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Wettstreit um Glasfaser-Ausbau in Tutzing

Deutsche Telekom heute im Gemeinderat – Informationsveranstaltungen von Liberty Networks

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In München ist die Deutsche Telekom mit Glasfaser aktiv: Ihr Deutschland-Chef Srini Gopalan zieht hier gewissermaßen mit Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner an einem Strang © Frank Boxler

Um den Glasfaser-Ausbau in Tutzing scheint ein Wettstreit zu entbrennen. Ein Anbieter namens „Liberty Networks Germany“ lädt am Donnerstag und in der nächsten Woche zu zwei Informationsveranstaltungen ein, um auf sein Angebot aufmerksam zu machen. Aber auch die Deutsche Telekom will in Tutzing auf diesem Gebiet aktiv werden. Sie stellt am heutigen Dienstag, im Gemeinderat ihr Konzept vor. Die Sitzung findet im Traubinger Buttlerhof statt, Beginn ist um 19 Uhr.

Liberty Networks war schon früher dran: Dieses Unternehmen war mit der Präsentation seines Glasfaser-Angebots namens "helloFiber" schon in der Dezember-Sitzung des Gemeinderats an der Reihe. Zuvor waren Liberty-Vertreter auch schon im Feldafinger Gemeinderat. Der hat ihr Konzept einstimmig befürwortet. In Tutzing gab es keinen solchen Beschluss – da verhielten sich die Kommunalpolitiker abwartend.

Der Glasfaser-Ausbau gilt als wichtig für die verstärkte Nutzung moderner Kommunikationstechniken über Internet. Klagen über schlechte Verbindungen gibt es in Tutzing zur Genüge. Den kräftig steigenden Datenverbrauch können die Kupferleitungen nach Überzeugung von Experten nicht mehr bewältigen. Hochleistungsfähige Glasfaserkabel, die Lichtwellen übertragen, sollen es ermöglichen, riesige Datenmengen schnell zu laden, Filme in hoher Qualität störungsfrei anzusehen und viele andere Anwendungen problemlos zu nutzen.

Bürgermeisterin Greinwald lehnt Kooperationsvertrag ab

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Liberty und Deutsche Telekom sind nicht die einzigen: Auch das Unternehmen Vodafone beispielsweise engagiert sich beim Glasfaser-Ausbau, hier bei einem Spatenstich © Vodafone

Bürgermeisterin Marlene Greinwald begrüßt den sich abzeichnenden Ausbau. Es scheint ihr aber gar nicht so unlieb zu sein, dass sich jetzt eine Konkurrenz um dieses lukrative Geschäft andeutet. Schon die Präsentation von Liberty im Dezember war im Gemeinderat mit einiger Zurückhaltung verfolgt worden. Das Unternehmen wollte nämlich einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde abschließen und auch weitere Unterstützung durch die Kommune vereinbaren. Von einem Kooperationsvertrag hat aber der Bayerische Gemeindetag den Kommunen abgeraten. Alle Anbieter müssten aus Wettbewerbsgründen gleich behandelt werden. Bürgermeisterin Greinwald gibt sich entschlossen: „Wir werden keinen Kooperationsvertrag machen.“

Im Gemeinderat hat sich die Tutzinger Rathauschefin schon verwundert darüber geäußert, dass die Deutsche Telekom erst jetzt auf diesen Zug aufspringt. Es gibt auch andere Glasfaser-Anbieter von der "Deutschen Glasfaser" über "M-net" bis zu "Vodafone", aber von denen ist in Tutzing aktuell bisher keiner aktiv geworden. Aufmerksam verfolgt Greinwald auch Berichte aus anderen Regionen, in denen die Verantwortlichen bei manchen Anbietern nicht immer zufrieden mit den Begleiterscheinungen des Glasfaser-Ausbaus sind. Da habe es schon einigen Ärger mit den Straßen gegegeben, sagt sie, weil offenbar „schludrig“ gearbeitet worden sei. "Das ist ein bisschen meine Sorge", sagt die Bürgermeisterin.

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Wichtige Messlatte: 35 Prozent der Tutzinger Haushalte sollen schon im Vorfeld zustimmen

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Auffallende Werbung für den Glasfaser-Ausbau kann man zurzeit von allen möglichen Unternehmen sehen, so wie hier von der Deutschen Telekom in Münster © Deutsche Telekom

Wer letztlich beim Glasfaser-Ausbau in Tutzing zum Zuge kommen wird, muss sich nun zeigen. Wie es die Menschen in dieser Gemeinde sehen, dürfte dabei entscheidend sein. Bei Liberty Networks gibt es nämlich eine Vorgabe: In einer so genannten Vorvermarktung sollten mindestens 35 Prozent der Einheimischen bereits Glasfaser-Anschlüssen durch dieses Unternehmen bis in ihre Häuser hinein ("Fiber-to-the-home'", FTTH) zustimmen. Damit hätte das Unternehmen eine starke Marktstellung. Was die Konsequenz ist, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, das ist bei der Vorstellung im Gemeinderat nicht so recht deutlich geworden.

