Kirche
1.9.2022
Von vorOrt.news

Abschied im Brunnenhof

Viele Menschen haben Pfarrer Brummer bei einer Feier Adieu gesagt

Ende August endete die 22-jährige Ära von Pfarrer Peter Brummer in Tutzing. Aus diesem Anlass gab es kurz zuvor nochmal einen Dankgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Joseph. Bis in die Nacht hinein nutzten viele Menschen anschließend eine ausgiebige Feier im Brunnenhof für persönliche Abschiede.

Verleihung der Tutzinger Ehrenbürgerwürde an Pfarrer Peter Brummer

Laudatio von Bürgermeisterin Marlene Greinwald

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Bei einem Festakt im Garten des Tutzinger Rathauses hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald (links) die Ehrenbürgerschaft an Pfarrer Peter Brummer und die Bürgermedaille an die ehemalige Kulturreferentin Brigitte Grande verliehen © Gemeinde Tutzing

Lieber Peter,

die Ehrenbürgerschaft ist nicht die einzige, wohl aber die höchste Würdigung, die Tutzing als Gemeinde zu vergeben hat. Sie wird verliehen:
• entweder für ein unsere Gemeinde in beispielhafter Weise prägendes Engagement
• oder für einen besonders großen Einsatz in Ehrenämtern
• oder für eine besondere Repräsentation Tutzings über die Ortsgrenzen hinaus.

Und jetzt weiß ich leider nicht, was ich mit dir machen soll, lieber Peter. Denn so, wie ich die Voraussetzungen für Tutzinger Ehrenbürger gerade aufgezählt habe, treffen sie auf dich –unseren Pfarrer Peter-Paul Brummer, der die Gemeinde 22 Jahre lang begleitet hat – leider nicht zu. – Bedaure!

Ist es dir denn nicht aufgefallen? … Vielleicht ja dem ein oder anderen Anwesenden hier? … Entweder oder? … Das stimmt einfach nicht. Bei dir muss es heißen: Und!

Du hast unsere Gemeinde über all die Jahre in beispielhafter Weise geprägt und dich besonders in Ehrenämtern eingesetzt und Tutzing über die Ortsgrenzen hinaus repräsentiert. Dafür – jawohl – gebührt dir die Ehrenbürgerwürde.

Wenn ich dich jetzt zu Wort kommen lassen würde, lieber Peter, würdest du wahrscheinlich mit einem „Jaja“ behaupten, das hätte jeder andere in deiner Position genauso oder zumindest so ähnlich gemacht, das sei doch deine Aufgabe gewesen und im Grunde nichts Besonderes. Außerdem seist du das gar nicht allein und als Person gewesen, sondern die Kirche als Gemeinschaft.

Aber so einfach kommst du hier nicht davon. Denn mit deinem großen Engagement und deiner ganz eigenen Sicht auf die Dinge hast du in den letzten 22 Jahren vieles in Tutzing angestoßen und ins Rollen gebracht, was das Ortsleben in unserer Gemeinde heute prägt:
• im Dienst für die Menschen
• in der Ökumene
• in der Bildungsarbeit
• im kulturellen Leben
• in der Kinder- und Jugendarbeit
• in der Zusammenarbeit mit Vereinen wie der Feuerwehr oder der Tutzinger Gilde
• in Fragen des Zusammenlebens und der Offenheit
• und vielen anderen Bereichen

Natürlich hast du all das, worauf ich gleich noch näher eingehen werde, nicht alleine gestemmt. Du hattest immer Menschen an deiner Seite, die engagiert mitgearbeitet, umgesetzt, geholfen haben – in der Kirchengemeinde, im Pfarrgemeinderat. Du hast immer Partner für deine Projekte gesucht – und sie zum Beispiel mit den Tutzinger Schwestern, der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, den beiden Akademien oder der Gemeinde Tutzing gefunden. So hast du es hervorragend verstanden, die Menschen und Institutionen in Tutzing zu motivieren, zu mobilisieren und ihre Kräfte zu bündeln, um soziale und gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Vor allem aber warst du stets der Impulsgeber, der Initiator und Vorantreiber.

