Etwas ganz Besonderes gab es am Donnerstag im Tutzinger Kloster: Schwester Josefa Knab hat ihren 100. Geburtstag gefeiert. Als Leiterin der Ambulanten Krankenpflege hat sie die Bevölkerung von Tutzing über Jahrzehnte fürsorglich betreut. Den etwas älteren Menschen unserer Gemeinde ist gut in Erinnerung, wie sie unermüdlich unterwegs war - erst mit einem Fahrrad, später mit einem Moped, einer Isetta und einem VW-Käfer.
Schwester Josefa verkörpere die Entwicklung der Tutzinger Krankenpflege von einer „Ein-Frau-Fahrrad-Institution“ zu einem erfolgreichen mittelständischen Pflege-Unternehmen, sagt der frühere Bürgermeister Dr. Alfred Leclaire. Dass auch die Ambulante Krankenpflege selbst 100 Jahre alt wird, hält ihr heutiger Geschäftsführer Armin Heil geradezu für eine Fügung. Der 100. "Geburtstag“ dieser Tutzinger Institution ist am heutigen Freitag, dem Gedenktag der Heiligen Elisabeth von Thüringen, der Patronin der Nächstenliebe.
Geh ins Kloster, da lernst du etwas: Das hat ihre Mutter, die unter den Folgen eines Beinbruchs litt, der jungen Josefa geraten. Die Erfahrung mit den gesundheitlichen Problemen der Mutter hat wohl eine Rolle dabei gespielt, dass sie eine Krankenpflegeschule in Ravensburg besuchte: Sie wollte helfen können. Anschließend fragte sie im Tutzinger Kloster an und erhielt eine Zusage.
Mit Mitte 20 kam sie 1946 in Tutzing an. Die weltweite Tätigkeit der Missions-Benediktinerinnen hat ihr gefallen. Gern wäre sie zum Beispiel auf den Philippinen tätig gewesen. Doch schon bald, wohl aufgrund ihrer Ausbildung, ging sie in die Ambulante Krankenpflege.
Das wurde auf eine Weise zu ihrer Lebensaufgabe, die heute für viele der Jüngeren ein Vorbild ist. Sie habe „das ideale mitmenschliche Klima geschaffen für die wunderbare Versorgung alter und kranker Menschen“, sagt Leclaire, „auf die Tutzing so stolz sein darf". Immer mit einem Lächeln habe sie ihre Aufgaben versehen, sagt Bürgermeisterin Marlene Greinwald beeindruckt. Für Armin Heil ist Schwester Josefa „eine ganz besondere Frau“.
Heute ist für Schwester Josefa die Teilnahme am ganz normalen Alltag das Schönste. Eine Aufgabe zu haben und dran zu bleiben, das erhält nach ihrer Überzeugung geistig und körperlich aufrecht. Einen wichtigen Halt sieht sie im geregelten klösterliche Leben mit den Gebetszeiten morgen, mittags und abends, mit den Mahlzeiten, aber auch mit Phasen für eigene Aktivitäten.
Von Verpflichtungen ist sie heute frei, doch wenn eine andere Schwester Unterstützung braucht, ist sie oft zur Stelle. Bürgermeisterin Greinwald freut sich sehr über Menschen wie sie, die andere unterstützen: „Das weckt wirklich Hoffnung.“
Zu den Aufgaben, denen sich Schwester Josefa selbst verschrieben hat, gehört ihr täglicher Weg um die Turnhalle auf dem Klostergelände, die zur Realschule gehört. Da schaut sie regelmäßig nach dem Rechten, überprüft, ob alles in Ordnung ist, ob die Türen abgeschlossen sind. Und sie freut sich, wenn es den Schülern und Lehrern gut geht. Eine Konstante in ihrem Leben ist auch jede Woche ein Fernsehabend am Sonntag gemeinsam im Kapitelsaal, gemeinsam mit einer anderen Schwester, der sie gern die Bedienung des TV-Geräts überlässt. Die Gemeinschaft ist Schwester Josefa bis heute sehr wichtig: „Da ist man nicht allein.“
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Ich wünsche Ihnen Gottes reichen Segen und dass er Sie weiterhin bewahre in dieser für uns alle so schwierigen Zeit!
Liebe Grüße
Theo Heithorn
Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit und Lebensgeschichte.
Weiterhin alles Gute!
Ihre Ilse