Von vorOrt.news

Wer ist grüner?

Internes Meeting der Tutzinger Grünen bringt noch keine Wahlempfehlung - Viel Kritik wegen "ungleicher Moderation"

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Auch nach zwei getrennten Veranstaltungen mit Marlene Greinwald und Ludwig Horn tun sich die Tutzinger Grünen schwer mit einer Wahlempfehlung für die Bürgermeisterwahl

Nach ihren beiden Veranstaltungen zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl konnten die Tutzinger Grünen in einem internen Meeting am Montag noch keine Entscheidung über eine Wahlempfehlung treffen. Das teilen sie in einem Kommentar auf vorOrt.news mit (siehe unten). Sehr offen bestätigen sie gleichzeitig das Problem einer "ungleichen Moderation" bei den Veranstaltungen mit Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) und CSU-Kandidat Ludwig Horn. Dies hatte zu deutlicher Kritik anderer Kommentatoren geführt.

Sehr erfreut äußern sich die Grünen aber über die rege Diskussion sowohl in den Veranstaltungen als auch auf vorOrt.news. Was die Frage einer Wahlempfehlung betrifft, wollen sich die Grünen in den nächsten Tagen "um einen Konsens bemühen", wie sie schreiben. Ob diese Formulierung auf unterschiedliche Meinungen im Kreis der Grünen zur Bürgermeisterwahl hindeutet, darüber machen sie keine näheren Ausführungen.

Warum von den Tutzinger Grünen niemand bei der Bürgermeisterwahl kandidiert

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Die drei Gemeinderatsmitglieder der Tutzinger Grünen: (von links) Flora Weichmann, Bernd Pfitzner und Michael Ehgartner © Grüne Tutzing

In Kommentaren auf vorOrt.news ist auch Verwunderung und Bedauern darüber die geäußert worden, dass die Tutzinger selbst niemand für die Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl aufgestellt haben (siehe Kommentare unten auf dieser Seite). Bernd Pfitzner, Gemeinderat der Grünen, der selbst 2018 bei der Bürgermeisterwahl kandidiert hatte, erklärt dazu, es passe gerade nicht in seine privaten und beruflichen Umstände. Auch sonst habe sich in den Reihen der Tutzinger Grünen niemand gefunden, bei dem "dieses sehr zeitaufwendige und auch häufig sehr nervenaufreibende Amt in die private und berufliche Lebensplanung gepasst" hätte (siehe ebenfalls unten auf dieser Seite).

Die Sprecherin der Tutzinger Grünen, Flora Weichmann, hatte in der Einladung zu den beiden Veranstaltungen am Wochenende erklärt: „Mit gut 1/5 der Wählerstimmen bei den Kommunalwahlen haben die grün-affinen Menschen in Tutzing ein großes Gewicht.“ Die Wählerinnen und Wähler sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Themen zur Sprache zu bringen. Dafür haben die Grünen nach Weichmanns Angaben im Vorfeld der Veranstaltungen Fragen ihrer Mitglieder gesammelt. Auf diese Weise wollten sie herausfinden, wo die Unterschiede zwischen der amtierenden Bürgermeisterin und ihrem Herausforderer liegen. „Denn schließlich sind es diese Unterschiede, durch die unsere Lebensbedingungen in Tutzing maßgeblich beeinflusst werden“, erklärte Thorsten Kerbs, Beisitzer der Tutzinger Grünen. Gewünscht seien lebendige, konstruktive Gespräche auf Augenhöhe. In ihrem gestern am späten Abend veröffentlichten Kommentar zeigen sich die Grünen nun selbst überrascht über die "Unausgewogenheit" bei der Moderation: "Das war keinesfalls beabsichtigt und für uns tatsächlich nicht vorhersehbar."

