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Mehr Geld für Gemeinde-Mitarbeiter

Tutzing führt die „Großraumzulage München“ ein - Konkurrenz um Personal

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Für Mitarbeiter gibt's künftig mehr Geld: Tutzinger Rathaus © L.G.

Die Verantwortlichen in der Nachbargemeinde Bernried und in anderen Gemeinden bis nach Weilheim dürften von einer neuen Tutzinger Entscheidung nicht begeistert sein. Das hat Bernd Pfitzner von den Grünen im Gemeinderat vermutet. Grund: Tutzing zahlt für die Beschäftigten der Gemeinde künftig die so genannte „Großraumzulage München“ - das hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen.

Im verschärften Wettbewerb um Arbeitskräfte, dem auch der öffentliche Dienst ausgesetzt ist, dürfte dies ein Plus für Tutzing sein. „Wir wissen, was in der freien Wirtschaft gezahlt wird“, sagte Dr. Heinrich Reiter (Freie Wähler). Die Zulage sei „alternativlos“. Ähnlich Pfitzner: „Wir müssen auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben.“ Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) freute sich über die Möglichkeit einer besseren Bezahlung für die Mitarbeiter auch deshalb, weil viele von ihnen aus persönlicher Verbundenheit bei der Gemeinde blieben, wohl wissend, dass sie anderswo mehr verdienen könnten.

Mit dem Beschluss zur Zahlung der Großraumzulage gesellt sich Tutzing zu etlichen anderen Kommunen rund um München, dem Landratsamt Starnberg und der Volkshochschule Starnberger See, die alle ähnliche Entscheidungen getroffen haben. Die Maßnahme wird die jährlichen Personalkosten der Gemeinde nach Angaben ihrer Geschäftsleitung um 132 000 Euro erhöhen. Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU) unterstützte dies wie alle anderen, brachte sie aber als einziger mit der oft zitierten Finanzschwäche der Gemeinde in Zusammenhang. 120 000 Euro Überschuss habe sie zuletzt in ihrem Verwaltungshaushalt ausgewiesen: „Das hieße, der letzte Verwaltungshaushalt wäre plus-minus Null ausgegangen.“

Sorge wegen Abwerbung von Mitarbeitern nach München

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Persönliche Verbundenheit ist gut, aber bessere Bezahlung hilft © L.G.

Der Tutzinger Beschluss ist im Zusammenhang der Stadt München und ihres Umlands zu sehen. Die Landeshauptstadt zahlt die München-Zulage bereits seit 1990 aufgrund eines örtlichen Tarifvertrags und will nun einen örtlichen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft abschließen, der unter anderem eine Verdoppelung dieser Zulage vorsieht. Wegen des Wettbewerbs ums Personal hat dies in Kommunen außerhalb von München Argwohn ausgelöst: München versuche angesichts des Fachkräftemangels mit besserer Bezahlung Mitarbeiter aus dem Umland abzuwerben. Zur Zahlung einer entsprechenden Zulage hat der Kommunale Arbeitgeberverband Bayern aber auch die Mitglieder in einem neu definierten Großraum München ermächtigt, zu denen die Gemeinde Tutzing gehört.

Die konkreten Details der neuen Regelung: Der Grundbetrag für alle Anspruchsberechtigten erhöht sich von 126,62 Euro auf 270 Euro, für Auszubildende und Studierende von 63,30 Euro auf 140 Euro. Für Bezieher höherer Entgeltgruppen im öffentlichen Dienst, die bisher nicht anspruchsberechtigt waren, gibt es künftig einen Grundbetrag von 135 Euro. Der monatliche Kinder-Zuschlag für alle bisher Anspruchsberechtigten steigt von 33,77 Euro auf 50 Euro je Kind, bei allen anderen Beschäftigte im öffentlichen Dienst beträgt er 25 Euro je Kind. Im Gegenzug gestrichen werden in Tutzing die seit Anfang 2014 gezahlte „Ballungsraumzulage“ und eine „Schmutzzulage“ für Tätigkeiten, die zu Verunreinigungen führen, so etwa bei Mitarbeitern des Bauhofs. Nach einer Ermächtigung zur Zahlung ergänzender Leistungen kann nur eine der Zulagen gewährt werden.

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Mitarbeiter-Wohnungen gefordert

Die Gemeinde-Geschäftsleitung dankte den Gemeinderäten für den Beschluss. Es wurde aber angemerkt: „Das hätte man auch einfacher haben können, nämlich durch Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst, nicht mit irgendwelchen Zulagen.“

Pfitzner nutzte die Gelegenheit, für die Gemeinde auch Mitarbeiter-Wohnungen zu fordern. Die Wohnraum-Lage in Tutzing sei mittlerweile „verheerend“, sagte Thomas Parstorfer (CSU). Dabei bezog sich der Inhaber einer Autowerkstatt in Traubing keineswegs nur auf die Situation für Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. Im Münchner Handwerk würden inzwischen immer höhere Löhne gezahlt, sagte er, weniger aber auf dem Lande.

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