Für die „Ökologisch-Demokratische Partei“, kurz ÖDP, ist Tutzing etwas Besonderes. Bei der letzten Kommunalwahl 2014 war Rudolf Krug einer von acht ÖDP-Kandidaten in Bayern, die die Wahlen zum ersten Bürgermeister gewinnen konnten. Nur in Tutzing und in Gilching gibt es im Landkreis Starnberg ÖDP-Ortsverbände. In Tutzing - im Ortsteil Traubing - wohnt auch die bisherige Kreisvorsitzende der ÖDP: Monika Blume-Hedemann. Sie hat dieses Amt aber niedergelegt. Sie habe damit „aus Entwicklungen in Tutzing und im Landkreis die persönliche Konsequenz gezogen“, so begründet sie dies: Sie habe den Zustand der ÖDP „nicht nachhaltig verbessern“ können.
Bereits zu Beginn dieses Jahres hat sie sich zu diesem Schritt entschlossen. Seitdem führt der stellvertretende Kreisvorsitzende Ernst Sporer aus Gilching den Kreisverband kommissarisch. Nach seinen Angaben soll noch im April ein neuer Kreisvorsitzender gewählt werden, doch der Termin stehe bisher noch nicht fest.
Im Tutzinger Gemeinderat wurde die ÖDP 2014 so stark wie noch nie zuvor
In Tutzing war die ÖDP nach der Kommunalwahl 2014 so stark wie noch nie im Gemeinderat vertreten, nämlich mit drei Mandaten. Neben Rudolf Krug wurden auf der ÖDP-Liste Georg Schuster und Martin Pulfer in das Gremium gewählt, die allerdings beide nicht Parteimitglieder, sondern parteifrei sind. Nachgerückt ist in den Gemeinderat nach der Wahl von Marlene Greinwald zur Bürgermeisterin von ihrer Gruppe, den Freien Wählern, Verena von Jordan Marstrander. Damit bringen es die Freien Wähler nun im Gemeinderat auf fünf Mandate, ihre bisher höchste Zahl, die ÖDP hat zwei Mandate.
Zu ersten Bürgermeistern waren bei der Kommunalwahl 2014 außer Rudolf Krug folgende ÖDP-Kandidaten in Bayern gewählt worden: Rudolf Kühn in Aidling (Garmisch-Partenkirchen), Harald Kempe in Emskirchen (Neustadt a.d. Aisch), Waldemar Bug in Burkardroth (Bad Kissingen), Anita Bogner in Rain (Straubing-Bogen), Martin Prey in Niedermurach (Schwandorf), Rolf Beuting in Murnau (Garmisch-Partenkirchen) und Willi Lindner (parteifrei) in Kößlarn (Passau-Land). In Ansbach wurde außerdem die von der ÖDP unterstützte parteifreie Kandidatin Carda Seidel wiedergewählt., in der Stadt Passau wurde Urban Mangold vom Stadtrat zum zweiten Bürgermeister gewählt.
Landtags-Kandidatin Anastasia Kühn ist erst 21 Jahre alt
Unterdessen hat die ÖDP ihre Landtags- und Bezirkstagskandidaten im Stimmkreis 129 gewählt, zu dem der gesamte Landkreis Starnberg sowie die Gemeinden Bernried, Seeshaupt und Iffeldorf aus dem Landkreis Weilheim-Schongau gehören: Anastasia Kühn und Markus Kunzendorf. Landtags-Direktkandidatin ist die erst 21-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin Anastasia Kühn. Sie arbeitet derzeit auf dem familieneigenen Bio-Bauernhof in Aidling am Riegsee. Ihr Vater ist Erster Bürgermeister der Gemeinde Riegsee für die „Wählergemeinschaft“. Auch ihr Großvater war bereits Bürgermeister. Kühn sieht sich „nicht nur als Vertreterin der ÖDP“, sondern auch als Vertreterin ihrer Generation. Sie engagiert sich unter anderem in der „Transition-Bewegung“, einem Konzept von Umwelt- und Nachhaltigkeits-Initiativen, die sich in vielen Regionen der Welt für den Übergang in eine „postfossile und relokalisierte“ Wirtschaft einsetzen. Mit dabei ist sie auch in der Solidargemeinschaft Werdenfelser Land im Netzwerk „Unser Land“, sie tritt für eine „Postwachstumsökonomie“ und eine „bäuerlich-dezentrale Landwirtschaft“ ein. Ihr großes Ziel sieht sie im Erhalt einer intakten Umwelt: „Ich will in einem Land alt werden, das noch lebenswert ist.“

Bezirkstags-Kandidat Markus Kunzendorf plädiert für Gemeinwohlökonomie
Der zum Bezirkstags-Kandidaten gewählte Markus Kunzendorf ist 41 Jahre alt und wohnt in Oberhausen bei Huglfing. Er arbeitet als selbstständiger Finanzberater und Versicherungsmakler in einem in Starnberg ansässigen Unternehmen. Spezialisiert ist er vor allem auf ökologische Investmentfonds und ethisch-nachhaltige Versicherungen. In seiner Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich als erster Vorstand im örtlichen Sportverein. Als besondere Herausforderung der heutigen Zeit wertet Kunzendorf das politische Credo des „Immer schneller und immer mehr“ - die weitverbreitete „Getriebenheit der Menschen“ führe in die soziale und ökologische Erschöpfung. Besonders am Herzen liegen ihm ein „konsequenter Klimaschutz“ und eine „lebensnahe Bildung“, außerdem eine stärkere Entflechtung von Wirtschaft und Politik sowie das Konzept der „Gemeinwohlökonomie“.
Im Stimmkreis Starnberg wollen Anastasia Kühn und Markus Kunzendorf für eine „Entschleunigung der Gesellschaft“ werben, außerdem für eine konsequente ökologische Energiewende und für nachhaltiges Wirtschaften. Der ÖDP-Kreisverband Starnberg hat dazu kürzlich auch eigene Auftritte bei Facebook, Instagram und Twitter gestartet.
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Helge Haaser Passau