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So haben die Grünen zu ihren beiden Veranstaltungen mit Marlene Greinwald und Ludwig Horn am vergangenen Wochenende eingeladen © Grüne Tutzing
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Kommentare

Nach unserem internen Meeting am gestrigen Montag können wir zwar noch keine endgültige Entscheidung verkünden, aber wir möchten folgendes betonen:

Ja, wir erkennen das Problem der ungleichen Moderation bei den beiden Veranstaltungen durchaus. Das war keinesfalls beabsichtigt und für uns tatsächlich nicht vorhersehbar. Dies führte dazu, dass Marlene Greinwald einerseits von der Moderatorin mehr Raum für eine sympathische Selbstdarstellung hatte, während das Publikum, das diese Unausgewogenheit gegenüber der Moderation des Vortags sofort bemerkte, andererseits offensiver und streitlustiger reagierte. Aus unserer Sicht ergab sich für beide Kandidatinnen eine ähnlich anspruchsvolle Situation. Was uns jedoch besonders freut, ist, dass die beiden Veranstaltungen nicht nur vor Ort, sondern auch hier auf vorOrt.news eine lebhafte, vielseitige und konstruktive Diskussion ausgelöst haben.

Auch wir selbst, also der Vorstand und die Gemeinderäte, führen derzeit intensiv Diskussionen. In den nächsten Tagen werden wir uns um einen Konsens bemühen und diesen als Pressemitteilung auf der Website der GRÜNEN, in den sozialen Medien und natürlich auch auf vorOrt.news veröffentlichen.

Wir begrüßen weiterhin eine rege Kommentartätigkeit!
(Bearbeitet)
Die Gegenstimme zum „Gemeinderatsbeschluss Tutzing klimaneutral 2035" kam von mir. Die Argumentation zu meiner Gegenstimme war damals im Gemeinderat (Öffentlicher Teil), dass die im Beschluss formulierten Ziele nicht dem Begriff der Klimaneutralität gerecht werden. Konkretere Maßnahmen, die im Beschluss fehlen, sind GRÜNE-Themen wie die Reduzierung des Verkehrsaufkommens, Geschwindigkeitsbegrenzung, Öffentlicher Nahverkehr usw. Daher ist dieser Beschluss mit dieser Formulierung für die Bürger irreführend. Für mein Engagement habe ich keine Unterstützung und sogar Kritik bekommen, obwohl ich mehr „grün" gefordert hatte.
Ich war nur am Samstag auf der GRÜNEN-Veranstaltung mit Herrn Horn und kann aus meiner Sicht sagen, dass mir seine Aussagen zu den angesprochenen Themen ganz gut gefallen haben. Er möchte auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu ISEK, die das hohe Verkehrsaufkommen in Tutzing als enorm problematisch sehen, ernst nehmen. Er hat sich zu dem Thema für den Dialog mit allen Bürgern stark gemacht und möchte sich für die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer einsetzen, was meines Erachtens in die richtige Richtung geht.
(Bearbeitet)
Meine Beobachtungen decken sich so gar nicht mit dem, was ich aus den Kommentaren zu den Veranstaltungen der Grünen („Wer ist grüner“) in Tutzing herauslese.

Zum einen ist es wichtig, dass man realisiert, dass es für einen Amtsträger, der für alle möglichen Dinge zur Verantwortung gezogen wird - manchmal zu Recht, aber immer wieder auch zu Unrecht - immer schwieriger ist, seine Souveränität zu zeigen als für einen Herausforderer, der letztlich zwar viel über seine Ideen und Träume spricht, dabei aber meistens im Unkonkreten bleibt. Manche Antworten der Amtsträgerin sorgen halt bei Betroffenen für Verstimmung, aber sie wird auch nicht gewählt, um es immer Allen Recht zu machen, sondern um unseren Heimatort voranzubringen. Beim Herausforderer klingt alles irgendwie nett, aber er bleibt dabei meistens ziemlich unkonkret. Wer hätte schon was gegen eine bessere Kommunikation, mehr Gewerbesteuer, mehr Digitalisierung. Wie er selber sagt in seinem Podcasts, hat er "einen Haufen an Ideen“, aber selbst in diesen Podcasts bleibt er unkonkret.

Man kann immer viel kritisieren, für mich wären aber tatsächlich konkrete Antworten viel wichtiger. Daran läßt sich für mich am besten zwischen realistischer Substanz und unrealistischen Visionen unterscheiden. Konkretes Beispiel zum Thema Kommunikation, Digitalisierung und Transparenz aus dem Rathaus heraus:

Herr Piesch hat hier am 09.11.2023 einen Kommentar zum Artikel „Hochweg entlang der Schule geplant" geschrieben. Es gab den Vorschlag, einen Livestream (Digitalisierung vom Feinsten! Transparenz at its best! Kommunikation, wie man sie sich besser nicht wünschen könnte!) zu dieser Gemeinderatsitzung zu ermöglichen. Dann das Ergebnis:

Ablehnung! mit einem Stimmenverhältnis von 15:3 —> und zu meiner Überraschung musste ich lesen, nicht der Herausforderer war einer der 3 Unterstützer dieses Vorschlags (er hat mit seinen CSU Kollegen dagegen votiert), sondern die Bürgermeisterin.

