Traubing liegt direkt an der Olympiastraße oder B2 oder und damit sehr verkehrsgünstig. Aber in mancherlei Hinsicht ist der Ort extrem benachteiligt. So beschwerte sich ein Besucher der Traubinger Bürgerversammlung im Buttlerhof, dass das einzige dort ansässige Geldinstitut, die VR-Bank, seinen Betrieb eingestellt und sogar den Geldautomaten abgeschafft hatte. Bürger hätten die Volksbanken und Raiffeisenbanken gegründet und seien Miteigentümer. Anders als eine Großbank sei eine Genossenschaftsbank deshalb sozial verpflichtet und müsse die Leistungen, die sie den Kunden zugesagt habe, auch erfüllen. Es könne nicht sein, sagte der Besucher, „dass wir das Auto nehmen müssen, um irgendwo Geld abzuholen“. Bürgermeister Ludwig Horn räumte ein, dass es der Gemeinde Tutzing nicht gelungen sei, die VR-Bank von ihrem Vorhaben abzubringen. Die Gemeinde dringe darauf und könne vielleicht wenigstens erreichen, dass wieder ein Geldautomat in Betrieb genommen wird.
„Tante-Emma-Laden ohne Tante Emma“
Auch um Lebensmittel einzukaufen, sind die Traubinger sehr benachteiligt, denn momentan gibt es in dem Tutzinger Gemeindeteil keinen Laden. Auf die Frage eines Zuhörers nach einem 24-Stunden-Geschäft erklärte Horn: „Da sind wir im Gespräch.“ Im Herbst wisse die Gemeinde mehr zu einem „Tante-Emma-Laden ohne Tante Emma“, wie er einen solchen süffisant bezeichnete.

Eine weitere Sorge bereitet den Traubingern die Hochwassergefahr bei langanhaltendem Regen. Ludwig Horn erläuterte, dass die an dem Bach in der Andechser Straße eingelassenen Gitter verbessert worden seien. Vor allem Ende Mai, Anfang Juni gebe es oft mehr Regen. Manchmal komme es im Bach schlagartig zu Geschiebe. Zur Not müsse man etwas ausbaggern. Jedenfalls sei es notwendig, immer wieder nachzuarbeiten. Große Hoffnung zum Hochwasserschutz setzte der Bürgermeister in neue Module. Das sind aufrechtstehende Elemente, die bei drohenden Überschwemmungen flexibel aufgestellt werden, um Hochwasserschäden zu verhindern.
Kein Bedarf an Kinderkrippe
In der Versammlung wurde nach Fortschritten bei der anvisierten Dorferneuerung gefragt. Ludwig Horn zeigte sich in diesem Punkt frustriert. Da sei bisher nichts zu machen gewesen. Er räumte aber ein, die Gemeinde wolle noch einmal einen Versuch starten, um das Projekt anzuschieben. Enttäuschendes berichtete Horn auch über die Traubinger Kinderkrippe, die zurzeit leer stehe. Es seien zu wenig Kinder da und praktisch kein Bedarf vorhanden. Jetzt werde überlegt, ob nicht ein Physiotherapeut oder ein Arzt einziehen oder ob man es an Gewerbe verpachten solle.
Ein Zuhörer kritisierte, dass Bürgermeister Horn kurz nach seinem Amtsantritt für sich einen Referenten eingestellt habe, was die Gemeinde vielleicht einen sechsstelligen Betrag im Jahr kosten könne. Horn entgegnete, dass der Posten im Rathaus zwar neu, eine Assistenzstelle aber noch nicht besetzt gewesen sei. Die Aufgaben für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation habe er, Horn, jedenfalls gebraucht. Der Zuschnitt der Aufgaben sei früher anders und die Kompetenzen im Amt seien neu verteilt worden. Finanziell habe die Neuordnung keinerlei Auswirkungen, beruhigte Horn den Fragesteller.
Noch kein Glasfaserausbau
Der Glasfaserausbau sei im Gemeindegebiet zum Erliegen gekommen, berichtete Horn. Tutzing habe drei Anbieter gehabt, aber alle Planungen seien gescheitert. Die Telekom komme wegen angeblicher Arbeitsüberlastung mit ihrem Vorhaben nicht weiter. Dabei habe Tutzing schon eine halbe Million Euro an Kosten investiert. Zum Thema Mobilfunkversorgung erklärte er, für eine benötigte Anlage seien zwei Standorte im Gespräch: in der Kirchenstraße beim Rathaus und beim Würmseestadion.
