Kirche
13.9.2021
Von vorOrt.news

"Ein tolles, zukunftsfähiges Konzept"

Tutzinger Missions-Benediktinerinnen begrüßen Pläne von Bernried mit dem dortigem Kloster

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"Ein neuer Gedanke bahnte sich seinen Weg": Schmiedeeisernes Schild am Bernrieder Kloster © L.G.

Fritz Wepper hat es als Bürgermeister Wöller von Kaltenthal in der Fernsehserie „Um Himmels Willen“ nicht geschafft. Aber dem neuen Bernrieder Bürgermeister Georg Malterer wird es wohl gelingen: Seine Gemeinde erwirbt ein Kloster. Die Tutzinger Missions-Benediktinerinnen verkaufen ihr das Kloster Bernried. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss. Noch vor Jahresende soll die notarielle Beurkundung stattfinden, sagt Malterer.

Die Missions-Benediktinerinnen mit ihrer Priorin, Schwester Ruth Schönenberger, an der Spitze begrüßen die Entwicklung. Sie hatten lange vergeblich nach einer Lösung gesucht. Mit Nachwuchssorgen, behördlichen Brandschutz-Auflagen und der ebenso schwierigen wie teuren Instandhaltung des Klosters hatte sich ein Berg von Problemen aufgetürmt, auch die Zukunft des von den Schwestern betriebenen Bildungshauses war ungewiss.

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Mammutprojekt für die Gemeinde Bernried: Ihre Verhandlungen mit den Tutzinger Missions-Benediktinerinnen über das Kloster laufen schon seit mehr als einem Jahr © L.G.
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Bernried kann sich den Kauf aufgrund guter Vorratspolitik leisten

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Gemeinde und Kloster Bernried sind eng miteinander verbunden, wie zurzeit eine Ausstellung eindrucksvoll zeigt © L.G.

„Das Geburtstagskind war ernsthaft krank“ - so formulierte es Schwester Ruth kürzlich recht deutlich beim Festakt anlässlich der Gründung der Klosterstiftung vor 901 Jahren, der wegen Corona mit einem Jahr Verspätung stattfand. Der Orden hielt lange Zeit nach neuen Möglichkeiten Ausschau, darunter einem Verkauf an Privatinvestoren. Interessenten gab es bereits. Jemand wollte aus dem Kloster ein Luxushotel machen.

„Doch dann kam auf einmal ein alles entscheidender Moment und ein neuer Gedanke bahnte sich seinen Weg“, so Schwester Ruth: „In Bernried gibt es viele Menschen, die in die Zukunft blicken und sie beherzt gestalten, allen voran die beiden Bürgermeister.“ Viele Verhandlungen zwischen der Gemeinde und den Missions-Benediktinerinnen seien geführt worden - „und wir kamen zu einem tollen und zukunftsfähigen Konzept“.

Wie die kleine Gemeinde Bernried, die gerade mal 2300 Einwohner hat, dieses Mammutprojekt in Millionenhöhe finanziert? Sie habe gute Vorratspolitik betrieben, sagen Bürgermeister Malterer und sein Vorgänger Josef Steigenberger. Schon dessen Vorgänger Walter Eberl hat viel Wert auf Grundstückskäufe gelegt, und nach seiner Amtszeit wurde diese Politik konsequent fortgesetzt. Aus diesem Grund könne sich die Gemeinde nun den Kauf des Klosters leisten, sagt Malterer.

Kommunalunternehmen für die Betriebsführung vorgesehen

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Blick in den Klosterpark © L.G.

Über die Zusammenarbeit mit dem Tutzinger Kloster äußert sich der Bernrieder Bürgermeister sehr positiv: „Wir haben gemeinsam mit den Schwestern an einem Strang gezogen.“ Wie ein Beleg dafür wirkt eine Vereinbarung, nach der die Gemeinde bereits vor dem notariellen Verkaufsabschluss eine Kinderkrippe im so genannten Gartensaal einrichten konnte. Folgen sollen ein Umbau des Ostflügels zur Grundschule, vielleicht ein Gasthof und ein Biergarten. Auch die Zukunft des Bildungshauses scheint gesichert: Die Gemeinde Bernried will die Bildungseinrichtung für Erwachsene fortführen.

Ein Kommunalunternehmen, das eigens gegründet werden soll, ist für diese Aufgabe, die neuen Aktivitäten im Kloster und weitere Tätigkeiten der Gemeinde vorgesehen. Malterer sieht Vorteile eines Kommunalunternehmens unter anderem in einer eigenen Bilanz und einem eigenen Aufsichtsrat. Der Betrieb eines Bildungshauses beispielsweise lasse sich nicht über einen Gemeindehaushalt verwalten. Als Vorbild gilt mit so einer Vorgehensweise die Gemeinde Furth bei Landshut, die ebenfalls ein Kloster gekauft hat.

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Auf sehr persönliche Weise stellen sich die Bernrieder Schwestern zurzeit im Klosterhof vor © L.G.

Die Ordensfrauen können weiter im Kloster bleiben

Für die Tutzinger Missions-Benediktinerinnen ist dies eine spannende Phase. „Man muss sich auf das Leben mit seinen Überraschungen eben einlassen“, meinte Schwester Ruth beim Festakt: „Doch nach dem zündenden Gedanken dauert manches noch viel länger, als man denkt und man braucht Ausdauer und viel Hirn und Sitzfleisch.“ Tatsächlich hat der Bernrieder Gemeinderat bereits im vorigen Jahr einstimmig beschlossen, das Kloster zu kaufen – und noch immer sind die Verhandlungen nicht komplett abgeschlossen. „Aber es wird der Tag kommen, wo diese Gemeinde ihr 901 Jahre altes Klostergebäude ihr eigen nennen wird, was der Gemeinde viele Möglichkeiten eröffnen wird“ – da gab sich Schwester Ruth in Bernried sicher. Und was heute gar nicht selbstverständlich sei: „Es werden dort auch weiterhin Ordensfrauen leben und beten und wirken.“ Auf sehr persönliche Weise feiert das Kloster zurzeit das Jubiläum. Lebensgroße Standbilder der Schwestern mit individuellen Beschreibungen stehen im Hof, und viele Menschen, die die Anlage besuchen, bleiben beeindruckt stehen.

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Dieses Plakat hängt im Klosterhof

Grußwort von Priorin Ruth Schönenberger beim Festakt 901 Jahre Klosterstiftung Bernried

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