Kirche
4.1.2022
Von vorOrt.news

Pfarrer Brummer hört Ende August nach 22 Jahren in Tutzing auf

„Ich freue mich auf die verbleibenden acht Monate“

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Jede Schwester erhielt von Pfarrer Brummer persönlich eine Rose, als 2018 Missionsbenediktinerinnen aus 26 Ländern in Tutzing zu Gast waren © L.G.

Nach 22 Jahren wird der katholische Pfarrer Peter Brummer seine Tätigkeit in Tutzing Ende August dieses Jahres beenden. Das hat er am Sonntag nach den Gottesdiensten bekanntgegeben.

„Alles hat seine Zeit“: Diesen Spruch aus dem Buch Kohelet des Alten Testaments zitierte er dabei. 22 Jahre seien eine lange Zeit - „und das an einem Ort, das schafft nicht jeder Pfarrer“, sagte er. Es sei eine intensive, schöne, vielfältige, anspruchsvolle und manchmal auch anstrengende Zeit gewesen: „Ich bin sehr dankbar für alles, was in den zurückliegenden Jahren möglich war und das ist sehr, sehr viel.“ Gleichzeitig beendet der Pfarrer damit auch die Leitung der Klinikseelsorge Höhenried, die er 15 Jahre lang betreut hat. Außerdem war er sechs Jahre lang Regionaldekan für das Oberland.

Große Projekte

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„Ein Symbol für Leichtigkeit, Sanftmut und Frieden“, schwärmte Pfarrer Brummer beim Pfingstfest 2020, zu dem er 20 Tauben nach Tutzing geholt hatte © L.G.

Mitte dieses Jahres wird Pfarrer Brummer 65 Jahre alt. Nach Studien in Augsburg und München war er in Buchloe, Sonthofen, Augsburg und Neusäß tätig. Zu denen, die ihn für Tutzing gewannen, gehörte sein Vorgänger Hans Marquard, in dessen Zeit schon die Vorbereitungen für den Bau des Pfarrzentrums begonnen hatten. Die Errichtung des Roncallihauses wurde dann für Pfarrer Brummer die erste große Aufgabe. Als „Haus der Begegnung“ ist es auch zu einem wichtigen Veranstaltungsort in Tutzing geworden, in dem jährlich mehr als 35 000 Besucher gezählt werden und dessen Organisatoren mit dem Tutzinger Hausenstein-Kulturpreis geehrt wurden.

Viele weitere große Projekte wurden unter der Leitung von Pfarrer Brummer realisiert, alle Kirchen renoviert, das Kinderhaus St. Josef deutlich erweitert, das Quinthaus mit Tagespfege errichtet, im alten Pfarrsaal ein Sozialkaufhaus mit Trödelladen und Kleiderstube aufgebaut. Die Ambulante Krankenpflege, deren Vorsitzender er ist, entwickelte ihre breite Angebotspalette in Brummers Zeit immer weiter, bis hin zu der von ihm mit initiierten neuen betreuten Wohnanlage gemeinsam mit der Gemeinde Bernried.

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"Mit mehr solchen Pfarrern wären die Probleme deutlich kleiner"

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Peter Brummer in den 1990er Jahren mit einer kurdischen Familie, der er in seiner damaligen schwäbischen Pfarrei Asyl gewährte. Damit setzte er sich vielen Anfeindungen aus. © Pfarrei St. Joseph

Brummer sei in erster Linie Seelsorger, aber „auch ein Unternehmer, ein Macher“, sagt der langjährige Kirchenpfleger Alfons Mühleck respektvoll. Besonders wichtig ist Brummer selbst neben all den „äußerlich sichtbaren“ Projekten „die Erneuerung und Aktivierung des kirchlichen Lebens“.

Dr. Thomas von Mitschke-Collande, Vorstandsmitglied der Ambulanten Krankenpflege, kennt, wie er sagt, mehrere Familien, die wegen Brummer regelmäßig aus anderen Gemeinden in die Tutzinger Gottesdienste kommen. „Wenn es mehr Pfarrer und Seelsorger wie ihn gäbe, dann wären die Probleme deutlich kleiner“, fügt Mitschke-Collande hinzu. Ein Buch des ehemaligen Unternehmensberaters, der selbst dem Zentralrat der deutschen Katholiken angehört, trägt den Titel: „Schafft sich die katholische Kirche ab?“

