
Eine Verlängerung des Dampferstegs steht nun nochmals im Rathaus zur Debatte. Am morgigen Dienstag, dem 26. Juni wird sich der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss mit diesem Thema befassen. Direkt am Dampfersteg wird zuvor - um 16.30 Uhr - eine öffentliche Ortsbesichtigung stattfinden, da dieser Punkt auch für die Öffentlichkeit sehr interessant sein dürfte, so die Gemeindeverwaltung in einer Pressemitteilung. Nach ihren Angaben werden Vertreter der Gemeinde und der Bayerischen Seenschifffahrt allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern die geplanten Umbaumaßnahmen des Stegs vor Ort erläutern. Auch die Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) hatte schon auf diesen Termin hingewiesen.
Schon vor etwas mehr als einem halben Jahr hat sich der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats mit der geplanten Verlängerung des Dampferstegs befasst. Damals hat er sie abgelehnt. Zu dieser Zeit seien noch nicht alle Informationen vorhanden gewesen, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald gegenüber vorOrt.news. Der Beschluss werde nun entweder zurückgenommen werden, oder es werde einen neuen Beschluss geben. In der Diskussion haben seinerzeit unter anderem Klagen von Anwohnern über Verschiebungen von Sand und Kies am Ufer durch die Schifffahrt eine Rolle gespielt. Dieser Effekt, so wurde befürchtet, könne sich verstärken, wenn - wie vorgesehen - zwei Schiffe gleichzeitig anlegen, mit entsprechend mehr Wellenbewegungen. Auch Veränderungen des Ortsbilds vom Wasser aus gesehen wurden erwartet.
Nach dem Umbau soll der - bisher außerhalb der Anlegezeiten geschlossene - Dampfersteg öffentlich zugänglich sein. Das sei bei den Gesprächen versichert worden, sagt Bürgermeisterin Greinwald. In einer Erläuterung stellt die Gemeindeverwaltung ausführlich die Hintergründe der Stegverlängerung dar. Sie beschreibt den Wunsch vieler Gäste nach kürzeren Fahrzeiten der Schiffe und die Arbeiten an einer Optimierung des Fahrplans am Starnberger See. Eine Umsetzung des bevorzugten Fahrplanmodells wird nach dieser Darstellung nur für möglich gehalten, wenn am Steg in Tutzing gleichzeitig zwei Schiffe anlegen können. Hierzu sei eine Verlängerung des bestehenden Stegs erforderlich.
Vorteile für Fahrplan, Wirtschaft und Umwelt

Nach Untersuchungen mit Tiefenmessungen ist eine Stegverlängerung in Tutzing nach den neuen Angaben technisch realisierbar. Sie führe gegenüber dem derzeitigen Zustand sogar zu einer Verbesserung.
Für den Fahrplan sieht die Gemeindeverwaltung Vorteile durch die Umstellungen. Nach Starnberg werde es dann regelmäßigere Fahrten geben, die Rundfahrtzeiten würden kürzer, der Süden des Sees werde besser angebunden, weil die Fahrgäste direkt am Steg in Tutzing umsteigen könnten. Es sei zu erwarten, dass die Bedürfnisse der Kunden - besonders an den beiden Hauptzustiegsorten Starnberg und Tutzing - damit besser erfüllt werden könnten.
Auch mit positiven wirtschaftlichen Folgen für Tutzing rechnet die Gemeindeverwaltung. Die Fahrgäste könnten damit die Angebote in Tutzing - also des Einzelhandels und der Gastronomie - verstärkt nutzen. Damit könne auch die Wertschöpfung am Ort gesteigert werden. Auf diese Wirkungen hatte kürzlich auch die ATG hingewiesen. Vielleicht werden sich in der Folge auch noch weitere kleine Cafés ansiedeln, sagte Marlene Greinwald. Die Gemeindeverwaltung sieht einen weiteren Vorteil der Änderung darin, dass Einheimische und Touristen leichter von einem See-Anrainerort zum anderen gelangen könnten, so auf der gegenüberliegenden östlichen Seeseite.
Haltmöglichkeiten für Reisebusse in fußläufiger Entfernung zum Steg