Es mag immer Gründe geben, warum man so oder so abstimmt, das verstehe ich. Womit ich mich allerdings sehr schwer tue, ist, dass aus bestimmten Kreisen alles, was von dem Herausforderer kommt, immer schön, richtig und wegweisend ist. Im Gegensatz dazu wird der Amtsträgerin alles angelastet, was einem persönlich nicht gefällt. Das kann man natürlich so machen, man sollte sich aber nicht wundern, wenn „Des Kaisers neue Kleider“ am Ende halt nur schöner Schein bleiben.
Zum wesentlichen sachlichen Unterschied: Verantwortlichkeit und grüne Themen

Marlene Greinwald: Der Gemeinderat sei ihr „Auftraggeber“. Sie sei als Bürgermeisterin für die Umsetzung der Gemeinderatsbeschlüsse verantwortlich. Zu grünen Themen nimmt sie insbesondere Bezug auf den „Gemeinderatsbeschluss Tutzing klimaneutral 2035“. Ich stellte dazu klar: „Einen solchen Beschluss gibt es nicht“. Als sie darauf beharrte, bestätigte Bernd Pfitzner meine Sichtweise. Im März 2023 wurde lediglich die Bekräftigung des Grundsatzbeschlusses des Kreistags aus dem Jahre 2005 zur Energiewende beschlossen. Greinwald erklärte dann: „Wir haben den Beschluss bewusst wachsweich formuliert, um möglichst schnell eine Mehrheit im Gemeinderat zu bekommen. So waren wir auch erfolgreich und haben den Antrag mit nur einer Gegenstimme durchgebracht“. Ich erwiderte: „Diese „Gegenstimme“ hatte jedoch „mehr grün“ und konkrete Maßnahmen für die großen Themen (z. B. Mobilität und Reduzierung Verkehrsaufkommen) gefordert".*

Ludwig Horn: „Ich sehe den Bürgermeister als Innovationstreiber, als Ideengeber und als Mittler zwischen Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft“. Ich fragte Horn, ob er wüßte warum die „großen“ grünen Themen (insbesondere Mobilität und Verkehr) bislang nicht behandelt wurden und was er dagegen beabsichtigt zu tun. Antwort: „Ich werde die Themen auf die Tagesordnung des Gemeinderats bringen und auch gemeinsam mit den Bürgern behandeln“.

Ich habe die Befürchtung, dass bei fortgesetzter Amtsführung durch Marlene Greinwald die „großen“ grünen Themen (Mobilität, Verkehr, Umsetzung (!) der Wärmeplanung) im Gemeinderat weiterhin praktisch untergehen – dies die nächsten sechs Jahre. Mit anderen Worten es bei privaten Balkonkraftwerken und Solaranlagen bleibt und man sich ansonsten im „Kleinklein“ verliert. Daher habe ich Horn konfrontiert. Und bin mit seiner Antwort zufrieden.

Hintergrundinformation für Interessierte

*Beschluss: Marlene Greinwald (FW) initiierte als Bürgermeisterin den „wachsweichen“ Beschluss vom 7.3.2023:
“In Anlehnung an den Kreistagsbeschluss vom 12.12.2005 unterstützt der Tutzinger Gemeinderat die Bestrebungen zur Energiewende in Tutzing. Das Ziel, unsere Region bis zum Jahr 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen, wird befürwortet und seine Erreichung im Rahmen der personellen und finanziellen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der weiteren kommunalen Aufgaben der Gemeinde unterstützt.“

**Gegenstimme: Stefanie Knittl (SPD) kritisierte und forderte „mehr grün“ und konkrete Maßnahmen:
Der Antrag enthalte Inhalte (18 Jahre alter Kreistagsbeschluss), die aus ihrer Sicht sowieso schon durchgeführt werden müssen. Warum fehlten hier ganz konkrete Maßnahmen, wie z.B. welchen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz könne die Gemeinde Tutzing zum Bereich Mobilität, Reduzierung des Verkehrsaufkommens, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs usw. leisten? Sie fand dafür keine Unterstützung.

