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Wie berichtet, wurde die Abstimmung im Gemeinderat über die Wohncontaineranlage in Tutzing gestern nach einer längeren und lebhaften Diskussion verschoben. Beschluss zur Flüchtlingsanlage verschoben Es kamen verschiedene Argumente auf den Tisch, die – im Nachhinein betrachtet – noch weitere Fragen aufwerfen:
- Es konnten weder Angaben dazu gemacht werden, wie lange die Anlage stehen soll – „drei Jahre definitiv nicht, auf jeden Fall bis 2027, aber man weiß es nicht“ – noch, wie groß die Aufnahmekapazität in Zukunft sein soll. Das bedeutet, eine Erweiterung der Wohncontaineranlage ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nötig. Das Grundstück des ehemaligen Minigolfplatzes gibt das definitiv nicht her. Wo werden diese Wohncontainer dann aufgebaut? Ist es nicht zielführender, jetzt schon für eine weitsichtigere Lösung zu sorgen? Vor allem vor dem Hintergrund, dass eine dezentrale Unterbringung auch vom Landratsamt nicht bevorzugt wird?
- Frau Sabine Neumann und Herr Dr. Kühnel vom Landratsamt Starnberg versuchten, die Sicherheitsbedenken unter anderem durch die Zusage, dass nur Familien in die Anlage ziehen, auszuräumen. Die Aussage Herrn Dr. Kühnels: „Da öffnet sich einfach ein Fenster – und dann rollt der Bus an.“ weckt daran allerdings Zweifel. Können denn die „Insassen des Busses“ im Vorfeld tatsächlich so genau selektiert werden? Vor allem, wenn man den hervorgehobenen Faktor Zeit betrachtet. Was ist, wenn ein Bus „anrollt“, in dem keine Familien sind? Hier wäre eine konkrete schriftliche Zusage des Landratsamts und auch der übergeordneten Stellen erforderlich.
- Im Vorfeld wurde Raum für den Sicherheitsdienst kommuniziert. Laut Frau Neumann ist allerdings erstmal kein Sicherheitsdienst vorgesehen, da es bisher zu keinen nennenswerten Vorfällen in anderen Einrichtungen gekommen ist. Wie genau ist das zu beurteilen, wenn in der Presse von anderen Einrichtungen in Bayern mit 24/7 Wachdienst die Rede ist?
- Gegen die Rot-Kreuz-Alm sprechen laut Frau Bürgermeisterin Greinwald und den Vertretern des Landratsamts verschiedene Punkte:
Schlechte Verkehrsanbindung, fehlender Gehweg und Beleuchtung – nicht zumutbar für die Flüchtlinge.
Für uns stellt sich das so dar: Durch die Busverbindung ist man in wenigen Minuten im Ort, auch mit dem Fahrrad sind die 700 Meter machbar. Der Gehweg kann mithilfe einer weißen/farblichen Bodenmarkierung gekennzeichnet werden – es handelt sich zudem um eine deutlich weniger frequentierte Straße. Und Beleuchtung zu installieren, sollte nicht das große Problem sein. Die Seestraße ist ebenfalls spärlich bis gar nicht beleuchtet. Der Gehweg wird dort im oberen Bereich durch eine weiße Markierung ausgewiesen, eine vergleichbare Busverbindung ist nicht vorhanden. Und gerade an den Wochenenden oder in den Ferien bei schönem Wetter ist das Verkehrsaufkommen um ein Vielfaches höher. Dazu kommt in den nächsten Jahren weiterhin der LKW-Verkehr zum Baustellenzwischenlager. Das für uns entscheidende Argument, das nach all den Informationen für die Rot-Kreuz-Alm spricht: Die problemlose Erweiterung der Containeranlage, die gegeben ist. Es handelt sich um ein bereits erschlossenes Grundstück und es müssen weder Bäume gefällt noch Sträucher entfernt werden. Das gilt es zu bedenken.
