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„Singa is unser Freid“

Viel Applaus für Kirchenmusikerin Helene von Rechenberg zum Abschied von Tutzing

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Applaus für die Kirchenmusikerin: Helene von Rechenberg und Pfarrer Peter Brummer am Schluss des Festgottesdienstes

In der Tutzinger Pfarrkirche St. Joseph gab es am Sonntag viel herzlichen Applaus für Helene von Rechenberg. Die Kirchenmusikerin, die Tutzing Ende dieses Monats nach zwölfjähriger Tätigkeit in dieser Gemeinde verlässt, war sichtlich gerührt von den vielen Sympathiebekundungen für sie an diesem Tag. Nachdem sie beim Festgottesdienst zum Patrozinium der Pfarrkirche mit Chor, Solisten und Orchester von St. Joseph die Missa solemnis von Wolfgang Amadeus Mozart und den Chor „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ aus der Schöpfung von Joseph Haydn für Chor, Solisten und Orchester aufgeführt hatte, bat Pfarrer Peter Brummer sie, nach vorn zum Altar zu kommen. Anhaltender Beifall begleitete ihren Weg von der Empore dorthin.

„Nach zwölf Jahren wäre Vieles zu sagen“, meinte Pfarrer Brummer, „aber noch viel besser: Es war Vieles zu hören.“ Helene von Rechenberg sagte, sie verlasse Tutzing mit einem „sehr weinenden Auge“, gehe aber auch mit einem „lachenden Auge“ nach Füssen, wo sie am 1. April ihre neue Stelle als Kirchenmusikerin antreten wird: „Das Leben ist Veränderung – wir Musiker müssen immer wieder neue Dinge anpacken, und ich bin ein sehr neugieriger Mensch.“

Völlig neue musikalische Formate für Tutzing

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Vor dem Josefs-Brunnen, der am Sonntag wieder in Betrieb genommen wurde: Helene von Rechenberg (links) und Waltraud Brod

Man könne nicht in Worte fassen, was Helene von Rechenberg diesem Ort und seinen Menschen gegeben habe, sagte Waltraud Brod, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, anschließend während des Empfangs im Brunnenhof, bei dem auch der Josefs-Brunnen wieder in Betrieb genommen wurde. Helene von Rechenberg hatte zuvor die Auffassung vertreten, man könne die Menschen manchmal mit Musik besser erreichen als mit Worten. Die Pfarrgemeinderats-Vorsitzende überreichte der Musikerin als Geschenk Gutscheine für zwei Dampferrundfahrten, um ihr Blicke vom See aus auf Tutzing und andere Ufergemeinden zu ermöglichen.

Bürgermeisterin Marlene Greinwald erinnerte an völlig neue musikalische Formate, die Helene von Rechenberg in Tutzing entwickelt habe. Sie habe das Kulturleben in Tutzing bereichert und den Namen der Gemeinde mit hoher künstlerischer Qualität in die Welt getragen, sagte sie. Dabei sei sie weit über die Aufgaben einer Kirchenmusikerin hinaus gegangen, habe ein breites Publikum begeistert und die Musikalität auch der nachwachsenden Generation gefördert. Die Gemeinde Tutzing hat Helene von Rechenberg mit dem Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis geehrt. Die Rathauschefin hoffte, dass die Tutzinger die Musikerin in Zukunft bei Gastkonzerten begrüßen dürfen. Als Abschiedsgeschenk übereichte sie ihr einen warmen Schal mit der Bemerkung, dass es in Füssen oft recht windig sei.

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Mehrere Tutzinger Vereine hatten Fahnenabordnungen zum Festgottesdienst und zum Empfang beim Josefs-Brunnen entsandt © Fotos: L.G.

Am Mittwoch "Die Bremer Stadtmusikanten", am Sonntag mehrchörige Klangpracht

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Viele Menschen nahmen am Empfang im Brunnenhof von St. Joseph teil

Helene von Rechenberg freute sich sichtlich, als der Kirchenchor und der Kinderchor zu ihrem Abschied sangen. Eines der Stücke war „Singa is unser Freid“, und das schien bei allen Mitwirkenden von Herzen zu kommen. Mit den vielen Menschen habe sie in all den Jahren im Orchester und in den Chören sehr gern zusammengearbeitet, sagte sie.

Pfarrer Brummer zeigte sich beeindruckt davon, wie die Musikerin so viele Künstler, Instrumentalisten, Solisten und Sänger zu Wohlklang zusammengebracht habe. „Und alles das zur Ehre Gottes“, sagte der Pfarrer. Dabei verwies er auf die Worte „Gloria in excelsis deo“, die ganz oben in der Kirche St. Joseph stehen, direkt über der Sandtner-Orgel, die für Helene von Rechenberg mit ein wichtiger Grund war, dass sie vor zwölf Jahren nach Tutzing gekommen ist, wie sie oft erzählt hat. „Meine Orgel hat immer alles mitgemacht“, sagte sie, „und der Pfarrer hat auch immer alles mitgemacht – dafür bin ich sehr dankbar.“ Wer in der katholischen Pfarrei künftig für die Kirchenmusik zuständig sein wird, soll demnächst entschieden werden. Am Freitag dieser Woche gibt es eine Vorstellungsrunde für die Nachfolge.

Zwei Mal ist Helene von Rechenberg in dieser Woche in Tutzing noch in Aktion zu sehen: Am Mittwochnachmittag führt der Kinderchor beim Ökumenischen Seniorenclub im Roncallihaus um 14.30 Uhr das Singspiel „Die Bremer Stadtmusikanten“ auf. Und am Sonntag gibt es den allerletzten Auftritt der scheidenden Kirchenmusikerin in dieser Gemeinde: eine musikalische Vesper der ganz besonderen Art. Ein Projektchor wird in der Pfarrkirche St. Joseph um 18 Uhr mehrchörige Psalmvertonungen von Gabrieli, Schütz und Praetorius singen, begleitet von einem Barockposaunen-Ensemble. „Die Mehrchörigkeit ist im Markusdom von Venedig entstanden und beeinflusste im späten 16. Jahrhundert auch die deutschen Komponisten“, erläutert Helene von Rechenberg. Dabei entstehe „eine wahre Klangpracht“. Das Programm, durch das Pfarrer Brummer liturgisch führen wird, hätte eigentlich schon Ende Oktober aufgeführt werden sollen, musste aber krankheitsbedingt verschoben werden.

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