Quelle: https://www.tutzinger-liste.de/blog/gr-mobilfunkmast-auf-gemeindeeigenem-grundstueck/

Als noch recht neu in Tutzing "Zuagroastem" Ex-Hamburger - jedoch lange genug, um nun schon wahlberechtigt zu sein - habe ich beide Termine im Midgardhaus genutzt, um den Fragerunden ergebnisoffen beizuwohnen und ohne den spezifischen lokalpolitischen Background einzelner spezifischer Fragestellungen zu kennen.

Vielmehr hat mich der, an mehreren Stellen auf dieser Webseite so oft erwähnte, unterschiedliche Kommunikationsstil und das persönliche Auftreten beider Kandidaten interessiert und ich wollte dies einmal in komprimierter Form (Vielen Dank an die Tutzinger Grünen, die das an einem Wochenende gut organisiert haben) selbst erleben und nicht nur darüber lesen (zumal es hier ja auch mannigfaltige subjektive Wahrnehmungen gibt, wie ich feststellen konnte). Einen Unterschied im Kommunikationsverhalten halte ich erstmal nicht für verwunderlich, hat man es doch mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zu tun, die sicher auch dem Altersunterschied geschuldet sind.

Was mir auffiel war, dass sich beide Termine bzgl. der Moderation signifikant unterschieden. In der ersten Runde mit Ludwig Horn, eine nahezu stakkatohafte Abarbeitung eines Fragenkatalogs, auf den - mal mehr, mal weniger - detailliert im Antwortteil eingegangen wurde, jedoch auch oft unterbrochen durch nicht zur Sache gehörende Punkte aus der Zuhörerschaft (Annekdoten) bzw. durch die Moderatorin selbst (dann aber auch fokussiert bleiben und nachhaken!). Es gab beispielsweise eine klare Festlegung, was z.B. nicht vom Kandidaten zu erwarten sei (hier am Beispiel einer flächendeckenden Einführung einer Baumschutzverordnung), also deutlich Position beziehen und nicht einem dankbaren Applaus auf einer immerhin grünen Veranstaltung erliegen. Klar wurde auch kommuniziert, wenn man etwas nicht wußte oder sich noch nicht mit beschäftigt hat.

In der zweiten Runde hatte ich persönlich den Eindruck (wohlgemerkt: weder kannte ich die Anwesenden und schon gar nicht deren persönliche Beziehungen zueinander ), dass es wohl so Einiges "Unaufgearbeitetes" zwischen der Bürgermeisterin und einigen Zuhörern gab, das sich Bahn suchte. In diesem Moment hatte ich eine souveräne Reaktion der Bürgermeisterin in Form einer Gegenrede erwartet, die ihr Handeln bzw. Nicht-Handeln sachlich erläutert, nicht aber das Betreten der Kommunikationseben mittels eines persönlichen Gegenangriffs ggü. der Fragestellerin. Da war der Bürgermeisterinnen Lunte recht kurz und die Reaktion nicht professionell. Darf einfach mit der langjährigen politischen Erfahrung nicht mehr passieren. Anyway...

Das es hier sicher dieses und jenes aufgrund der langen Amtsdauer gibt, halte ich ebenfalls für nicht verwunderlich, jedoch drohte in diesen Momenten der Moderatorin die Gesprächsführung zu entgleiten. Overall hatte ich hier nicht den Eindruck, dass es sich um eine neutrale (ob dies in dem Rahmen überhaupt möglich ist?) Moderation handelt, da auf die gute Zusammenarbeit (man kennt sich wohl aus irgendwelchen Gremien?) zwischen der Moderatorin und der Bürgermeisterin explizit von der Moderatorin verwiesen wurde. Dies hätte als Disclaimer vorangestellt werden können, so hatte es für mich eher ein "Geschmäckle".

Nach dem jeweils einmaligen Eindruck von Herrn Horn und Frau Greinwald lässt sich für mich festhalten, dass Herr Horn einen ausgewogeneren und abgeklärteren Eindruck als Frau Greinwald machte. Auch wenn nicht alle Themen durch Herrn Horn abschließend beantwortet werden konnte, positionierte er sich genau in dem Feld, das sich - für mich zwar nur eine Augenblicksbetrachtung, während der Veranstaltung aber eben auch sprechend - eine Schwäche der Bürgermeisterin zu sein scheint: nämlich das Feld der Kommunikation bzw. dem Versprechen einer anderen (?), andersartigen (?) Kommunikation bzw. Kommunikationsformen.