- Die Lindlwiese und die Wiese vor der Evangelischen Kirche wurden alternativ vorgeschlagen. Aber aus Gründen der Notwendigkeit für das Gemeindeleben wieder verworfen. Das ist absolut richtig und nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang hätte allerdings auch über die Bedeutung des Minigolfplatzes gesprochen werden können. Denn er war vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls ein gemeinschaftlicher Treffpunkt. Es besteht außerdem auch bei der Tutzinger Jugend der Wunsch nach dem Wiederaufbau der Minigolfanlage. Ein weiterer Vorteil: Damit wäre ein zusätzliches Freizeitangebot für Familien vorhanden, das natürlich auch Abwechslung in den Alltag der Flüchtlinge bringt. Wir sehen das zum Beispiel als eine gute Möglichkeit für Integration auf spielerische Art.
Alles in allem war die gestrige Diskussion im Gemeinderat eine sehr aufschlussreiche Veranstaltung. Sie zeigt, dass wir als Gemeinde die zwei Wochen bis zur Sondersitzung gut nutzen sollten, um gemeinsam zu einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung zu gelangen. Und das auch dann, wenn die Zeit drängt. Einen Schnellschuss, der uns in ein paar Jahren (oder früher) dann vor dieselbe Problematik stellt, wie wir sie gerade erleben, gilt es zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, die Vor- und Nachteile sämtlicher Grundstücke abzuwägen – und private Grundstückseigentümer, die interessiert sind, zu involvieren.

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Kommentare
Wenn wir keinen (oder zuwenig) neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen, wird Tutzing immer weiter zum Ort für ausschließlich diejenigen werden, die jeden Preis bezahlen können. Einheimische ohne hierfür "ausreichende" Einkünfte werden noch gnadenloser verdrängt werden.
Diese Wohncontainer sollen im Schnitt ca. 7 Jahre haltbar/nutzbar sein. Je nach Beanspruchung und Pflege vielleicht auch etwas länger.
In unserem eigenem Interesse sollten wir diese Zeit gut nutzen, um - ähnlich wie damals nach dem 2. Weltkrieg - neue, zeitgemäße Siedlungen aus dem Boden zu stampfen. Quasi ein Schönmoos 4.0.
Für uns selbst und auch für unsere Neubürger. Schließlich erwarten wir von denen Integration; und wir haben Fachkräftemangel sowie eine Überalterung unserer bisherigen Gesellschaft. Herausforderungen & Chancen sind hier wie so oft 2 Seiten der gleichen Münze.
Das Tutzinger Rathaus fährt hier leider wieder nur "auf Sicht" und trifft erneut eine ad hoc - Entscheidung unter Zeitdruck. Dabei ist schon lange klar, dass Tutzing weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge aufzubringen hat - und das der Minigolfplatz nicht ausreichen wird, ist auch klar.
PS an die Adresse des Gemeinderats, der sich in 2022 gegen ein Gemeindeentwicklungskonzept "Leitziele 2030" entschieden hat: Warum werden denn kommunale Entwicklungskonzepte vom Freistaat so dringend empfohlen? Mit anderen Worten: Weitsichtige Lösungen. Weil Kommunen aufgrund des demografischen Wandels (hier Flüchtlingsströme), ihrer knappen Ressourcen (Geld und Personal)und des Klimawandels inzwischen vor extremen Herausforderungen stehen - die sie ohne Weitsicht nicht stemmen werden können! Jedenfalls (spätestens aus Sicht der kommenden Generationen) nicht erfolgreich und unter Wahrung des Gemeindefriedens.
PPS: Die Gemeinde Feldafing hat lt. Bericht im Merkur ähnliche Probleme. Könnten sich Feldafing und Tutzing nicht zusammentun bei der Suche nach einer Lösung? Der Freistaat verfügt ja noch über ein bislang ungenutztes Seegrundstück mit rd. 12.600 qm in der Gemeinde Feldafing...:-)
Wie ist es mit dem Standort alter Fußballplatz in der Monatshauserstr.??