Ob „Tischlein deck dich“ – die Einrichtung, über die Menschen in persönlicher Notsituation kostenlose Lebensmittel erhalten – oder Trödelladen und Kleiderstube – mit deren Erlös die Arbeit der Ambulanten Krankenpflege unterstützt wird: Ohne dich gäbe es das Angebot für hilfsbedürftige Personen, so wie wir es heute in Tutzing kennen, nicht. Das umfasst vor allem auch den Pflegedienst, die Tagespflege sowie die Seniorenbegleitung und die Sterbebegleitung – Einrichtungen der Ambulanten Krankenpflege Tutzing, die du als deren 1. Vorsitzender initiiert und vorangetrieben hast.

Ohne dich wäre auch die Ökumene in Tutzing lange nicht so weit, wie sie es heute ist: Ich denke zuerst an die vielen Gottesdienste, die du gemeinsam mit deiner evangelischen Kollegin gefeiert hast. Aber auch an den Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing, der auf deine Initiative hin ins Leben gerufen wurde, um der bayerischen Asylpolitik etwas entgegenzusetzen. Wann immer es ging, hast du dich an alle Christen gewendet und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde mit ins Boot geholt: Im fast wörtlichen Sinne zum Beispiel beim Projekt „Tutzing hilft im Mittelmeer“, aber auch bei der Lichterkette oder der Ukrainehilfe.

Ohne dich, lieber Peter, gäbe es in Tutzing auch das Roncallihaus mit seinem Bildungs- und Kulturangebot nicht: Die vielen Kunstausstellungen, Vorträge, Konzerte, Theater ... bereichern das Zusammenleben in unserer Gemeinde außerordentlich. Vor allem auch weil das Tutzinger Roncalli-Kulturforum dank dir immer wieder große Persönlichkeiten gewinnen konnte und kann. Ich möchte nur an die Politiker Bernhard Vogel, Erwin Teufel, Hildegard Hamm-Brücher und Hans Maier erinnern, an den israelischen Botschafter Avi Primor und an Max Mannheimer, Insasse des KZ Dachau und Überlebender der Schoah. Doch es waren bis heute viel, viel mehr.

Nicht nur gepredigt, sondern vorgelebt hast du uns stets den Blick über den Kirchturm hinaus. Von Gästen aus aller Welt, die du immer wieder in St. Joseph begrüßt hast, über die Partnerschaft mit dem indischen Bangalore bis zum Engagement für Schule und Bildung in Tansania, Brasilien oder auf den Philippinen gemeinsam mit den Tutzinger Benediktinerinnen: Du hast die Welt nach Tutzing eingeladen und uns auf die Menschen da draußen mit all ihren Nöten aufmerksam gemacht. Auf deine Initiative hat St. Joseph Menschen aus Polen, Ungarn, Kroatien oder den Philippinen aufgenommen und integriert. Viele haben eine Heimat bei uns gefunden und leisten heute einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft – zum Beispiel in der häuslichen Pflege. Deine Offenheit und deine Dialogbereitschaft haben abgefärbt auf Tutzing – und so sind wir heute auch dank dir ein Ort, in dem Gastfreundschaft und Willkommenskultur gelebt und gepflegt werden.

Mit dem Blick über den Kirchturm hinaus geht auch Weltverantwortung einher. Mit Projekten wie dem Ökumenischen Unterstützerkreis, Tutzing hilft im Mittelmeer, dem Tutzinger Klimapakt, den Umwelt- und Schöpfungswochen und vielen anderen hast du Stellung bezogen zu den drängenden Fragen unserer Zeit und damit wesentlich zur Bewusstseinsbildung bei Jung und Alt in Tutzing beigetragen. Ob du dich für den Schutz des Sonntags eingesetzt hast, für eine humane Asylpolitik oder für eine zeitgemäße Kirche nahe am Menschen: Du hast die Dinge immer klar benannt und warst den Verantwortlichen in Politik und Kirche damit oft unbequem. Wir Tutzinger aber konnten stolz sein, wenn wir darüber auch in der Zeitung oder im Fernsehen erfahren durften – ein mehr als würdiger Repräsentant unserer Gemeinde weit über die Ortsgrenzen hinaus.

Und damit bin ich wieder am Anfang meiner Rede, bei den Voraussetzungen für die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Tutzing, die du alle erfüllst. Du kommst also nicht darum herum.

Deshalb walte ich nun meines Amtes, überreiche dir im Namen der Gemeinde die Urkunde der Tutzinger Ehrenbürgerschaft – und verleihe dir damit für deine Verdienste um Tutzing offiziell das Ehrenbürgerrecht.

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Festgottesdienst zum Abschied von Pfarrer Peter Brummer

Impressionen

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© Fotos: L.G. / F.G.
ID: 5137
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