Spannend ist für mich, dass auf lokalpolitischer Basis dies doch ein signifikantes Asset für einen Wahlausgang sein kann. Zumindest habe ich nicht das "eine Projekt / das Sachthema" gehört, das die Tutzinger Bürgerschaft eint / entzweit und entsprechend in die eine oder andere Richtung mobilisiert.

Ich wünsche beiden Kandidaten viel Erfolg und blicke interessiert auf den Wahlausgang und insbesondere auf die Wahlbeteiligung. Nicht ist heutzutage so wichtig, wie die Teilnahme jedes Einzelnen an der demokratischen Meinungsbildung.
Zum wesentlichen persönlichen Unterschied: Kommunikationsstil

Ludwig Horn: Fragen wurden sachlich und fast vollständig konkret beantwortet – dabei auf politische Rhetorik verzichtet. Bei „zahnfühlenden“ Fragen ruhig und dem Fragesteller offen zugewandt geblieben. Von der Moderatorin bei den Zuschauern zwei-, dreimal bewusst provozierte Lacher zu seinen Ansichten mit witzigen Bemerkungen und herzhaften Lachen erwidert. Keinen Bezug auf seine Gegenkandidatin genommen – damit die nicht anwesende Greinwald zu keiner Zeit diskreditiert. Im Ergebnis war der Saal trotz vieler kritischer Fragen bis zum Schluss mit positiver, wohlwollender Energie erfüllt.

Dies fand ich eine beachtliche Leistung von Horn (27 Jahre alt) denn die Moderatorin hat, zwar mit bayerischem Charme, doch rigoros moderiert und ist ihm häufig ins Wort gefallen. Er hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und bei zwei Fragen offen gesagt hat, dass er diese nicht beantworten könne. Das alles hat mich für Horn eingenommen.

Marlene Greinwald: Fragen wurden mehrfach nicht konkret beantwortet – Verwendung von politischer Rhetorik. Die Moderatorin wurde daraufhin aus dem Publikum aufgefordert, konkrete Antworten einzufordern. Bei „zahnfühlenden“ Fragen nicht ruhig geblieben, die sachliche Ebene verlassen und Fragesteller auf persönlicher Ebene angegangen. Häufig Bezug zu dem nicht anwesenden Horn genommen und diesen mehrfach in ein schlechtes Licht gesetzt („Da kann der Ludwig viel Visionen haben“). Im Saal herrschte, weil die Parteilichkeit der Moderatorin bereits von der ersten Minute an auf der Hand lag, bereits nach ca. 15 Minuten bis zum Ende eine aufgeladene Stimmung. Das veranlasste wohl die Moderatorin auch am Ende zum Schlusssatz: „Jetzt sama aber wieder gut miteinand“.

Greinwald hat genau den Kommunikationsstil angewendet, für den sie kritisiert wird: Im kritischen Meinungsaustausch zu politischer Rhetorik greifen und sich von der Sachebene auf die persönliche Ebene zu begeben. Dabei war ihr wohl nicht bewusst, dass die konfliktgeladene Stimmung im Saal zu einem nicht unerheblichen Teil auf ihr Auftreten zurückgeht: auf die der amtierenden Bürgermeisterin (61 Jahre alt). Dies hat mir missfallen.

(Zum wesentlichen sachlichen Unterschied: "Anpacken grüner Themen" - folgt heute Abend/morgen früh)
Vielen Dank an Tutzings Grüne! Ich habe beide Veranstaltungen besucht und schätze sie im Rückblick als einen wichtigen Beitrag zur Entscheidungsfindung ein.

Die Ankündigung eines „Protokolls“ zum Nachlesen für alle, die nicht teilnehmen konnten, ist bestimmt gut gemeint. Ich meine aber, dass es mit einem objektiven „Protokoll“ schwer wird, da die Moderatorin der Veranstaltungen leider zwei unterschiedliche Moderationsarten angewendet hat.