Zwei Mitglieder des Tutzinger Jugendbeirats stellten sich den Traubingern vor. Paul Friedrich berichtete, dass die Gruppe jetzt die Aufarbeitung der Tutzinger NS-Vergangenheit in Angriff nehme. Juliana von Brühl-Störlein erklärte, dass der Jugendbeirat in Tutzing eine Calistenics-Anlage einrichten möchte: Sie ermöglicht eine Trainingsmethode, bei der vor allem das eigene Körpergewicht eingesetzt wird. Etwa 9500 Euro seien dafür notwendig. Brühl-Störlein ermunterte das Publikum Spenden zu geben, was besonders sinnvoll sei, denn die VR-Bank habe zugesagt, jede Spende zu verdoppeln.
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Comments
Das Zusammenspiel aus einer wenig nachhaltigen politischen Steuerung und individuellem Verhalten der Bürger bewirkt letztlich die Schrumpfung, mit der wir es heute zu tun haben. Diese Entwicklung tritt also keineswegs schicksalshaft ein, sondern ist das Ergebnis politischer Entscheidungen vor Ort. Zwar wird immer wieder betont, unsere Gemeinde – die in einer der Regionen mit der höchsten Millionärsdichte Deutschlands liegt – sei finanzschwach, weil die Steuergesetzgebung des Bundes die Kommunen benachteilige. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Tatsächlich hätte der Gemeinderat die Möglichkeit und die Verpflichtung, die Finanzlage durch die ihm verfügbaren Instrumente zu verbessern. Die rechtskonservativen Räte von CSU, FW und FDP weigern sich jedoch beharrlich, durch deutliche Erhöhung der Grundsteuer B und angemessene Gewerbesteuersätze die leistungsfähigen Bürger stärker an der Finanzierung zu beteiligen.
Mit einer klugen, gerechteren Finanzpolitik ließe sich heute ein Ausgleich zwischen strukturschwachen und strukturstarken Bereichen Tutzings schaffen. Der ÖPNV könnte gestärkt, Angebote für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden. Das würde die Ortsteile stärken, Familien anziehen, Geschäfte folgen lassen – und die VR-Bank motivieren, ihre genossenschaftliche Verantwortung vor Ort wieder wahrzunehmen.
Diese Transparenz tut gut.
@ Herrn Kerbs:
Ihre Frage ist berechtigt: Warum werden viele Wirtschaftsbereiche vom Bund & den Ländern ganz offen subventioniert, aber so manche Versorgungslücke im Alltag der ländlichen Bevölkerung jedoch nicht?
Keine Geschäfte, keine Geldautomaten, kaum Ärzte auf dem Land, Schließung kleiner Krankenhäuser in der Fläche, u.v.m.
Trotz vollmundiger Versprechungen vor großen Wahlterminen? Beispielsweise die Bay. Staatsregierung in den Jahren 2017/2018.
Seitdem sind 7-8 Jahre ins Land gegangen ... aber Verbesserungen sind kaum erkennbar.
Aber diese bohrenden Fragen und berechtigte Klagen muss man der zuständigen Politik in München & Berlin stellen!
Bürgermeister & Gemeinderat hier in Tutzing sind da einfach zu weit unten in der politischen Hierarchie angesiedelt.
Aber diese Themen bitte nicht vergessen bis zu den nächsten Wahlen in Bayern (2028) und bundesweit 2029.
Und bis dahin ... gern auch in der eigenen Partei immer wieder ganz weit oben auf die Agenda setzen.
Eine überzeugende Sozialpolitik könnte dann den anderen Parteien - nicht zuletzt der AfD - Stimmen abwerben.
die Genossenschaftsbank Starnberg, Ammersee muss das Interesse von derzeit 28.501 Mitgliedern vertreten. Nicht mal 0,1 % der Mitglieder möchten davon regelmäßig in Traubing Geld abheben. Wenn dieser Geldautomat, der von einer verschwindenden Minderheit der Mitglieder genutzt wird, Aufrecht erhalten wird, geht das zu Lasten von 99.9% der Mitglieder der VR-Bank.