Die Erläuterungen lassen dabei auch schon weiterführende Überlegungen für das Umfeld des Dampferstegs erkennen. Tutzing könne von den Änderungen profitieren, so die Gemeindeverwaltung, wenn entsprechende Parkmöglichkeiten für Reisebusse in fußläufiger Entfernung zum Steg angeboten werden könnten. Schon heute halten Reisebusse in der Schlossstraße, etwa auf Höhe der Monsignore-Schmid-Straße, und lassen ihre Fahrgäste ein- und aussteigen. Die Busfahrer müssen aber anschließend wieder wegfahren. Weitere Möglichkeiten werden zurzeit geprüft, sagte Marlene Greinwald. Dabei gehe es um Platz für zwei oder drei Busse.
Die Verwaltung nennt beispielhaft auch die Parkplätze der Supermärkte an Sonn- und Feiertagen. Die Bürgermeisterin sagt aber auch: "Nicht jeder soll mit dem Auto kommen." Die umweltfreundliche Anbindung von Tutzing wird nach Auffassung der Gemeindeverwaltung durch den neuen Fahrplantakt der Seenschifffahrt und durch den öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver werden. Dabei verweist sie auf den Bus Tutzing-Andechs, die S-Bahn, die DB-Regio und den ICE. Mit den regelmäßigen Abfahrten könnten Bus- und Reiseunternehmen Touren besser planen.
Für erforderlich hält die Rathaus-Verwaltung darüber hinaus Möglichkeiten für Kurzhalt in unmittelbarer Nähe des Stegs zum Ausstieg und Wiedereinstieg, so etwa im Bereich der Evangelischen Akademie. Sie verfügt neben dem Eingang zum Schloss über Parkplätze, die allerdings bisher Tagungsbesuchern vorbehalten sind. Von einer Nutzung des leer stehenden Seehof-Grundstücks gegenüber der Akademie, das ab und zu zum Parken genutzt wird, ist in Zusammenhang mit den Plänen der Schifffahrt nicht die Rede.
Die öffentliche Bootslände soll weiterhin genutzt werden können

Die Bayerische Seenschifffahrt will nach den Angaben der Gemeindeverwaltung darauf achten, die neben dem Steg bestehenden Angebote nicht zu beeinträchtigen. Konkret nennt die Verwaltung die so genannte Slipanlage, also die öffentliche Bootslände bei der Evangelischen Akademie. Diese Anlage - die einzige ihrer Art am Westufer des Starnberger Sees - sollte nach Auffassung der Verwaltung auch dann genutzt werden können, wenn zwei Schiffen gleichzeitig am Dampfersteg anlegen. „Auch die Möglichkeit, den Steg nutzen zu können, um den Brahms-Pavillon betrachten bzw. fotografieren zu können, wird in die Überlegungen selbstverständlich mit einbezogen“, versichert die Gemeindeverwaltung.
Als einen sehr wichtigen Faktor einer möglichen Stegverlängerung bezeichnet die Gemeindeverwaltung den Umweltschutzgedanken: Wenn die Schiffe parallel am Steg anlegen und diesen vorwärts anfahren, werde der Wellenschlag gegen das Ufer reduziert. Die früher im Ausschuss geäußerten Bedenken wegen verstärkter Wellenbewegungen werden in den neuen Erläuterungen nicht erwähnt.
Die Sitzung des Umwelt- , Energie- und Verkehrsausschusses beginnt nach der Ortsbesichtigung um 17.30 Uhr im Rathaus. Auf der Tagesordnung stehen neben der Verlängerung des Dampferstegs die Parksituation in der Simone-Ferber-Straße, ein Antrag zur Aufstellung von zusätzlichen Hundekot-Abfallbehältern und der Breitbandausbau in Tutzing.
Die Pressemitteilung der Gemeinde Tutzing zum Dampfersteg unten im Original als pdf.
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