Horn wurde „gegrillt“ und stets um konkrete Antworten gebeten, Greinwald dagegen nicht und so kam es ihrerseits meist zu keiner konkreten Beantwortung der an sie gerichteten Fragen. Dies haben mehrere Anwesende bei der Veranstaltung mit Greinwald ziemlich schnell zur Sprache gebracht. Auch wurden bei Horn keine Stellungnahmen, sondern nur vorher eingesandte Fragen und die Fragen der Anwesenden zugelassen. Bei Greinwald hat die Moderatorin eigene Fragen gestellt und Stellungnahmen formuliert. Weil die eindeutig tendenziös ausfielen, wurde ihre persönliche Präferenz für die Amtsinhaberin den Anwesenden überdeutlich gemacht. Nur stand sie damit der Meinungsbildung der Zuhörer im Wege.

Mit anderen Worten: Bei der Moderation hat es gemenschelt. Die Tutzinger Grünen hätten daher gut daran getan, Vertreter der unabhängigen Presse (z.B.SZ, Merkur) für die Moderationsleitung zu gewinnen oder zumindest für deren Teilnahme zu sorgen, damit über die Veranstaltungen zusätzlich unabhängig berichtet wird.

Und dennoch: Die Anwesenden konnten am Samstag und Sonntag zwei sehr aufschlussreichen Veranstaltungen beiwohnen! Und die Tutzinger Grünen haben gut daran getan, die beiden Kandidaten getrennt einzuladen. So war eine offeneres Gespräch möglich als in allen Duellen, das nun endlich große Unterschiede zwischen der Amtsinhaberin und ihrem Herausforderer zu erkennen gab - und das alles ohne die Wahlzusammenführung zu thematisieren. Für mich war der Auftritt der beiden Kandidaten sehr aufschlussreich und lohnend.
Eine Nachberichterstattung zu den Veranstaltungen der Grünen mit Marlene Greinwald und Ludwig Horn, wie sie in einem Kommentar gewünscht wird, wäre sehr willkommen. Vielleicht möchte jemand, der dabei war, etwas beisteuern? Ich konnte leider nicht teilnehmen.
Danke Herr Pfitzner für die Erklärungen aus erster Hand.
Ich konnte nicht kommen, weil diese beiden getrennten Veranstaltungen jeweils SA & SO zeitlich einfach nicht gingen. Aber ich habe bereits mehrere andere Veranstaltungen besucht, meist mit beiden Wettbewerbern.
Ich persönlich finde gemeinsame Veranstaltungen, wenn beide Bewerber auch offen & direkt auf einander reagieren können, übersichtlicher, informativer und letztlich auch vergleichbarer.
Bei Nacheinander-Veranstaltungen sehe ich einen prinzipiellen Nachteil für denjenigen, der zuerst antreten muss ohne die Aussagen vom nächsten Tag vorhersehen zu können. In diesem Fall war das der Herausforderer.

Nachtrag:
Ein eigener Kandidat der Grünen (oder vielleicht auch gemeinsam mit der kleineren ÖDP) hätte auf jeden Fall Tutzinger Umweltthemen zu mehr Aufmerksamkeit und Gewicht verholfen. Aber Sie haben natürlich recht damit: wenn man antritt, muss man am Ende auch bereit sein, einen eventuellen Wahlsieg mit Leben füllen.
(Bearbeitet)
Gerne gehe ich als GRÜNES Gemeinderatsmitglied auf die Fragestellungen ein:

Warum haben die GRÜNEN niemand ins Rennen geschickt?

Es hat sich aus unseren Reihen niemand gefunden, bei dem dieses sehr zeitaufwendige und auch häufig sehr nervenaufreibende Amt in die private und berufliche Lebensplanung gepasst hätte. Insbesondere die drei GRÜNEN Gemeinderatsmitglieder, sind beruflich und familiär momentan besonders eingebunden. Auch wenn ich persönlich mir vor sechs Jahre hätte vorstellen können, dieses Amt zu übernehmen, passt es gerade nicht in meine privaten und beruflichen Umstände. Eines muss sich jeder potentiell Kandidierende überlegen: Passt der mögliche berufliche Wechsel ins Bürgermeisteramt gerade in meine Lebensumstände. Ich musste die Frage für mich verneinen. Daher kam für mich eine Kandidatur in diesem Jahr nicht in Frage. Das sah vor sechs Jahren noch ganz anders aus... aber wer weiß, wie die Umstände bei mir, den anderen GRÜNEN Gemeinderatsmitgliedern oder anderen potenziellen Kandidierenden in zwei oder sechs Jahren aussieht.
So einfach, wie Sie Herr Rekus es darstellen, ist es leider heutzutage leider nicht, Personen langfristig für dieses Amt aufzubauen. Die Zeiten und Lebensumstände ändern sich schnell. Jetzt eine Person zu finden, die heute zusagt, sich in sechs Jahren für dieses Amt bewerben zu wollen, werden sie kaum finden.
Vom "Traumberuf Bürgermeister", wie er es vielleicht in der Vergangenheit war, sind wir eh schon weit entfernt. Die Bezahlung ist nicht übermäßig, der Zeitaufwand ist enorm und der Verlust der Privatheit sobald man seine eigenen 4 Wände verlässt ist für Amtsinhaber und dessen Angehörige enorm. Immer mehr Gemeinden haben das Problem, überhaupt Kandidierende zu finden. Von daher können wir in Tutzing schon mal froh sein, dass wir wirklich eine Wahl haben.
Warum eigene Veranstaltungen?

