Kommentar
7.12.2021
Von Lorenz Goslich

Tutzings "Steuermilliarden" im Focus

Das Nachrichtenmagazin wartet mit einer erstaunlichen Erkenntnis auf

Villa1-BG.jpeg
Die einstige "Villa Stolberg" zwischen Brahmspromenade und Hauptstraße gehört wie weitere Immobilien dem König von Thailand © kt

Eine Gemeinde wie Tutzing hat - auch wenn sie immer wieder als „arm“ bezeichnet wird - mit ansehnlichen finanziellen Beträgen zu tun. Demnächst beginnen wieder die Beratungen über den kommunalen Haushalt, und da geht es durchaus um beträchtliche Summen. Zuletzt hat der Tutzinger Gesamthaushalt 30,4 Millionen Euro umfasst.

In ganz anderen - jedenfalls denkbaren - Größenordnungen vermuten aber die Journalisten des Nachrichtenmagazins „Focus“ die Gemeinde Tutzing. In einer aktuellen Abhandlung über den König von Thailand, als dessen „Fluchtort“ sie Tutzing schon vor Jahren bezeichnet haben, berichten sie über Schatztransporte von Thailand nach Deutschland, über nicht abgeführte Erbschafts- und Zweitwohnungssteuern. Und sie gelangen zu einer erstaunlichen Erkenntnis: „Damit entgehen der Gemeinde Tutzing Milliarden Steuergelder.“

Milliarden? Das müsste ganz schön Diskussionsstoff für die bevorstehenden Beratungen über den Gemeindehaushalt liefern: Der wirkt angesichts solcher Größenordnungen mit seinen 30 Millionen eher wie Peanuts. Aber vielleicht haben die Leute von Focus auch einfach nur ein paar Nuller übersehen. Schließlich können sie nicht über jede Kommune genau Bescheid wissen. Im selben Bericht teilen sie zum Beispiel auch mit, der König von Thailand lasse „gern mal 30 Pudel in einem luxussanierten Privatjet ins oberbayerische Tutzing einfliegen“. Wo genau der Jet in Tutzing landet, lassen sie offen.

"Focus" und die "Fluchtorte"

Anzeige
Hero-Banner-Weihnachten2024-1440x600-241105-02.gif
ID: 4484
Über den Autor
Goslich-Lorenz2.jpg

Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

Add a comment

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.

Comments

Ein weiterer Hinweis darauf, wie schlecht dieser Artikel vom Focus recherchiert worden ist, zeigt sich dadurch, dass hier der Anschein erweckt wird, die Gemeinde hätte Anspruch auf die Erbschaftsteuer. Dies ist aber gar nicht der Fall. Die Erbschaftsteuer ist eine sog. Ländersteuer. Sie wird vom Freistaat erhoben und vereinnahmt.
Der Focus Artikel ist offensichtlich sehr dünn und in seinen steuerlichen Aussagen sachlich schlichtweg falsch. Fakt im Juni 2021 (Bericht Rechnungsprüfungsausschuss für 2019) war allerdings, dass der Gemeinde ein sechstelliger Betrag bei der Zweitwohnungsteuer fehlt, aber nicht weil ein Steuerpflichtiger nicht zahlt, sondern weil die Gemeinde die Steuerbescheide seit 2018 nicht festgesetzt hat. Am kommenden Dienstag wird übrigens im Gemeinderat der Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses für 2020 vorgetragen. Bei der Gelegenheit wird wohl berichtet werden, ob die Steuerbescheide inzwischen versendet wurden oder nicht.
Feedback / Report a problem