Von vorOrt.news

„Ein neues Zentrum für Tutzing“

Seehof: Neben einem Hotel sollen Promenaden, Plätze und Geschäfte für Attraktivität sorgen

Recht gut angekommen ist bei den Tutzinger Gemeinderäten eine für den Seehof vorgelegte neue Plankonzeption. Die Ausarbeitung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München eröffne die Möglichkeit, Tutzing zum See hin zu weiten und den Bereich vom Dampfersteg bis hinauf zur Hauptstraße zu einem „neuen Zentrum“ mit öffentlichem Charakter zu entwickeln, sagte Stadtplaner Prof. Florian Burgstaller.

Der vom Gemeinderat am Dienstag gebilligte Bebauungsplanentwurf sieht vier dreigeschossige Gebäude nebeneinander auf dem Grundstück vor (auf der Planskizze blau). Sie sollen für 80 bis 90 Hotelzimmer sowie - ganz im Westen - für Mitarbeiterwohnungen Platz bieten. Die gesamte Geschossfläche soll rund 5200 Quadratmeter erreichen, ähnlich viel, wie das alte Baurecht zugelassen hat. Am größten soll das der Mariensäule am nächsten gelegene Bauwerk sein. In dessen höchster Etage gelten - sozusagen mit einer vierten Ebene - zweistöckige Zimmer als denkbar, deren obere Räume mit einer Treppe erreichbar, also wie in einer Maisonette-Wohnung angeordnet sind.

Bürgermeisterin Greinwald: "Eine einmalige Chance für Tutzing"

Der Gebäudekomplex soll auf der See- und der Schlossseite von großzügigen Promenaden und Plätzen umgeben werden, die sich am Uferbereich von der Marienstraße über den Dampfersteg und den Biersteg, am Schloss entlang und bis zur Hauptstraße erstrecken (auf der Planskizze gelb, orange und grün). Dabei soll auch die Wegeverbindung von der Schloss- zur Marienstraße optimiert werden. Bürgermeisterin Marlene Greinwald erwartet eine Aufwertung des gesamten Gebiets, das bisher „ein bisschen im Dornröschenschlaf“ liege. Für Tutzing biete diese Planung „eine einmalige Chance“, sagte sie. Auf längere Sicht, je nach gemeindlicher Finanzlage, kündigte sie weitere Verbesserungen der Straßen rundherum an.

Seehof-PVA-W.jpg
Vorabzug des Bebauungsplans, den der Planungsverband erstellt hat © Planungsverband Äußerer. Wirtschaftsraum München
Anzeige
Banner-April24-3.png

Breite Fußgängerpromenade

Schlossstra-e.jpg
Noch ein wenig im Dornröschenschlaf: Seehof (li.) und Schlossstraße, hier noch mit Teerdecke. Das gesamte Gebiet soll deutlich aufgewertet werden. © L.G.

Um möglichst viel Platz für öffentlichen Raum zu gewinnen, haben die Planer die vier Gebäude relativ weit in den Norden des Seehof-Grundstücks gerückt. Dennoch sollen sie, wie in der Sitzung versichert wurde, ausreichenden Abstand zu den daneben befindlichen Häusern in der Marienstraße haben. Deren Bewohner sollen auch so weit wie möglich vor Lärm geschützt werden. Die Gebäude selbst, so wurde es formuliert, würden „aktiven Emissionsschutz“ bieten. Aus diesem Grund soll es in Richtung Marienstraße auch keine Terrassen geben.

Der an den Planungen beteiligte Münchner Architekt Michael Winkelmann stellte die öffentliche Funktion sogar in den Vordergrund - nicht die Hotelanlage. Neben ihr sieht der Entwurf deshalb sowohl im Süden, zum Schloss hin, als auch im Osten, an der Seeseite, viel freien, öffentlich nutzbaren Raum vor. Entlang der gesamten Südseite ist auf dem Plan ein breiter Fußgängerbereich mit einer Promenade und einem Platz eingezeichnet. Die Erdgeschosse der vier Gebäude sollen nach den Vorstellungen des Planungsverbands mit Läden, Cafés oder Bistros für zusätzliche Attraktivität sorgen.

Wellness-Bereich auch für die Öffentlichkeit

Auch ein im Untergeschloss geplanter Wellness-Bereich soll der Bevölkerung zur Verfügung stehen, nicht nur den Hotelgästen. In Verbindung mit dem Bereich vor dem Schloss gegenüber könnten sich nach Auffassung der Planer interessante Nutzungsmöglichkeiten ergeben, so beispielsweise für Christkindlmärkte und andere Veranstaltungen. Architekt Winkelmann sprach bereits vom „Schlossplatz“. Dort ist auch ein weiteres kleines Gebäude vorgesehen, das als geeigneter öffentlicher Zugang zum Wellnessbereich gilt.