Die GRÜNEN Veranstaltungen sehen wir hauptsächlich als "Service" für unsere Mitglieder und Sympathisierenden an , den aber auch viele Nichtmitglieder gerne genutzt haben. Beide Fragerunden waren gut besucht und wir haben die Bürgermeisterin sowie den Herausforderer mit Fragen "konfrontiert", die uns GRÜNE Mitglieder gestellt haben, aber auch die Möglichkeit allen Anwesenden gegeben, ihre Fragen zu stellen. Schade, dass Sie nicht da waren Herr Rekus. Das Format hat uns erlaubt, die Kandidierenden mit Fragen zu konfrontieren, die insbesondere unsere Mitglieder und Anhängerschaft am Herzen liegen. Und ich glaube es sind auch einige Fragen dabei gewesen, die nicht in den vielfältigen Podiumsdiskussionen gestellt worden sind. Bei vielen Antworten ist auch dezidiert nachgefragt worden.

Vielen Dank auf alle Fälle an Marlene Greinwald und Ludwig Horn, dass Sie sich den, teilweise auch unangenehmen und „auf den Zahn fühlenden“, Fragen, gestellt haben.

Ich habe zumindest zusätzliche Erkenntnisse gewonnen und ich hoffe, dass es den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern ähnlich ging.
Themenwechsel:
Auf die Nachberichterstattung über Ablauf & Inhalte der beiden Gespräche, sowie die Unterschiede der beiden Kandidaten bin ich gespannt.
Ob da unerwartet Geheimnisse gelüftet wurden? Neue Erkenntnisse nach mehreren öffentlichen Duellen?
Oder hat man auf einen Überbietungswettbewerb bei den Wahlversprechungen gehofft?
(Bearbeitet)
Meine persönliche Meinung: Wer - als politische Partei - bei einer Wahl mitreden, mitmischen und mitgestalten möchte, der soll doch bitte einfach selbst antreten bzw. einen eigenen Kandidaten aufstellen.
Juristisch gab es keine Hindernisse für die Grünen, und dass jetzt nach 6 Jahren turnusgemäß eine Neuwahl anstand war auch keine Überraschung. Zeit genug also, sich als Ortverband vorzubereiten und eine Kandidatin oder einen Kandidaten bestmöglich aufzubauen. Als zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat und als umweltpolitische Speerspitze (so sehen sie sich gewiss auch selbst) hätte man das von ihnen erwarten können. In meinen Augen als Bürger ein wirklich großes Versäumnis sich hier einfach "wegzuducken".
Die Gründe hierfür sind mir bis heute schleierhaft; deswegen meine Fragen weiter unten.

Umso unverständlicher daher so manches Gehabe gegenüber den beiden echten Kandidaten, die sich der Wahl tatsächlich stellen.
Bleibt die Frage, wer braucht im 21. Jahrhundert noch Wahlempfehlungen von Dritter Seite?
Sollten die Zeiten nicht langsam vorbei sein, wo wir andere für uns denken und entscheiden lassen?
Sollten wir uns nicht besser jeweils selbst mit den wichtigen Wahlthemen und den beiden Kandidaten beschäftigen und selbst unsere Wahl treffen?
(Bearbeitet)
Hallo Herr Rekus, gegen berechtigte, sachliche und respektvoll geäußerte Kritik wird man schwer etwas sagen können. Im Gegenteil, die tut jedem Diskurs gut! Doch erst im letzten Beitrag war davon etwas zu lesen. Ihrem zweiten Absatz pflichte ich gänzlich bei.

