Kirche
10.7.2023
Von vorOrt.news

„Großer Rückenwind“ vom Tutzinger Löwen

Ehrung der Bischöfe Bedford-Strohm und Makgoba durch die Evangelische Akademie

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© eat Archiv

Der “Tutzinger Löwe” ist eine Auszeichnung der Evangelischen Akademie Tutzing. Geehrt wurden mit diesem Preis in Form einer Bronzeplastik am Wochenende der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Erzbischof von Kapstadt und Primas der anglikanischen Kirche im Südlichen Afrika, Dr. Thabo Makgoba.

Bisherige Preisträger waren Altbundeskanzler Helmut Kohl, die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, der SPD-Politiker Egon Bahr, der Physiker Carl-Friedrich von Weizsäcker (1912-2007), der frühere Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die früheren bayerischen Landesbischöfe Hermann von Loewenich (1931-2008) und Johannes Friedrich, die südafrikanische Politikerin Helen Zille, Filmemacher Oliver Stone und der Theologe Jürgen Moltmann. 2019 wurde der frühere deutsche Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Tutzinger Löwen ausgezeichnet, 2021 der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas. Mit dem „Tutzinger Löwen“ ehrt die Evangelische Akademie nach eigenen Angaben „Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise verdient gemacht haben – in der Politik, in der Kirche, in der Ökumene, in der Wissenschaft, in den Medien“. Die Auszeichnung stehe für Toleranz und Weltoffenheit.

Wie Martin Luther King: „Ich habe einen Traum für die Welt"

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Ein Signal für globale Lösungen: (von links) Akademiedirektor Udo Hahn, Thabo Makgoba, Heinrich Bedford-Strohm und Renier Koegelenberg © Haist/eat

Mit der Preisverleihung dankte die Akademie Bedford-Strohm und Makgoba auch für die Unterstützung der Partnerschaft zwischen der Evangelischen Akademie Tutzing und der Ecumenical Foundation of Southern Africa (EFSA) in Stellenbosch, deren Kuratoriumsvorsitzender der anglikanische Erzbischof war. Die Partnerschaft wurde offiziell in einem Vertrag zwischen der Akademie und der EFSA zum Amtsantritt des bayerischen Landesbischofs am 31. Oktober 2011 unterzeichnet und seither regelmäßig verlängert.

Die Laudatio hielt Dr. Renier Koegelenberg (Stellenbosch), Gründer und Leiter der EFSA. Er würdigte die Leistung der beiden ausgezeichneten Theologen und ihren öffentlichen Einsatz für die Menschenwürde, ihre Vermittlerrolle in gesellschaftlichen und politischen Debatten und über die Religionen hinweg sowie ihr Engagement für Frieden, Gerechtigkeit in ihren Ländern als auch darüber hinaus.

Koegelenberg erinnerte in seiner Rede an die Abschlusszeremonie des 36. Evangelischen Kirchentags zum Reformationsjubiläum in Wittenberg. Der südafrikanische Erzbischof Makgoba hatte damals in seiner Predigt seinen Traum von einer geeinten Menscheit beschrieben – in Anlehnung an Bürgerrechtler Martin Luther King: „Ich habe einen Traum für die Welt, dass eines Tages all die narzisstischen, nationalistischen, isolationistischen Ausschweifungen der Gegenwart verschwinden mögen. Ich habe einen Traum, dass stattdessen ein weltweites Bewusstsein entstehen wird, dass wir eine Menschheit sind.“

„Ihr habt Euch getroffen im Herzen“, sagte Koegelenberg zu Makgoba und Bedford-Strohm, der dieser Aussage zustimmte. Beide verbinde eine Seelenverwandtschaft. Es seien Partnerschaften wie diese zwischen der Evangelischen Akademie Tutzing und der EFSA in Stellenbosch, die „abbilden, dass die großen Menschheitsprobleme nur global gelöst werden können.“

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Bedford-Strohm war schon als Student in Tutzing

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Im Tutzinger Schloss waren am Wochenende hochrangige Referierende aus Theologie und Politik zu Gast © L.G.

Bedford-Strohm wird noch bis Oktober 2023 sein Amt als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ausüben, um sich danach verstärkt seinem Vorsitz im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen zu widmen - eine Arbeit, auf die er sich freut, weil er damit die internationale Zusammenarbeit der Religionen vorantreiben möchte. Den Tutzinger Löwen nimmt er dafür als „großen Rückenwind“ und äußeres Symbol seiner Selbstverpflichtung. Der Akademie dankte er dafür, dass sie „Segensspuren“ hinterlasse, auch in seinem Leben. Er selbst habe als Student in Tutzing an einer Tagung zum Thema der Friedensbewegung teilgenommen und sei dadurch im Anschluss bei Bundesminister Dieter Haack eingeladen worden.

Erzbischof Thabo Makgoba sagte, er nehme die Auszeichnung nicht für sich entgegen, sondern für alle Menschen in Südafrika und weltweit. Und er outete sich als Jazz-Fan: Schon am Donnerstag habe er sich bei seiner Ankunft in Tutzing über die Jazzklänge beim Sommerfest des Freundeskreises gefreut. Dass die Verleihung ebenfalls mit Jazzmusik begleitet wurde, nahm er mit Begeisterung wahr.

Die Verleihung war zugleich der Abschluss eines dreitägigen Symposiums der Akademie, das das Konzept der öffentlichen Theologie in der Arbeit von Heinrich Bedford-Strohm in den Mittelpunkt stellte. Unter dem Titel „Politisches Christentum und christliche Politik“ waren hochrangige, internationale Referierende aus Theologie und Politik nach Tutzing gekommen.

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