Liberty setzt aber mit einer recht flotten Vorgehensweise bereits alles daran, sein 35-Prozent-Ziel zu erreichen. Im Internet teilt das Unternehmen ohne Wenn und Aber mit: „helloFiber kommt nach Feldafing und Tutzing“.

Tutzing und Feldafing als Vorzeigekommunen

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Da geht's rund: Eindrücke vom Glasfaser-Ausbau © Deutsche Glasfaser

An die Tutzinger Haushalte lässt Liberty zurzeit Informationen mit Einladungen zu seinen bevorstehenden Veranstaltungen verteilen. In einer Pressemitteilung von Liberty werden sogar Bürgermeisterin Greinwald und ihr Feldafinger Amtskollege Bernhard Sontheim mit sehr positiven Äußerungen über den Glasfaser-Ausbau zitiert. Diese Bemerkungen sind allgemein gehalten, sie beziehen sich nicht auf Liberty. Doch mit ihrer Einbettung in die Pressemitteilung erweckt das Unternehmen recht geschickt den Eindruck, als setzten sich Greinwald und Sontheim für den Glasfaser-Ausbau durch Liberty ein. Kommentar von Greinwald dazu: „Die sind wirklich mit allen Wassern gewaschen.“

Liberty Networks, ein Gemeinschaftsunternehmen mit britischen, amerikanischen und französischen Eigentümern, hat sich Tutzing und Feldafing offenbar als Vorzeigekommunen auserkoren. Das Unternehmen will ganz schnell in Deutschland auf den Markt kommen. Mit ein paar Kommunen in Brandenburg ist schon Einigkeit erzielt worden, aber auch Süddeutschland gilt derzeit offenkundig besondere Aufmerksamkeit. Bis Ende 2023 plant Liberty nach eigenen Angaben den Aufbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes.

Informationsveranstaltungen von Liberty Networks Germany

TUTZING:

Donnerstag, 3. Februar 2022 von 19 Uhr bis 20 Uhr
Digitale Informationsveranstaltung, Zugangslink auf www.hellofiber.de/feldafing-tutzing

Mittwoch, 9. Februar 2022 von 19 Ujhr bis 20 Uhr
Buttlerhof Traubing
Buttlerweg 6, 82327 Tutzing

FELDAFING:

Donnerstag, 10. Februar 2022 von 19 Uhr bis 20 Uhr
Makarska Grill
Possenhofener Str. 5, 82340 Feldafing

ID: 4625
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Kommentare

Ich bezweifle auch, dass es überhaupt so viele Interessenten für einen kostenpflichtigen Glasfaseransschluß in Tutzing gibt.

Wenn ich mich richtig erinnere hatte die Tutzinger Liste dazu mal eine Umfrage gemacht und so gut wie keine Antworten bekommen.

(Bearbeitet)
Ein solcher "Wettbewerb" mit erstmal 2 alternativen Anbietern, ist für Tutzing, seine Bürger & Unternehmen grundsätzlich eine gute Situation. Da kann man auch bei den wichtigen Kriterien aus eigener Sicht genau hinschauen und kritisch vergleichen. Vielleicht kommen auch noch andere Anbieter kurzfristig hinzu, wenn sie mitbekommen, dass man in Tutzing gerade ernsthaft eine grundsätzliche Entscheidung vorbereitet?

Daher hat Herr Vahsen recht damit, dass die beiden aktuellen Bewerber aus sich heraus unterschiedliche Grundvoraussetzungen mitbringen. Wenn man sich für den Neu- bzw. Wiedereinsteiger am Markt entscheidet, entscheidet man sich auch für ein größeres Risiko.
Für dieses Risiko braucht man Vorkehrungen und Absicherungen; selbstverständlich muss da v.a. der Herausforderer entsprechend kreativ werden und Garantien und/oder angemessene Vergünstigungen in sein Angebot einbauen.

Kurz:
Der Herausforderer muss erheblich mehr bieten und sich rundum stärker anstrengen, um seinen Nachteil zu kompensieren.
(Bearbeitet)
Wenn ich die nachfolgende Pressemitteilung so lese, dann sollen wir wohl das Versuchskaninchen sein. Nichts gegen Unternehmen die neu auf den Markt kommen, aber mir wäre eine Deutsche Telekom deutlich lieber, als Kunde von Liberty Networks und Hellofibre zu sein, die gerade in Peterhagen/ Brandenburg ihren ersten Kunden aquirieren.

Und wie schnell kleine Anbieter wieder weg sind oder ihre Preise extrem anpassen sind erleben wir ja gerade am Strommarkt.

Zitat aus der Firmenhomepage:

Liberty Networks Germany verstärkt
den deutschen Glasfasermarkt
Köln/Frankfurt, 02. November 2021
Der Glasfaserausbau in Deutschland erhält neuen Schub: Mit Liberty Networks Germany geht ab Mitte Oktober ein neuer Infrastrukturanbieter an den Start, um modernste FTTH-Lösungen auf Basis eines eigenen Netzes direkt in die Haushalte zu bringen.

Hier noch ein Link mit weiteren Infos.
https://www.giga.de/news/konkurrenz-fuer-telekom-und-co.-neuer-provider-zeigt-wie-es-geht/

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