Für "demokratisch bedenklich" halte ich einige der aktuellen politischen Geschehnisse in unserer Bundesrepublik. Doch das hier diskutierte zählt mit Sicherheit nicht dazu. Übrigens, auch die örtliche FDP und ÖDP haben "mitgemischt" und Ihre Wahlempfehlungen gegeben.

Was ist dagegen auszusetzen, gerade, wenn die Empfehlung, wie in diesem Fall, auf Veranstaltungen beruht, an denen die Öffentlichkeit teilhaben kann? Das ist doch ein hohes Maß an Transparenz. Dass sich Frau Greinwald und Herr Horn diesen Fragen stellen finde ich äußerst positiv und begrüßenswert aber keineswegs selbstverständlich. Daher sehe ich im gesamten das bestmögliche, ohne eigenen Kandidaten/ eigene Kandidatin zu haben.

Mich würde interessieren, woher Sie wissen, dass die Grünen "nicht antreten (obwohl sie es könnten"? Ich kann das nicht beurteilen. Das können wohl nur örtliche Parteimitglieder. Nicht, dass es mich etwas angehen würde, ob Sie dazu zählen. Für dieses Amt finden sich deutschlandweit immer weniger Freiwillige. Dass wir in Tutzing die Wahl bekommen ist ohnehin ein gewisser "Luxus".
Um sich dem Amt stellen zu können muss außenrum (privat/beruflich) wirklich alles passen. Dass man das bei den örtlichen Grünen konnte und nicht wollte bleibt eine sehr steile These.
Sorry, aber mit ähnlich leichter Hand wird in der Politik sooo oft berechtigte Kritik oder nachhaken von Bürgern / Presse vom Tisch gewischt. Die bösen Anderen wollen einen ja immer nur diskreditieren. Alles nur Schmutzkampagnen. Echt jetzt?

Ich denke schon, dass sich viele Tutzinger, denen Themen des Umwelt- & Naturschutzes am Herzen liegen, auch eine oder einen entsprechenden Bürgermeisterkandidaten gewünscht hätten. Gerade in Zeiten des Klimawandels. Und da stehen die größeren Grünen nun mal noch ein Stück weit mehr in der Verantwortung, als die kleinere ÖDP.

Ich persönlich finde es dann aber tatsächlich seltsam, vielleicht auch demokratisch bedenklich, wenn Parteien, die selbst gar nicht antreten (obwohl sie es könnten) bei diesen Wahlen dennoch irgendwie mitmischen wollen. Wofür? Was ist eine solche Wahlempfehlung wert?
Wir alle können doch selbst sehr gut und in eigener Verantwortung zwischen den Kandidaten die richtige Wahl treffen, oder?
(Bearbeitet)
Die Kommentierung liest sich nicht wie ein ernstgemeintes Bedauern, dass ein grüner Gegenkandidat/ eine Gegenkandidatin fehlt. Eine Pseudodiskussion, um nichts Erhellendes gegen Grün in den Raum werfen und dabei gleich noch Einzelpersonen diskreditieren zu können.
Digitaler Stammtisch, nicht mehr und nicht weniger.
Dass sich niemand finden konnte, der Tutzing eine grüne Option anbieten hätte können, ist tatsächlich bedauerlich. Das war allerdings unlängst bekannt.

Danke, aber Kasperltheater ist nicht so mein Ding.
Jetzt treten die Tutzinger Grünen mal wieder breitbeinig auf, aber eine oder einen der ihren erneut ins Rennen zu schicken, dafür fehlte ...
Ja was fehlte denn?
(Bearbeitet)
@ Herr Rekus: Hatten Sie auf Herrn Kerbs gehofft? Das wäre sicherlich ein Spass geworden. Seine Ausführungen bei Wahlveranstaltungen live und nicht nur bei Vor-Ort-News - Die Grünen hätten Eintrittsgelder nehmen können ...... Wobei dann Sie, Herr Wagner und als Moderator Herr Pietsch nicht fehlen sollten.
(Bearbeitet)
Schon irgendwie schade, dass die Grünen ihren Wählern keinen eigenen Kandidaten angeboten haben, oder?
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