Von Lorenz Goslich

Das Kandidaten-Porträt: Florian Schotter

Das ist schon ein zeitliches Zusammentreffen der besonderen Art beim Bürgermeisterkandidaten Florian Schotter. Im Februar ist Geburtstermin - er und seine Frau Sandra warten auf ihr erstes Kind. Ein echter Neuanfang für jede Familie. Nicht wenige Väter gehen heutzutage erst mal eine Weile in Elternzeit. Das wird für Schotter kaum in Frage kommen, wenn er zum Bürgermeister gewählt werden sollte.

Natürlich wird er oft gefragt, wie er das alles unter einen Hut bringen will. Dann verweist der 42-jährige CSU-Kandidat gern auf den Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler, der in seiner Amtszeit zweimal Vater von Zwillingen geworden ist. Auch mit unregelmäßigen Arbeitszeiten scheint der Polizeioberkommissar Schotter zurecht zu kommen. Sein Schichtdienst läuft mal von 11 bis 20 Uhr, dann von 6.30 Uhr bis 12 Uhr, dann von 19 bis 6 Uhr. Zu anderen Zeiten muss er halt irgendwie versuchen, zum Schlafen zu kommen, sagt er.

"Da muss man freundlich sein"

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Zwei Neuanfänge? Florian Schotter in seinem Wohnzimmer © L.G.

Was seine Kollegen von der Polizei zu seinen Bürgermeister-Ambitionen sagen? „Die finden es alle super.“ Er ist Chef einer so genannten Verfügungsgruppe in der Münchner Polizeiinspektion 11. „Zentrum des Wahnsinns“ nennen er und seine Kollegen sie gern. Mit vielen Extraeinsätzen werden sie betraut: Demonstrationen, Junkie-Szene, Attentate wie beim Olympia-Einkaufszentrum, Meisterfeier des FC Bayern München.

Schotter kennt auch viele bekannte Fußballprofis, wie er erzählt. Manche von denen meinten, sie dürften mit ihrem Audi in der Feuerwehr-Anfahrtzone des Münchner Hotels Vierjahreszeiten parken. Auch manche härteren Vorfälle hat er in diesen Kreisen schon erlebt, aber Namen will er nicht nennen. Beim Faschingsendspurt arbeite er meist eine Woche mehr oder weniger „durch“. Ob er diesmal beim Fasching noch als Polizist dabei ist, wird sich zeigen. Die Polizeiinspektion 11 war auch Drehort für die Fernsehserie „München 7“. Einige Kollegen von Schotter waren als Statisten bei Dreharbeiten dabei, aber er selbst nicht.

Schotter hält nach eigenen Worten viel von einem „kooperativen Führungssystem“ und Sozialkompetenz. Bei einem Gruppenleiter sei das Vorbild wichtig: „Es kommt immer darauf an, wie sich der Chef verhält und wie er mit den Leuten umgeht.“ Einen netten Umgangston erwartet der Diplom-Verwaltungswirt auch gegenüber den Menschen, die zur Polizei kommen. „Das ist wie eine Hotelrezeption“, sagt er, „da muss man freundlich sein.“ Offenes Haus und bürgerfreundlich - das müsse der Grundsatz sein.

In dieser Hinsicht sieht er durchaus Vergleichspunkte mit einem Bürgermeister und einer Gemeinde: „Man muss als Dienstleister für die Bürger da sein.“ Gerade dem Bürgermeister komme dabei eine wichtige Rolle zu. Dabei seien durchaus auch Kontrolle und Dienstaufsicht Mittel der Führung. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, will er sich nacheinander mal in alle Abteilungen hineinsetzen: „Ich muss ja wissen, wie die arbeiten, wie ausgelastet oder wie überfordert sie sind.“

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"In der Gesetzes-Systematik kenne ich mich aus"

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Begeisterter Sportler: Schotter in Aktion © privat

Oft wird zurzeit in Tutzing darauf hingewiesen, dass Schotter keine kommunalpolitischen Erfahrungen hat. Durch seine relativ breit gefächerten Ausbildungen - erst Gastronomie, dann Rettungsdienst, schließlich Polizei - und durch sein Berufsleben glaubt er aber durchaus das notwendige Rüstzeug mitzubringen. „In der Gesetzes-Systematik kenne ich mich aus“, sagt er. Vielen ist aufgefallen, dass er bei den diversen Diskussionen in den vergangenen Wochen zu den meisten Tutzinger Themen durchaus Konstruktives beitragen konnte, obwohl er erst vor einem Vierteljahr zum Kandidaten gewählt worden ist.

Das hat sicher viel mit der Liebe zu seiner Heimatgemeinde zu tun. Als „Kind von Tutzing“ hat er sich schon bei der Aufstellungsversammlung bezeichnet. Alle möglichen Sportarten hat er schon betrieben, absoluter Fan - und auch Trainer - ist er beim Eishockey. Schon bei der Aufstellungsversammlung der CSU, bei der er zum Kandidaten gewählt wurde, hat er kein Geheimnis daraus gemacht, dass ihm eine Kunsteishalle in Tutzing gefallen würde. „Das ist ein Witz“, sagt er auf Nachfrage, „weil ich weiß, was das kostet.“

Mit der Feuerwehr will er auch als Bürgermeister ausrücken

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Unternehmungslust: Schotter packt gern an © L.G.

In vielen Tutzinger Vereinen war er Mitglied, oft von klein auf, in einigen ist er nach wie vor, so etwa bei der Tutzinger Gilde, deren Vorstand er angehört, und bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Ich wäre der erste Bürgermeister, der tagsüber mit der Feuerwehr mit ausrückt“, kündigt er an: „Das wäre ja noch schöner, wenn der oberste Dienstherr im Rathaus hocken bleiben würde.“ Machmal packt er auch einfach an, ohne Mitglied zu sein, so zum Beispiel beim Thomaplatz-Fest des Verschönerungsvereins und des Tourismusvereins: „Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.“ Die Vereine, verspricht er, würden in ihm stets einen Ansprechpartner haben.

Unternehmungslust klingt immer wieder durch. Im Sommer, erzählt er, ist er meistens mit einem seiner beiden alten Mopeds unterwegs, einer Kreidler Florett oder einer Zündapp Bergsteiger. Jährlich trifft er sich mit Freunden zu einer Mopedtour nach Südtirol.

Der Blick über den lokalen Tellerrand hinaus fällt auch sonst auf. So erzählt er zum Beispiel sichtlich interessiert, dass die Gemeinde Grünwald ein „zweites Kindergeld“ bezahlt, um jungen Leuten und Familien zu ermöglichen, trotz der hohen Immobilienpreise im Ort zu wohnen. Denn ähnlich wie Tutzing habe auch Grünwald mit der Überalterung zu kämpfen. Ob es um erschwinglichen Wohnraum für junge Familien geht, um gute Bedingungen fürs Gewerbe oder um andere drängende Probleme: Neues will Schotter gern wagen.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 358
Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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