Von Ferdinand Goslich

Nur noch ein Engpass in der Hauptstraße

In der Bürgerversammlung informiert Rathaus-Chef Ludwig Horn über zahlreiche Probleme, die die Tutzinger bewegen

„In der Hauptstraße gibt es noch keinen Baum und keine Grünfläche“, stellte Bürgermeister Ludwig Horn lakonisch im Roncallihaus fest. Die gröbsten Hürden im Ortszentrum seien dagegen überwunden. Zahlreiche Kleinigkeiten seien zwar noch zu erledigen, räumte er in der Bürgerversammlung ein. Aber größtenteils habe er einen guten Eindruck vom Fortschritt der Sanierungsarbeiten. Schwierigkeiten mit dem Verkehrsfluss gebe es noch im Abschnitt zwischen Oskar-Schüler- und Waldschmidtstraße, wo nur eine Fahrspur zur Verfügung stehe. Dort biete sich keine Umleitung an, und die Autofahrer müssten sich deshalb noch in Geduld üben.

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Zügig und flott klärte Bürgermeister Ludwig Horn die Zuhörerschaft über die Probleme der Gemeinde Tutzing auf. © Jochen Twiehaus

Rivalitäten zwischen "Roten" und "Blauen"

In einem Schnelldurchlauf informierte Ludwig Horn über eine Vielzahl von Problemstellungen wie das ISEK, das im Bauleitverfahren befindliche Bürgersolarkraftwerk, den Bahnhof, das Seehofgrundstück (die Idee einer Flaniermeile sei nicht verfolgt worden), die Kustermannvilla oder die Würmseehalle. So erinnerte er daran, dass die Gemeinde gern das Tutzinger Bahnhofsgebäude in ihren Besitz gebracht hätte. Bisher sei es nicht verkauft worden. Die Gemeinde habe vorgeschlagen, wenigstens die Reinigung zu übernehmen. Die Deutsche Bahn habe sich jedoch da ebenfalls quer gestellt. Der Bürgermeister sprach auch das Problem an, dass immer wieder Fans der Fußballclubs Bayern und 1860 versuchen, sich im wechselseitigen Übermalen der Vereinssymbole auf Elektrokästen und anderen Wänden gegenseitig zu übertrumpfen. „Wir haben versucht, das zu überpinseln“, erklärte er. Hin und wieder greife die Polizei den einen oder anderen Sprayer auf. Aber sie erwische immer nur einen Roten oder einen Blauen.

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An 30 Tagen wurde geblitzt

Im vergangenen Jahr hat der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland an 30 Tagen in Tutzing Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen, wobei zahlreiche Verstöße festgestellt wurden. An einer Stelle der Lindemannstraße etwa wurde 10mal geblitzt: Bei 6009 Fahrzeugen gab es 931mal Beanstandungen, was etwa 16 Prozent entspricht. Um die Straßen im Ort zu entlasten, schieße die Gemeinde Tutzing jedes Jahr 100 000 Euro zum öffentlichen Busverkehr zu. „Bitte nutzen Sie deshalb auch die Busse“, forderte Horn die Zuhörer auf.

Wenn im Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters von Kosten die Rede war, ging es mehrfach in den Millionenbereich: 38,565 Millionen Euro umfasst der Gesamthaushalt 2025, davon beträgt der Verwaltungshaushalt 29,477 Millionen und der Vermögenshaushalt 9,088 Millionen. Den wichtigsten Einnahmen im Verwaltungshaushalt (Einkommensteuerbeteiligung 9,1 Millionen, Gewerbesteuer 9,4 und Grundsteuer B 1,68 Millionen) stehen die größten Ausgaben im Verwaltungshaushalt gegenüber (Kreisumlage 9,3 Millionen, Personal 6,12, Kindertageseinrichtungen 4,44 und Schulen 1,37 Millionen Euro).