Vielleicht wird der Bareislgraben über die Promenade geleitet

Freiraumplanung-Seehof-Bild1-Treiber.png
Vorentwurf zur Freiraumplanung © Monika Treiber, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Im Osten, zum See hin, schließt sich in dem Entwurf eine Grünfläche um die unter Denkmalschutz stehende Mariensäule an, die - unterbrochen von der Uferstraße - bis zum See reicht. So soll vom Bereich am Dampfersteg bis hinauf zur Hauptstraße eine Promenade um die Hotelanlage herum führen.

Neben dem Dampfersteg soll eine kleine Gastronomie die Form von Bootshäusern haben. Für Klaus Götzl, den Tourismuschef der Starnberger Wirtschaftsfördergesellschaft gwt, könnte dies auch ein geeignetes Empfangsgebäude für Fahrgäste der Schifffahrt sein, die in Tutzing einen neuen Knotenpunkt erhält. Auch einen Kiosk soll es beim Dampfersteg eventuell geben. Götzl sieht darüber hinaus gute Chancen für den Einzelhandel im Ortszentrum, wenn künftig mehr und mehr Besucher bei Schiffsaufenthalten in Tutzing unterwegs sein werden. Die öffentliche Bootslände beim „Biersteg“ soll erhalten bleiben.

Offen ist noch die Größe einer Tiefgarage. Dr. Joachim Weber-Guskar (FDP) sprach sich für möglichst viele öffentliche Parkplätze aus, die in diesem Bereich nah dem Dampfersteg und der Hauptstraße dringend benötigt würden. Die Zufahrt zur Tiefgarage ist einspurig vorgesehen.

Ob das alles so realisiert werden kann, hängt aber noch von intensiven weiteren Untersuchungen ab, so besonders wegen mehrerer Schutzgebiete, die sich am Starnberger See überlagern: Landschaftsschutz, FFH, Vogelschutz, Ramsar, Wasserschutz. Die Gemeinde hat hierzu bereits eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Positive Äußerungen von der Schlösser- und Seenverwaltung und vom Bund Naturschutz soll es aber schon geben. Der Baumbestand soll gesichert werden, wie Landschaftsplanerin Monika Treiber sagte. Eine vor Jahren entfernte dritte Baumreihe versuche man ansatzweise wiederherzustellen. Eventuell werde man einen Teil des Bareislgrabens abzweigen und über die Promenade führen.

„Es war ein langer Weg“, sagte Stadtplaner Burgstaller. Er sieht die Gemeinde nun auf einem guten Weg. So werde das Ziel einer Verbindung von der Hauptstraße zum See mit einer offenen Blickachse erreicht. Das noch bestehende alte Baurecht dagegen, fügte er hinzu, würde „den Blick wieder versperren wie der alte Seehof“.

ID: 3421
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.

Kommentare

Herr Reiher da muss ich Ihnen Recht geben. Und da kommt noch ein Turm mit 4m Höhe drauf.

Was hier alles rund um den Bahnhof entsteht, bzw. schon gebaut wurde, wird an Hässlichkeit nur noch von der Langsamkeit der Ausführung übertroffen.

Vorschlag zum Seehof.

Warum verkauft man eigentlich nicht die Kustermann Villa. So schön sie ist, aber für den einzelnen Tutzinger bietet sie kaum Mehrwert . Mit dem Geld könnte die Gemeinde das Seehofgrundstück kaufen und einen schönen Ortsmittelpunkt für alle Tutzinger planen.
(Bearbeitet)
Hilft ja nichts Herr Krebs, unternehmen sollte man trotzdem was gegen diese aktuelle Planung. Man sieht es ja am Bahnhof. Mir graust es jedesmal wenn ich am Lobster Gebäude vorbeifahre (das wirkt jetzt schon ziemlich mächtig) und mir vorstelle das da noch 3 weitere Gebäude in dieser Größenordnung dazu kommen.
Wieviel neue Zentren bekommen wir den noch? Das neue Zentrum am Bahnhof ist ja noch nicht mal fertig, übrigens auch mit Ladengeschäften, Biergarten und Hotel. Was ist den nun eigentlich mit dem Vorschlag Dorfplatz am See ? Ein Dorfplatz wäre doch viel vernünftiger.
Feedback / Fehler melden