Kirche
24.7.2022
Von vorOrt.news

Peter Brummer auf dem Höhepunkt

Beim Abschiedsfest am Wochenende entschwand Tutzings scheidender Pfarrer mal kurz hoch hinauf

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Pfarrer Peter Brummer am Höhepunkt © Ferdinand Goslich

Noch bis Ende August ist Pfarrer Peter Brummer in Tutzing. Aber das vergangene Wochenende stand ganz im Zeichen seines Abschieds. Eine Feier hat am Freitag im Roncallihaus stattgefunden. Am Sonntag folgte ein festlicher Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Joseph – mit einem anschließenden „Fest der Begegnung“ im Brunnenhof des Roncallihauses und rund um die Kirche, bei dem sich wahre Biergartenstimmung ausbreitete.

Bis weit in den Nachmittag hinein feierten und plauderten viele Menschen unter den schattigen Bäumen. Die Haunshofener Blaskapelle und die Tutzinger Gilde gesellten sich dazu. Und dann kam für Peter Brummer im wahrsten Sinn des Wortes der Höhepunkt: Auf einmal tauchte ein Feuerwehr-Fahrzeug auf, das den scheidenden Pfarrer mit einer Drehleiter hoch empor hievte - nicht ganz über die Wolken, aber natürlich fehlte Reinhard Meys Hymne an luftige Höhen nicht, intoniert vom Tutzinger Chor.

Es war eine äußerst vielseitige Mischung an diesem bewegten Abschiedswochenende nach 22-jähriger Tätigkeit von Brummer in Tutzing. Ernst und humorvolle Worte und Darbietungen gab es in permanentem Wechsel am Freitagabend, einen großen Reigen von Beiträgen voller Dankbarkeit und immer wieder Beifall am Sonntag in der Kirche, die wohl selten so gut besucht war wie bei diesem Gottesdienst. Bis hinaus auf die Freifläche vor dem Tor standen die Menschen, und viele hielten sich schon während des Gottesdienstes an den dort aufgestellten Biertischen auf, wo alles aus der Kirche per Lautsprecher fast besser zu verstehen war als innen.

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Halb Tutzing schien heute beim "Fest der Begegnung" zum Abschied von Pfarrer Brummer auf den Beinen zu sein © L.G.
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Sogar eine Zeitung war eigens aus Anlass des Abschieds gedruckt worden: "Brummersches Tagblatt". Darin steht unter anderem ein Interview von Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald mit dem Starnberger Landrat Stefan Frey. Ob der Chef der Kreisbehörde vielleicht auch gern Pfarrer geworden wäre, will die Rathauschefin wissen. Daraus ergibt sich ein recht bemerkenswertes Frage- und Antwortspiel. Er stehe voll und ganz hinter dem, was er sage, erklärt Frey: "Aber anders als unter Geistlichen üblich bemühe ich mich, die Dinge stets nur einmal anzusprechen und klar auf den Punkt zu bringen. Das rituelle Wiederholen - immer und immer wieder - liegt mir nicht so." Am Freitag bei der Abschiedsfeier haben Greinwald und Frey ihr Interview "live" aufgeführt - ein wenig anders, als es in der gedruckten Zeitung stand. "Du hältst dich nicht an den Text", sagte die Bürgermeisterin zwischendurch charmant-scheltend zum Landrat.

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"Brummersches Tagblatt" fand beim Abschiedsempfang am Freitag im Roncallihaus viel Interesse bei (von links) Bernrieds Altbürgermeister Josef Steigenberger, Artemed-Klinikchef Prof. Rainer Salfeld, Rita Niedermaier (Pfarrgemeinderat, 2. Vorsitzende) und Assunta Mitschke-Collande (Kirchenpflegerin), Armin Heil (Ambulante Krankenpflege), Bürgermeisterin Marlene Greinwald, Priorin Ruth Schönenberger vom Kloster, Robert Zucker (Klinik Höhenried), Michael Saurler (Bistum Augsburg), Ute Eiling-Hütig (Landtagsabgeordnete) Landrat Stefan Frey, Akademiedirektor Udo Hahn, Pfarrer Peter Brummer, Schiffsführer Claus Peter Reisch, Pfarrer Simon Rapp. Pfarrerin Beate Frankenberger, dem ehemaligen Kirchenpfleger Alfons Mühleck und der 1. Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Waltraud Brod © L.G.

Sehr ernst wurde Pfarrer Brummer an anderer Stelle, als er die jüngste Absage des Papstes an den von den katholischen Bischöfen in Deutschland ausgerufenen Reformprozess „Synodaler Weg“ erwähnte. „Mein Gott, wo sind die Bischöfe“, rief er aus, „ich kann es nicht mehr hören!“ Und er fügte hinzu: „Vielleicht müssen wir noch mehr aufstehen, wenn es um die Erneuerung der Kirche geht – wir alle sind Kirche!“

Eines der zentralen Themen war auch Brummers engagierter Einsatz für Flüchtlinge, besonders mit dem Kirchenasyl für 49 Menschen, das von staatlicher Seite höchst kritisch beurteilt wurde. Aber die meisten Betroffenen seien ins deutsche Asylverfahren eingegliedert worden, sagte Claudia Steinke, die Koordinatorin des Tutzinger Ökumenischen Unterstützerkreises: „Einige sind inzwischen gut integrierte Mitglieder unserer Gesellschaft.“ Eigens nach Tutzing gekommen war Claus Peter Reisch, der bekannte Schiffsführer, der mit der „Lifeline“ hunderte Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und in europäische Häfen gebracht hat, aber dafür angeklagt wurde. Brummer hat Reisch vor Jahren für Unterstützung in Tutzing begeistert, woraus zwei beachtliche Spendenaktionen „Tutzing hilft im Mittelmeer“ geworden sind.

„Man darf sich nicht einschüchtern lassen“, rief Reisch aus. Er brachte Grüße von Mechthild Thürmer mit, der Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Kirchschletten, die sich mit Kirchenasylen einen Strafbefehl der Bamberger Staatsanwaltschaft wegen „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt von Asylsuchenden“ und ein Gerichtsverfahren eingehandelt hat. Reisch gab sich zuversichtlich, weil eine andere in gleicher Sache angeklagte Ordensfrau, Schwester Juliana Seelmann aus dem Kloster Oberzell bei Würzburg, vom zuständigen Landgericht freigesprochen worden ist. „Man darf nicht lockerlassen“, folgerte der Schiffsführer.

Das tut Peter Brummer ohnehin nicht, wie Angela Richter, die Rektorin der von der Diözese Augsburg geführten Tutzinger Benedictus-Realschule, bestätigte: „Sie vertreten Ihren Standpunkt und lassen sich von nichts und niemand davon abbringen.“ Ruth Schönenberger, die Priorin der Tutzinger Missions-Bendiktinerinnen, sagte, wie das Vorbild des Pfarrers ihren Orden beeinflusst hat: „Dein Engagement fürs Kirchenasyl hat uns den Mut gegeben, ebenfalls da einzusteigen.“ Als „wohltuend kritisch, manchmal auch etwas nervig und streitbaren Geist“ beschrieb Dekan Simon Rapp, der Pfarrer von Herrsching, Brummer, bei dem er einst in Steppach Praktikant war.

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