Ungeklärte Mittelschul-Finanzierung

Die Sanierung und der Umbau der Mittelschule belaufen sich voraussichtlich auf 25 Millionen Euro, wovon die Gemeinde bereits 8 Millionen zugeschossen habe. 10 Millionen erwartet sich Tutzing von Gemeinden wie Feldafing und Pöcking, aus denen Schüler nach Tutzing kommen. Und Tutzing erwartet andere Staatszuschüsse. Die Gemeinde tue sehr viel, sagte Horn, um die Kustermannvilla nicht verkaufen zu müssen. Aber eventuell sei dennoch die Veräußerung von Liegenschaften notwendig. Ein weiterer finanzieller Brocken für die Gemeinde ist die Sanierung der Würmseehalle. Das Dach und die Bodenwanne seien undicht, und an den Wänden laufe manchmal Wasser herunter. Die Bodenwanne sei mittlerweile gedrittelt, so dass nicht mehr Wasser von einem Abteil in das andere laufen könne. Um die Würmseehalle dauerhaft sicher zu machen, habe die Gemeinde einen Statiker mit dem Entwurf eines Walmdachs beauftragt. Man rechne mit Kosten von mehr als einer Million Euro für dieses Vorhaben.

Unter der Rubrik „Leben in Tutzing“ hob Horn hervor, dass heuer das Jubiläum der 50-jährigen Partnerschaft Tutzings mit Bagnères de Bigorre zu feiern sei. Am 30. August werde dazu ein Fest geplant. Im Jahr 2026 komme auf den Ort ein besonders wichtiges Ereignis: Am 26. Juli finde endlich wieder die Tutzinger Fischerhochzeit statt. Zusätzlich zu dem schon existierenden Jugendbeirat plant die Gemeinde im Herbst dieses Jahres die Einrichtung eines Seniorenbeirats. Vom 29. Juni bis 19. Juli 2025 beteilige sich Tutzing auch am „STAdtradeln“ des Landkreises. In diesem Sommer sei wieder ein Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche, diesmal mit einem Skateboard-Kurs, vorgesehen.

Sorge vor Starkregen

Voller Sorge fragte ein Zuhörer der Tutzinger Bürgerversammlung, ob am Ort auch so ein Starkregenereignis vorkommen könne wie bei den Überschwemmungen vor einigen Wochen in Spanien. „Dann rauscht das Wasser die Traubinger Straße runter und reißt unten alles mit“, befürchtete er. Bürgermeister Ludwig Horn bestätigte, dass es extreme Regenereignisse geben könnte. „Wir haben Flächen, da wissen wir, dass sie gefährdet sind, unter Wasser zu stehen.“ Die Gemeinde wolle an Alarmplänen arbeiten, um herauszufinden, was möglicherweise passieren kann. Besonders die Tutzinger Hanglage gelte als große Herausforderung. Horn meinte, die Warn-Apps seien ganz wichtig und man solle sich darauf einstellen, Warnungen über Handys zu empfangen.

Quelle Titelbild: F. Goslich
ID: 7808
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Beim Thema Hochwasser besteht durchaus berechtigter Anlass zur Sorge. Die Reaktionen großer Teile des Plenums, die auf die entsprechende Frage mit Gelächter antworteten, wirken vor diesem Hintergrund naiv und wenig informiert. Denn keine Region der Welt erwärmt sich im Zuge des Klimawandels so stark wie Europa. Je heißer die Atmosphäre wird, desto mehr Feuchtigkeit kann sie – entsprechend den physikalischen Gesetzen – aufnehmen. Mit zunehmender Feuchtigkeit in der Luft werden auch die Niederschläge intensiver.

Da die Erwärmung kontinuierlich voranschreitet und auch weiterhin zunehmen wird, steigen die Regenmengen ungebremst an. Zudem schwächt der Klimawandel die Jetstreams ab, sodass sich Regengebiete langsamer bewegen und sich die Wassermengen pro Quadratmeter weiter erhöhen. Dadurch wächst die Hochwassergefahr in Europa erheblich. Die Folge sind immer wieder Bilder von Überschwemmungen aus allen Teilen Europas.

Was können wir dagegen tun? Die Antwort ist klar: Wir müssen so schnell wie möglich unseren CO₂-Ausstoß drastisch reduzieren. Das gelingt etwa, indem wir weniger Auto fahren, seltener fliegen, Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzen und die Energiewende mit aller Kraft vorantreiben.

Unser CSU-Bürgermeister hat diese Zusammenhänge zweifellos erkannt – im Gegensatz leider zur CDU-geführten Bundesregierung und dem Großteil der Gemeinderatsmitglieder.
Zum Thema Starkregen. Da bin ich auch in grosser Sorge.