Die Gemeinde ist allen seinen Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet und muss den Aufgaben der Daseinsvorsorge nachkommen. Die Nahversorgung – also die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs – wird zwar als wichtige kommunale Aufgabe der Daseinsvorsorge angesehen, ist aber rechtlich nicht als Pflichtaufgabe definiert. Daher ist die Nahversorger einen der vielen freiwilligen Leistungen, die die Gemeinde leisten kann aber nicht muss. Allerdings ist Geld der Gemeinde ist endlich (und vor allem schon viel zu knapp). Hier muss es eine Abwägung im Gemeinderat geben. Der Wunsch nach einem Nahversorger in Traubing ist nachvollziehbar. Aber wie viele würden diesen wirklich nutzen? Wer ist wirklich auf so einen Nahversorger angewiesen? Hier muss die Gemeinde eine klare Abwägung finden. Wer nutzt ihn wirklich? Gibt es nicht dringlichere Aufgaben der Gemeinde? Gibt es Aufgaben, bei dem für jeden ausgegebenen Euro mehr Leute profitieren? Soll ich zum Beispiel bei der Feuerwehr notwendige Investitionen zurück halten um einen Nahversorger in Traubing zu subventionieren? Klar, es ist nicht unbedingt redlich, die Dinge gegeneinander auszuspielen, aber in den Haushaltsberatungen steht der Gemeinderat vor genau diesen Fragestellungen.
Durch den Betrieb der Buslinie nach Tutzing (von Herrsching über Andechs nach Traubing ), der der Gemeinde übrigens auch Geld kostet und auf die viele Menschen wirklich angewiesen sind, ist der Anschluss an Nahversorger, Schulen, Ärzte, Krankenhäuser und weitere Infrastruktur sowie Nah- und Fernverkehr gesichert. Mehr kann sich die Gemeinde - und so ehrlich sollte man sein - (derzeit) nicht leisten.
Deshalb trifft die Aussage, jede Geschäftstätigkeit müsse rentabel oder zumindest kostendeckend sein, weder für diese Banken noch für unseren Staat zu. Ärgerlicherweise hört man aber immer wieder solche volkswirtschaftlichen Binsenweisheiten; so auch die, dass der Staat schuldenfrei wie eine schwäbische Hausfrau wirtschaften müsse.
Tatsächlich arbeiten weder der Sozialstaat, dem die Daseinsvorsorge obliegt, noch die meisten privatwirtschaftlichen Unternehmen rein nach unternehmerischen Prinzipien im freien Spiel der Marktkräfte. Ohne staatliche Subventionen, Anreizsysteme und Krisenhilfen gäbe es weder unsere Landwirtschaft, noch Bildungsinstitutionen, noch eine wettbewerbsfähige Industrie oder ein leistungsfähiges Gesundheitssystem.
Der abgebauten Geldautomat und die schließenden Geschäfte zeigen: Traubing wird dem freien Markt überlassen – nicht nur von den Unternehmen, sondern auch vom Gemeinderat. Nur spricht letzterer das nicht offen aus.
So sehr ich den Wunsch nach einem Supermarkt in Traubing nachvollziehen kann, so sehr habe ich auch die Skepsis, dass dieser sich wirklich rechnen würde. Egal ob bei Bankgeschäften oder bei der Versorgung mit Lebensmittel: Die meisten Menschen in Traubing verlassen mehrmals die Woche ihren Ort und haben daher auch die Möglichkeit "auf dem Weg" zu versorgen. Die Gemeinde hat (leider) nur die Möglichkeit, sich mittels Stellungnahme für den Geldautomaten einzusetzen oder einem möglichen Supermarktbetreiber den Weg nach Traubing zu erleichtern. Das wirtschaftliche Risiko kann die Gemeinde diesem nicht abnehmen. Der Gemeinderat hat ja schon den Weg freigemacht und einen für einen 24h-Selbsbedienungs-Supermarkt (in Containerform). Obwohl es auch hier diverse Anbieter gibt, hat sich anscheinend noch niemand gefunden, der einen zumindest kostendeckenden Umsatz erwartet. Ich bin ein großer Fan davon, dass man nach Möglichkeit die Erledigungen des täglichen Bedarf zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen kann, allerdings habe ich hier wenig Hoffnung, dass sich das in einem Traubing mit dieser Bevölkerungsstruktur und der jetzigen Einwohnerzahl ändert, so sehr ich das bedauere. Einzige Ausnahme die ich realistisch sehe, ist der von Herrn Rekus angesprochenen Dorfladen.... mit allen seinen Vor- und Nacheilen.
