Florian Schotter macht zurzeit nicht nur Vorstellungsrunden, so zu Beginn dieser Woche in Traubing. Der Bürgermeisterkandidat der Tutzinger CSU bildet sich auch eifrig weiter. Er besuche „sämtliche Kurse, die angeboten werden“, sagt der CSU-Ortsvorsitzende Thomas Parstorfer, den dieses Engagement seines Bewerbers offenkundig beeindruckt. Er ist froh darüber, bei der Suche nach solche Kursen gleich fündig geworden zu sein, von denen er selbst, wie er erzählt, zu Beginn seiner kommunalpolitischen Tätigkeit ebenfalls stark profitiert hat. Aber zurzeit ist keine allgemeine Zeit des Kommunalwahlkampfs. Diese Phase wird erst vor der nächsten Wahl im Jahr 2020 wieder aktuell, so dass nicht unbedingt mit einer Fülle derartiger Weiterbildungsangebote für potenzielle Kommunalpolitiker zu rechnen ist.
Dennoch hat es geklappt. Sowohl beim Amt für ländliche Entwicklung als auch bei der CSU-nahen Hanns-Seidl-Stiftung sind die betreffenden Kurse entdeckt worden. Ob Schotter, der ja als Polizeioberkommissar voll im Beruf eingespannt ist, überhaupt Zeit dafür hat? Die Termine fänden an Wochenenden statt, sagt Parstorfer dazu. Bürgermeister-Kandidaten müssen also offenkundig auch bereit sein, eine Menge Freizeit zu opfern.
Für Schotter geht es darum, jetzt möglichst schnell in die Kommunalpolitik zu finden. Schließlich wird schon am 14. Januar gewählt - da ist gar nicht mehr allzu viel Zeit. Sollte Schotter tatsächlich gewinnen, dann wird es wohl eine gewisse Bereitschaft geben, ihm Einarbeitungszeit zu gewähren, doch die dürfte letztlich begrenzt sein. Der 42-Jährige hat zwar in seinem bisherigen Werdegang schon auffallend viel gelernt und gemacht, vom Hotelfach über den Rettungsdienst bis zur Polizei. Doch im Gegensatz zu den anderen beiden Kandidaten Marlene Greinwald (Freie Wähler) und Bernd Pfitzner (Grüne) ist er in der Kommunalpolitik ein Neuling, wie er am Montag bei seiner Vorstellung in Traubing ganz offen bekannte. Nicht selten kann man in Tutzing aber dieser Tage sogar die Auffassung hören, das sei vielleicht gar nicht so schlecht.


Ein Schwerpunkt-Thema der CSU kristallisiert sich für den Bürgermeister-Wahlkampf bisher nicht heraus. Es gebe viele Themen in Tutzing, die alle wichtig seien, sagt Parstorfer. Beispielhaft verweist er auf Hauptstraße, Mittelschule und Dreifachturnhalle. Mit vielen weiteren Themen werden die drei Kandidaten zurzeit konfrontiert. Bei drei geplanten Podiumsdiskussionen werden sie zu allen möglichen Tutzinger Themen Farbe bekennen müssen. Heute nächste Kandidaten-Diskussion
In zahlreichen Einzelgesprächen und bei persönlichen Präsentationen wie am Montag in Traubing tun sie das bereits. Dort hat Schotter zum Beispiel bekräftigt, dass er sich für bezahlbaren Wohnraum mit Einheimischenmodellen einsetzen will. Auch für eine Wiedereröffnung der leer stehenden Gaststätte "Andechser Hof" will er eintreten. Im Fall seiner Wahl könnte es spannend werden, ob er bei diesem bereits seit bald sechs Jahren ungelösten Tutzinger Dauerbrenner mehr Erfolg haben wird als erfahrene Kommunalpolitiker.
Traubinger sorgen sich wegen schwindender Angebote im Dorf
Bei Schotters Vorstellung ging es natürlich auch um etliche spezielle Traubinger Themen. Dabei zeigte sich, dass viele von ihnen der Bevölkerung auf den Nägeln brennen. So beschäftigt sie zum Beispiel die Frage, ob die Schule am Ort auf Dauer Bestand haben wird. Erheblich zu denken gibt vielen Bürgern auch das schwindende Angebot an Waren und Dienstleistungen im Dorf.
Viele Diskussionen hatte erst kürzlich ausgelöst, dass die VR-Bank zum Jahresende nicht nur ihre Traubinger Filiale auflösen, sondern ihren Bankautomaten gleich mit entfernen will. Die Bank hat dazu auf einen verbesserten Kundendienst samt Geldlieferung nach Hause verwiesen In Traubing bald kein Bankautomat mehr Doch viele Traubinger fühlen sich offenkundig mehr und mehr von der Welt abgeschnitten. Das ist kürzlich deutlich geworden, als zwei neu zugezogene Damen diverse Dinge erledigen wollten. Sie standen in Traubing mitten auf der Straße und suchten händeringend nach einem Postamt, um ein Konto bei der Postbank eröffnen und die Miete für ihre Wohnung bezahlen zu können. Einheimische mussten ihnen mitteilen, dass es in Traubing keine Post gibt, und nahmen sie nach Tutzing mit. Wie sie von der Post neben Edeka und Aldi zurück nach Traubing gekommen sind, ist nicht bekannt. Ein Bus fährt zwar von Tutzing nach Traubing, aber nicht vom Einkaufszentrum an der Lindemannstraße aus. Zur nächsten Haltestelle am Bahnhof ist es zu Fuß ein gutes Stück. Eine der beiden Damen ist gehbehindert - und ein Taxi schienen sie sich nicht leisten zu können.
Bild auf der Startseite: Florian Schotter (links) und Thomas Parstorfer bei der Aufstellungsversammlung nach der Wahl von Schotter zum Bürgermeisterkandidaten der CSU
"Ich bin ein Kind Tutzings"
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