Kirche
29.6.2021
Von vorOrt.news

Ein Stabilisierungsanker mit Symbolkraft

Heute um 17 Uhr Gottesdienst zum Patrozinium Peter und Paul vor der alten Kirche

Peter-und-Paul8.jpg
Im Freien vor der Kirche findet heute der Festgottesdienst statt. Architekt Jörg Rehm, Pfarrer Peter Brummer und Bauunternehmer Klaus Feldhütter (von links) sind oft an Ort und Stelle, um die Sanierungsarbeiten zu verfolgen. © L.G.

Heute, am 29. Juni, ist das katholische Hochfest Peter und Paul. In Tutzing hat dieses Apostel-Fest in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung: Die seit Monaten andauernde Sanierung der alten Kirche St. Peter und Paul am Thomaplatz steht kurz vor der Fertigstellung. Ganz beendet ist sie noch nicht. Doch die Pfarrei St. Joseph feiert das heutige Hochfest bereits an Ort und Stelle mit einem Gottesdienst - zwar nicht in der alten Kirche selbst, die wegen der Renovierungsarbeiten noch nicht zugänglich ist, aber vor der Kirche, im Friedhofsbereich.

Das Patrozinium St. Peter und Paul beginnt heute bereits um 17 Uhr - wegen des Fußball-Europameisterschaftsspiels England gegen Deutschland, dessen Anpfiff um 18 Uhr ist, früher als zunächst vorgesehen. Alle, die teilnehmen wollen, werden gebeten, wenn möglich Sitzgelegenheiten mitzubringen. Die Renovierung wird dann Ende Juli mit einem festlichen Dankgottesdienst abgeschlossen.

Die Tutzinger Kirche St. Peter und Paul ist in ihrer jetzigen Gestalt in den Jahren 1738/39 über den Fundamenten eines alten gotischen Baus errichtet worden. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein war sie die wichtigste Kirche der Hofmark Tutzing. Die Sanierung ist ein finanzieller Kraftakt. Auf rund 650 000 Euro werden sich die Kosten nach Schätzungen belaufen. Die Diözese Augsburg, die die Arbeiten genehmigt hat, übernimmt einen Teil davon, den Rest muss die Tutzinger Pfarrei aufbringen. Spenden sind dafür sehr willkommen.

Ein Ring, der alles zusammenhält

Peter-und-Paul6.jpg
Komplett eingerüstet: Die Kirche wird innen wie außen wie neu. © L.G.

Wie notwendig die Sanierung ist, das hat ein statisches Gutachten schon vor Jahren belegt: Die Wände kippen oben nach außen, sie sind zudem glatt und recht dünn - die Kräfte aus dem Gewölbe können sie nicht aufnehmen. Risse ziehen sich durch das Gemäuer. Ähnliche Probleme gibt es bei vielen Kirchen. Der Münchner Architekt Dr. Jörg Rehm, der das Projekt betreut, hat über Jahre etwa 100 Kirchen begutachtet. Bei rund 80 Prozent von ihnen hat er nach eigenen Worten Sanierungsbedarf festgestellt.

Die auseinander strebenden Wände werden mit einem so genannten Stabilisierungsanker befestigt, der eingebaut wird. Er wirkt wie ein Ring, der alles zusammenhält - das hat Symbolkraft.

Die bisher letzte Instandsetzung von St. Peter und Paul ist 40 Jahre her. Schon damals wurde ein Anker eingebaut, doch die bautechnischen Möglichkeiten waren noch nicht so weit.

„Man konnte es früher nicht in so einer Kleinteiligkeit wie heute berechnen“, sagt Klaus Feldhütter. Der erfahrene Tutzinger Bauunternehmer ist Mitglied der Kirchenverwaltung und an vorderer Stelle für die Bauprojekte zuständig.

Auch im Inneren wird die Kirche komplett überarbeitet, vom Boden über die Wände bis zur Decke. Partiell werden Retouschen vorgenommen. Die Wandfarben werden behutsam ausgewählt. Das Denkmalamt begleitet die Arbeiten. „Denkmalpflege hat viel mit Kirchen zu tun“, sagt Rehm. Alles stammt noch aus der Anfangszeit, so auch der Boden. Dass die Kirche nicht geheizt wird, erweist sich als Vorteil, denn sonst gibt es in vielen Kirchen Ruß und Schimmel.

Anzeige
Finale-Option-druckbereit112.jpg

Pfarrer Brummer: "Die alte Kirche ist sehr im Bewusstsein der Menschen"

Peter-und-Paul13.png
Bauarbeiten bestimmen das Bild der Kirche St. Peter und Paul und ihres Friedhofs seit Monaten - aber Ende Juli soll alles fertig sein. © L.G.

Solche Arbeiten wie jetzt bei St. Peter und Paul erfordern besondere Kenntnisse. An der Sanierung arbeiten etliche Spezialfirmen mit. Auch ein Restauratorenteam ist dabei, und ein Orgelbauer reinigt die Orgel gründlich.

In Tutzing gilt es einige Besonderheiten zu berücksichtigen, so etwa die Grundwassersituation, deren Veränderungen sich auf die nahe am Seeufer befindliche Kirche auswirken.

Rehm verweist auch auf einen „sehr heterogenen Grund mit einer sehr heterogenen Fundamentierungsstruktur“. St. Peter und Paul ist nach seinen Worten nicht auf den alten Fundamenten der Vorgängerkirche an der selben Stelle errichtet worden, doch eine Nachfundierung wäre nach seinen Worten sehr schwierig.

„Wir sind froh, dass viel Erfahrung in diese Arbeiten einfließt“, sagt Tutzings katholischer Pfarrer Brummer: „Die Kirche ist als alte Pfarrkirche sehr im Bewusstsein der Menschen.“ Sehr gefragt ist sie für Feiern an Gedenktagen wie zu Jubiläen, Taufen, Trauergottesdiensten, Konzerten und Hochzeiten. Nicht wenige Brautpaare kommen eigens von weit her nach Tutzing, um sich in dieser Kirche trauen zu lassen. Und der alte Friedhof neben der Kirche ist für viele Tutzinger Familien ein wichtiger Bezugspunkt.

Peter-und-Paul14.png
Auch ein Teil des Thomaplatzes ist wegen der Sanierungsarbeiten abgesperrt © L.G.
ID: 4063
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden