
Das Vaterunser auf vietnamesisch und auf deutsch: Das gab es heute in der alten Tutzinger Kirche St. Peter und Paul. Andreas Brabeck und Le Thi Hong Tanh haben sich das Ja-Wort gegeben. Er stammt aus einer hiesigen Familie, sie aus dem asiatischen Land. „Gott ist multikulti“, sagte Tutzings Pfarrer Peter Brummer, „Gott hat Freude an jedem Menschen, gleich welcher Hautfarbe.“ Die Kraft der Liebe überwinde Grenzen: „Wenn Menschen treu und verlässlich sind, wenn sie Grenzen überwinden, um wieviel mehr muss Gott dies selbst tun.“ Christen seien in aller Welt daheim, betonte der Pfarrer, der selbst schon viel auf der Welt herumgekommen ist und dafür überall Belege gefunden hat.
Als Hochzeitsort ist Tutzing ausgesprochen gefragt. In diesem Jahr treten 35 Paare in einer der katholischen Kirchen der Gemeinde vor den Altar. Immer wieder wählen auch Auswärtige unseren Ort aus, um den Bund fürs Leben zu schließen. In zwei Wochen findet eine Hochzeit statt, bei der die Braut aus Jakarta in Indonesien stammt und der Bräutigam aus Frankreich. Die Eltern des Bräutigams wohnen in Straßburg, die der Braut in München, das Paar selbst in London. Mehr als zwölf verschiedene Nationen werden bei den Hochzeitsgästen vertreten sein.
Pfarrer Brummer: Alle Mitarbeiter der Kirche mit großem Engagement dabei

Vor zwei Wochen hat ein Paar aus Fulda in Tutzing geheiratet. Vergangenen Samstag waren Gäste aus Bremen, Münster, Dortmund, Köln, Hamburg und Berlin bei einer Hochzeit in unserer Gemeinde. Andere sind aus Gauting, aus Starnberg oder aus Dießen in unsere Gemeinde gekommen, um in den Ehestand zu treten. Im vorigen Jahr kam bei einer Hochzeit die Braut aus Sri Lanka, der Bräutigam aus München, der Onkel ist methodistischer Pfarrer aus Genf. „Die Kirchen bei uns im Ort eignen sich gut“, sagte Pfarrer Brummer. Und alle Mitarbeiter der Kirche seien bei solchen Anlässen mit großem persönlichen Engagement dabei, fügte er sehr anerkennend hinzu.
Die deutsch-vietnamesische Ehe ist für Pfarrer Brummer „eine wunderbare Verbindung“. Andreas Brabeck, von Beruf Zahntechniker, hat lange in einer Tutzinger Praxis gearbeitet. Dann ging er nach Singapur, schließlich nach Vietnam. In einem Supermarkt lernte er seine jetzige Ehefrau kennen, die Elektrotechnik studiert und sich dann mit eigenen Modesdesigns auf Bekleidung verlegt hat. Seine Trauung in Tutzing hat das Paar mit der Taufe seines einjährigen Sohns Julian verbunden. Wenn er ins Schulalter kommt, wird die Familie vielleicht nach Tutzing ziehen, deutete Andreas Brabeck bei einem Sektempfang auf dem Thomaplatz an.
Die vielen Hochzeiten sind auch eine Werbung für Tutzing

Auch die Eltern von Le Thi Hong Tanh sind zur Hochzeit nach Tutzing gekommen (im Bild neben ihrer Tochter). Die Bedingungen für die Familie seien in ihrer Heimat schwierig, sagte Pfarrer Brummer. Die sozial eingestellte Familie gehöre zu einer katholischen Minderheit, die es im buddhistischen und kommunistischen Vietnam nicht leicht habe. Die Älteren der Familie haben die Schrecken des Vietnam-Krieges erleben müssen. Der Pfarrer ist überzeugt: „Daraus ist starker Rückhalt im Glauben erwachsen.“
In den vielen Hochzeiten sieht Pfarrer Brummer auch einen Beitrag zum Fremdenverkehr und eine Werbung für Tutzing: „Wir haben offene Türen - wir wohnen am See, wir machen sehr schöne Erfahrungen damit und nehmen es sehr ernst.“ Die Erfahrung von Gastfreundschaft sei auch die Überschrift über dem kirchlichen Glauben.
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