Knapp ein dreiviertel Jahr nach seinem Amtsantritt in Tutzing feiert der katholische Pfarrer Peter Seidel an diesem Sonntag ein Jubiläum: Vor 25 Jahren ist er in Augsburg zum Priester geweiht worden. Zu seinem Festtag morgen hat er einen guten Bekannten eingeladen, den er sehr schätzt: Pfarrer Thomas Gerstlacher aus Aichach hat bei Seidels Priesterweihe vor einem Vierteljahrhundert die Predigt gehalten - und das wird er auch bei Seidels silbernem Priesterjubiläum am Sonntag in der Tutzinger Pfarrkirche St. Joseph wieder tun. Der Festgottesdienst beginnt um 10.30 Uhr, eine Feier wird sich anschließen.
Seidel macht kein Geheimnis daraus, dass es für ihn nicht leicht gewesen sei, den Priesterberuf zu wählen. Bei seinem Abitur 1991 haben ihn Freunde und Angehörige gefragt, was er vorhabe, hat er einmal erzählt. Als er aufs geplante Theologiestudium verwiesen habe, sei die Reaktion oft so gewesen: „Um Gottes Willen!“ Seine Mutter habe sich über seine Entscheidung gefreut, sein Vater jedoch hätte es lieber gehabt, wenn er Ingenieur geworden wäre. „Es war nicht einfach, diesen Weg einzuschlagen“, folgerte er.
Dass es bis heute nicht immer einfach war, hat er selbst mit einer Korrektur bewiesen, bevor er die Pfarrstelle in Tutzing antrat. Nachdem er zwölf Jahre Stadtpfarrer von Günzburg und sieben Jahre Leiter der Pfarreiengemeinschaft von Habach, Antdorf, Sindelsdorf und Obersöchering gewesen war, berief ihn das Bistum Augsburg zum Personalreferenten - aber schon bald hörte er dort wieder auf. In der Verwaltungsbürokratie hat er sich nicht so wirklich wohl gefühlt, wie er bekannte - er wollte lieber wieder in die Seelsorge zurück.
Kollegen aus dem Bistum sehen dies als richtige Entscheidung. Seidel gehe auf die Menschen zu und finde sofort einen „Draht“ zu ihnen, sagten sie, als sie auf seine Einladung zu einem Empfang in Tutzing kamen. Anziehungskraft hat Seidel auch bei einer Tätigkeit als Aushilfspriester in Krumbach bewiesen, bevor er nach Tutzing kam. Etliche Menschen aus seiner früheren Pfarrei sind, wie berichtet wurde, eigens dort hin gefahren, um bei ihm den Gottesdienst zu besuchen. Manche sprachen von einem „regelrechten Tourismus in die Aushilfspfarrei“.
Auch in Tutzing hat sich Seidel von Anfang an offen gezeigt - und auch für Späße aufgeschlossen. Als bei einem Festabend zum Jubiläum des Roncallihauses die Haunshofener Blaskapelle spielte, war er sofort dabei, als er gebeten wurde, den Taktstock zu übernehmen. Und als er mit Tutzingerinnen eine flotte Sohle aufs Parkett legte, war den Anwesenden endgültig klar: Dieser Pfarrer passt zu uns.
Kommentar hinzufügen
Kommentare