Pfarrer Brummer hat sich in seiner gesamten Tätigkeit auch besonders für geflüchtete Menschen engagiert. Als er in seiner früheren schwäbischen Pfarrei einer kurdischen Familie Asyl gewährte, sah er sich vielen Anfeindungen ausgesetzt. Bürger erstatteten Anzeige, Brummer wurde vom Staatsanwalt vorgeladen. Aber das Kirchenasyl wurde dann doch erfolgreich durchgezogen. Genauso hielt es Brummer in der Flüchtlingswelle seit 2015 in Tutzing - und zwar so unerschütterlich, dass ausländische Medien von der New York Times bis zum britischen Sender BBC über ihn berichteten. Zum Vorwurf des Rechtsbruchs sagte er: "Von wegen Rechtsbruch - rechtfertigen sollen sich doch in unserer Gesellschaft die, die nichts tun!" Wesentlich auf Brummers Initiative geht auch die Spendenaktion „Tutzing hilft im Mittelmeer“ des Ökumenischen Unterstützerkreises zurück, deren zweite Runde zurzeit läuft und in deren erster Runde mit 76 000 Euro wichtige Hilfsaktionen untermauert wurden.

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Keine Scheu vor klaren Worten: Pfarrer Brummer (2.v.li.) 2018 mit Mitgliedern des Ökumenischen Unterstützerkreises Tutzing bei der Vorstellung eines Flyers mit dem Vorwurf: "Bayerische Asylpolitik beschädigt unsere eigenen Interessen und gefährdet unsere Sicherheit" © L.G.

„In der Kirche St. Joseph Dienst zu tun, ist mir eine Ehre"

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Ökumenische Verbundenheit in Tutzing: Pfarrer Peter Brummer mit der evangelischen Pfarrerin Beate Frankenberger (re.) und ihrer Vorgängerin Ulrike Wilhelm (li.) © Christian Binder / L.G.

Alfons Mühleck bezeichnet den bevorstehenden Abschied des Pfarrers von Tutzing als einen herben Verlust. Er hinterlasse „große Spuren“, sagt Dr. Thomas von Mitschke-Collande. Brummer selbst sagt: „In der Kirche St. Joseph Dienst zu tun, ist mir eine Ehre.“ Er habe in dieser Gemeinde viele wunderbare Menschen kennengelernt: „Ich fühle mich in Tutzing sehr wohl, es ist eine große Freude, hier zu leben und zu arbeiten. In einer Mitteilung an die Pfarrgemeinde schreibt er: „Dankbar bin ich allen Mitwirkenden und Mitbetenden, allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – ehrenamtlich und hauptamtlich – und so vielen Menschen, die unserer Pfarrgemeinde St. Joseph und unserer Kirche verbunden sind. Ich denke, nur gemeinsam konnten wir Vieles erreichen – sichtbar in Häusern und renovierten Kirchen – und noch wichtiger erfahrbar im Miteinander einer lebendigen, weltoffenen und kreativen Pfarrgemeinde. Es gilt die alte Erfahrung „Gemeinsam sind wir stark!“. Der Beistand Gottes hat seinen wesentlichen Teil beigetragen. So bleibt aus meiner Sicht am Ende dieses Jahres 2021 und sicher auch Ende August ein großes ‚Gott sei Dank!‘. Natürlich danke ich auch den vielen Menschen, denen ich als Seelsorger in den verschiedenen Lebenssituationen begegnen durfte und die mir sehr oft ein so großes Vertrauen geschenkt haben. Ich freu mich auf die verbleibenden 8 Monate, wir können sie gemeinsam nützen und gestalten. Besonders wichtig ist für uns eine gute und erfolgreiche Pfarrgemeinderatswahl am 20. März 2022 und eine Woche zuvor – zusammen mit dem Bischof – die Gestaltung des diözesanen MISEREOR-Tages. Dann gehen wir gemeinsam auf die Karwoche und das Osterfest zu. Das ist doch eine gute Perspektive. Wie mein Weg im Herbst weitergeht und wohin er führt wird sich zur rechten Zeit zeigen, denn ‚alles hat seine Zeit'!‘“

Auf Nachfrage sagte Pfarrer Brummer, er werde nicht in Ruhestand gehen, sondern „mit Freude und Energie noch für einige Jahre Seelsorger sein, so Gott will“. Eventuell will er für eine Weile nach Afrika gehen.

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Freude und Energie: Pfarrer Brummer bei einem Pfarrfest
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Viel zu lachen gab es bei nostalgischen Auftritten zum 90. Geburtstag der Tutzinger Pfarrkirche St. Joseph im Oktober 2019. Pfarrer Brummer (4.v.li) machte begeistert mit. © L.G.
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