Viele Wählerinnen und Wähler haben es sich bequem gemacht und den immer gleichen Parteien ihr Vertrauen geschenkt, ohne sich intensiver mit den Konsequenzen ihrer Wahl auseinanderzusetzen. Jetzt, wo die Versäumnisse unübersehbar werden, setzt ein Teil der Bevölkerung paradoxerweise auf noch radikalere Rezepte und wählt rechtsextrem, obwohl diese Parteien keine Lösungen, sondern nur plump-rassistische Schuldzuschreibungen anzubieten haben.
Dieses Wahlverhalten verschärft die Probleme, anstatt sie zu lösen, wie der Blick in andere Länder zeigt. Es reicht nicht, immer wieder die gleichen Parteien zu wählen und dann über die Folgen zu klagen. Wer echte Veränderung will, muss jetzt Verantwortung übernehmen – und zwar an der Wahlurne und im Alltag.
Was ist denn aus den schönen Versprechungen der Bay. Staatsregierung aus den Jahren 2017/2018 von den "Gleichwertigen Lebensverhältnissen in ganz Bayern" geworden?
Speziell mit Blick auf die ländlichen Regionen?
Gibt's da außer warmen Worten auch konkrete Hilfen?
Das ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis politischer und wirtschaftlicher Prioritäten. Wenn Serviceangebote nur noch nach Rendite bewertet werden und soziale Belange hinten anstehen, droht der soziale Zusammenhalt zu zerbrechen. Die Folge sind Überalterung, Fachkräftemangel und ein Klima, in dem politische Extreme leichter Fuß fassen.
Wer den ländlichen Raum erhalten will, muss jetzt konsequent in Kinder, Jugendliche und Familien investieren – und zwar mit Mut zur Umverteilung. Nur so bleibt Traubing (und viele Orte wie dieser) ein lebenswerter Ort und verliert nicht Stück für Stück seine Zukunft.
Aber jede Form von Geschäft muss rentabel sein, zumindest kostendeckend. Dazu braucht es Handelsvolumen & Umsatz.
Man muss davon ausgehen, dass vielen Traubingern die einst noch existierenden Geschäfte im Ort zu teuer waren und vielleicht auch das Warenangebot nicht immer so gut gefallen hat ... jedenfalls werden sie oft genug ihre Alltagseinkäufe per Auto aus STA, Pöcking, Feldafing, Tutzing oder WM von billigeren Supermärkten mitgebracht haben. In den letzten Jahren kam dann auch noch der Boom diverser Lieferdienste als weitere Konkurrenz obendrauf.
Den Traubingern muss klar sein, dass jeder neue Versuch nur unter 2 Voraussetzungen funktionieren kann:
1. Man braucht diesbezüglich Einigkeit & Solidarität im Dorf, dass jeder, der dazu finanziell in der Lage ist, dann in Traubing einkauft, auch wenn die Preise nicht ganz mit denen der großen Anbieter rundum konkurrieren können, und nicht jede Lieblingsmarke im Sortiment sein kann!
2. Und/oder man betreibt den zukünftigen Ortsladen gemeinsachftlich in Eigenregie mit der ausdrücklichen Zielsetzung: Kostendeckende Nahversorgung vor Ort ! Im Prinzip wie einen typischen Verein mit sehr viel ehrenamtlicher Eigenleistung, nur damit es funktioniert. Beispielsweise:
-> Vielleicht finden sich in Traubing leer stehende Räume, die von Eigentümerseite günstig oder gar mietfrei angeboten werden könnten?
-> Diese Räume könnten in gemeinschaftlicher Eigenleistung ausgebaut werden.
-> Aus diesen handwerklich & technisch Begabten könnte auf Dauer ein Technik- & Reparaturteam entstehen.
-> Andere könnten stundenweise Schichten im Ladengeschäft übernehmen; Bestellwesen, Lieferungen annehmen, Regale bestücken, Kasse, usw.
-> 1-2 Traubinger müssten sich um die Buchhaltung, Jahresabschluss usw. kümmern.
-> Team für Reinigung & Hygiene nicht vergessen!
-> Auch Traubinger Hofläden könnten diese Idee als Chance ansehen und selbst aktiv unterstützen.
Man erkennt:
Da müsste das ganze Dorf zusammenhelfen ... sehr viel Arbeit ... aber auch für (fast) jeden eine sinnvolle Aufgabe dabei ...