Rassismus und Antisemitismus.
Nach Hahns Worten leistet Stückl damit „in der Welt des Theaters einen unverzichtbaren und unübersehbaren Beitrag zur Verständigung, dass in einer pluralen Gesellschaft Menschen unterschiedlicher religiöser Herkunft friedlich zusammenleben können“. Überdies habe er als Leiter der Oberammergauer Passionsspiele Mut und Überzeugungskraft bewiesen, diese von Anti-Judaismen zu befreien und so zur notwendigen Versöhnung zwischen Christen und Juden beigetragen.
Die 42. Oberammergauer Passionsspiele, deren Premiere für den 16. Mai diese Jahres geplant war, sind wegen der Corona-Pandemie auf das Jahr 2022 verschoben worden.



Grundlage für die Verschiebung der Passionsspiele ist ein Bescheid des Landratsamts Garmisch-Partenkirchen, der die Durchführung der Oberammergauer Passionsspiele untersagt. Die Veranstalter hatten in diesem Jahr rund 450 000 Zuschauer aus aller Welt zu insgesamt 103 Vorstellungen erwartet. Christian Stückl ist seit 1987 Spielleiter der Passionsspiele, die er grundlegend reformiert hat.
Die Passionsspiele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte. Dieses Gelübde wollen sie weiterhin erfüllen. Daher beginnen derzeit die Planungen, das Passionsspiel 2022 zur Aufführung zu bringen. Die Premiere ist für den 14. Mai 2022 vorgesehen. Bereits in der Vergangenheit kam es zu Verschiebungen oder gar Absagen der Passionsspiele. 1770 konnten die Passionsspiele aufgrund eines Generalverbotes nicht stattfinden, 1940 verhinderte der Zweite Weltkrieg eine Aufführung. Zum Passionsspiel 1920 beschloss der Gemeinderat, die Vorbereitungen für die Passion angesichts der hohen Zahl an Gefallenen des 1. Weltkrieges nicht voranzutreiben, jedoch konnten die Passionsspiele 1922 nachgeholt werden.
Stückl war schon an den Münchner Kammerspielen sowie als freier Regisseur unter anderem in Hannover, Frankfurt, Wien und Bonn tätig. Als Regisseur wirkte er an der Bayerischen Staatsoper in München, an der Staatsoper in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen, am Schauspielhaus Zürich und an der Staatsoper Hamburg und am Wiener Burgtheater. 2014 erhielt er den Theaterpreis der bayerischen Landeshauptstadt München.
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Michael Teubig
KurTheater Tutzing