Die Tutzinger Brahmstage waren auch in diesem Jahr ein großer Erfolg. Trotz aller Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie konnte das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte Musikfestival stattfinden - in weit beschränkterem Rahmen als sonst, aber mit ebenso vielseitigen wie anspruchsvollen Aufführungen, die die Besucher in ihren Bann gezogen haben.
Am Sonntag fand im Tutzinger Schloss das Finale der Brahmstage statt - mit einem Konzert, das besondere Aufmerksamkeit verdiente. Der wohl weltweit vielseitigste Cellisten Wen-Sinn Yang, der vielfach ausgezeichnete Pianist Michael Schäfer und die von Konzertkritikern immer wieder hoch gelobte Ilona Then-Berg an der Geige spielten ein Variations-Klaviertrio von Ludwig van Beethoven, das man selten hören kann, und das zweite Klaviertrio in C-Dur von Brahms.
Kunst und Kultur auch in Pandemie-Zeiten
„Wir wollen Kunst und Kultur auch in Pandemie-Zeiten fördern“: So hat es Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises Tutzinger Brahmstage, vor Beginn des Festivals formuliert. Dieses in dieser Zeit schwierige Ziel darf als erreicht gelten.
Der international gefeierte Pianist Juan Pérez Floristán hat das Festival im gut besuchten Tutzinger Schloss mit einem anspruchsvollen Klavierabend eröffnet, der wegen der Corona-Vorkehrungen gleich kurz darauf noch ein zweites Mal stattgefunden hat - sozusagen ein "doppelter" Auftakt.
Der Spanier, der bereits in fast allen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika und in Asien konzertierte, hat ein Klavier-Recital vorgetragen: das Scherzo es-Moll op. 4 und die Intermezzi op.117 von Johannes Brahms sowie die Papillons op. 2 von Robert Schumann. Anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens spielte Floristán außerdem dessen berühmte Appassionata, die Klaviersonate f-Moll op. 57.
Weiter ging es ein paar Tage später mit einem Konzert der vielfach ausgezeichneten Raphaela Gromes am Cello und Julian Riem, ihrem äußerst vielseitigen Partner am Klavier. Sie spielten von Richard Strauss die Walzererfolge aus der Oper „Der Rosenkavalier“ sowie die bislang verschollene erste Sonate F-Dur op. 5, außerdem von Brahms die großartige zweite Cello-Sonate F-Dur op. 99 und den Ungarischen Tanz Nr. 5 fis-Moll.
Am Freitag dieser Woche schließlich gab es einen hochinteressanten Ausflug in die Umgebung von Johannes Brahms. Das renommierte Künstlerpaar Esther Schöpf und Norbert Groh stellte mit Violine und Klavier zehn kürzere Stücken von Komponisten aus dem Umfeld des Komponisten vor - quasi eine Reise zu seinen äußeren und inneren Lebenssituationen.
Wegen der Corona-Lage ist das Programm dieser 23. Tutzinger Brahmstage etwas kürzer ausgefallen als sonst. In den Aufführungsstätten - dem Tutzinger Schloss, Sitz der renommierten Evangelischen Akademie, und der Aula des Tutzinger Gymnasiums - wurden die Sicherheitsregeln sehr ernst genommen. Für Elisabeth Carr von den KunstRäumen am See, die seit Jahren mit den Tutzinger Brahmstagen kooperieren, war trotz aller aktuellen Probleme klar, dass die Entscheidung, an dem Festival festzuhalten, richtig war: „Wir setzen mit den Brahmstagen auch ein Zeichen.“
Von nah und fern kommen Liebhaber ernster Musik nach Tutzing
Die ersten Tutzinger Brahmstage hatten zum 100. Todestag des Komponisten im Oktober 1997 stattgefunden. International gefeierte Opernstars wie Jonas Kaufmann, Hermann Prey, Christian Gerhaher, Michael Volle oder Franz Hawlata sowie herausragende Musiker traten hier schon auf und interpretierten Werke von Brahms und anderen Komponisten.
Der vom Freundeskreis Tutzinger Brahmstage in Kooperation mit den KunstRäumen am See von Elisabeth Carr veranstaltete Konzertyklus zieht jedes Jahr im Herbst Liebhaber ernste Musik von nah und fern an. Derzeit zählt der Freundeskreis 160 Mitglieder.
Mehr zu den Tutzinger Brahmstagen:
Uraufführung im Pavillon
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