Von Lorenz Goslich

Sperrung der alten Schule hat viele Folgen

Es ging alles sehr schnell. Das alte Schulgebäude ist gesperrt worden, die Schlösser wurden ausgetauscht. Das stellt etliche Nutzer vor Probleme. Aber die Hintergründe geben zu Diskussionen Anlass.

Wegen einer neuen Heizungsanlage hat eine Begehung stattgefunden, wie die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg gegenüber vorOrt.news erläutert hat. Dabei seien sich die Vertreter des Kreisbauamts nicht sicher gewesen, ob alles statisch noch in Ordnung ist. Im Boden habe es leichte Absenkungen gegeben.

Die Ursachen dafür stehen bisher offenbar noch nicht fest. Zum einen wurde als möglicher Grund gesehen, dass vor 23 Jahren bei einem Umbau durch den Tutzinger Billard-Club im Untergeschoss des Schulhauses tragende Teile herausgenommen worden sind. Zum anderen wird aber auch nicht ausgeschlossen, dass es sich um natürliche Absenkungen handelt, wie die Bürgermeisterin sagt.

Da das Schulhaus für unterschiedliche Zwecke genutzt wird und deshalb dort viele Menschen unterwegs sind, hat Kreisbaumeister Chrisdtian Kühnel jedenfalls die Nutzung des Gebäudes untersagt. Ein Prüfstatiker soll nun alles erst einmal genau untersuchen. "Das kann Wochen in Anspruch nehmen", sagt Elisabeth Dörrenberg.

Das hat viele Folgen, denn nicht wenige sind davon betroffen: die Musikschule, der Freizeitclub JM, der Billard-Club, der BRK-Kinderhort Krambambuli. Sie alle nutzen die Räume in der alten Schule. Das trifft auch auf die Grund- und Mittelschule zu, aber offenbar nur begrenzt. Sie ist zum größten Teil in den anderen Gebäuden nebenan untergebracht.

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Plötzlich geschlossen: Tutzings alte Schule © L.G.
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Der Bürgermeisterin geht die Aufregung zu weit

Der Umbau der Kellerräume durch den Billard-Club in den 1980er und 1990er Jahren ist oft gelobt worden. Bei der Entscheidung, das Gebäude erst einmal zu schließen, hat dem Vernehmen nach aber ein angeblich fehlender Nachweis mit Dokumentation der damaligen baulichen Veränderungen eine Rolle gespielt.

Der Vorsitzende des Billard-Clubs, Roland Hartl, ist selbst Bauingenieur und Statiker. "Wir haben damals alle Unterlagen eingereicht", versichert er, "aber sie sind dann offenbar in der Gemeinde verschwunden." Die Unterlagen von 1994, die der Gemeinde damals ausgehändigt worden seien, seien beim Billard-Club noch vorhanden, er habe sie vor einigen Wochen per pdf nochmals an die Gemeinde geschickt. Bei der Begehung habe das Landratsamt nun dennoch festgestellt, dass die Umnutzung des früheren Volksbades in Billard-Räume nicht dokumentiert worden sei.

In der Vereinschronik des Billard-Clubs steht, dass im Jahr 1994 rund 20 Kubikmeter Mauerwerk abgebrochen worden sind. Die Gemeinde selbst hat damals, wie in dem Bericht weiter steht, für die Abbrucharbeiten Kompressor, Preßufthammer sowie einen Hänger für den Abtransport des Bauschutts zur Verfügung gestellt. „Anschließend mussten schwere Eisenträger eingezogen, das ganze Mauerwerk unterfangen und neue Fundamente Stück für Stück eingebracht werden“, so wird es in der Chronik weiter geschildert.

Der Tutzinger Bürgermeisterin geht die Aufregung etwas zu weit. Sie hält zum derzeitigen Zeitpunkt wenig davon, über Schuldfragen zu sprechen, wie sie sagt. Bisher sei überhaupt nicht klar, ob der Billard-Club überhaupt mit all dem in Zusammenhang steht.

Den Hintergrund für die Schließung des Schulhauses bildet offenbar eine erheblich gestiegene Sensibilität seit dem Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall 2006, der damals 15 Menschenleben gefordert hat. Auch die Heilig-Geist-Kirche in Breitbrunn (Gemeinde Herrsching) ist kürzlich unter Hinweis auf Ähnlichkeiten zum Fall Reichenhall - in diesem Fall soll der gleiche Leim verwendet worden sein - ähnlich überraschend geschlossen worden.

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Teure Tische: Billard-Club Tutzing in der alten Schule © Billard-Club Tutzing
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Alles ging sehr schnell: Informationen gibt's handschriftlich © L.G.
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Breit genutzt: Musikschule, BRK-Hort und andere sind in der alten Schule untergebracht © L.G.

Billard-Club meldet Spielbetrieb für laufende Saison ab

Beim bereits seit 1958 bestehenden, damals zunächst im Garatshausener Hotel „Seerose“ gegründeten Billard-Club bedeutet der Vorgang das Aus für die aktuelle Turnierteilnahme. "Wir melden den Spielbetrieb für diese Saison ab", sagt Hartl: "Wir können nun keine Spiele austragen, und nur mit Auswärtsspielen geht es nicht." Hartl macht sich auch Sorgen um die wertvollen Billard-Tische. Die Holz-Granit-Platten seien empfindlich, normalerweise gehe täglich jemand vom Verein in die Clubräume, um die Entfeuchtungsanlage zu überprüfen. Das sei aber nun nicht möglich, weil die Schlösser ausgetauscht worden seien. Über diese Dinge solle der Club mit den Verantwortlichen im Rathaus sprechen, sagt die Bürgermeisterin dazu. Der Billard-Club will die weitere Vorgehensweise am Freitag auf einer internen Sitzung besprechen. Dabei dürfte auch die Haftungsfrage zur Sprache kommen.

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Gerüst im hinteren Gebäudeteil - aber der ist nicht betroffen © L.G.

Ausweichlösungen für BRK-Mittagsbetreuung, JM und Musikschule

Ersatzlösungen für die übrigen Betroffenen sind zum Teil bereits gefunden worden. Beim Kinderhort „Krambambuli“ des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) betrifft die Schließung nur die Mittagsbetreuung. Für die hat die Gemeinde spontan die Rathaus-Tenne geöffnet. „Krambambuli bleibt drin“, sagte eine Mitarbeiterin gestern auf Anfrage von vorOrt.news. Der Hort ist im hinteren Teil des Gebäudes untergebracht. Dort steht zwar ein hohes Gerüst, doch der Betrieb kann dort offenbar weiter laufen.

Mit den Verantwortlichen des Freizeitclubs JM hat Bürgermeisterin Dörrenberg mittlerweile gesprochen. Für sie seien die Folgen tragbar, für einige geplante Veranstaltungen könnten sie Ausweichräume finden. Die JM-Mitglieder hatten ihre Räume vor nicht allzu langer Zeit mit großem Aufwand renoviert. Die Musikschule wird vielleicht nachmittags Räume in der Grund- und Mittelschule nutzen können, hofft die Bürgermeisterin. Betroffen sind offenbar auch Musikbands, die in der alten Räume üben.

Quelle Titelbild: L.G.
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Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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