In Tutzing gibt es am heutigen Sonntag eine brisante Diskussion über ein brisantes Thema der Filmbranche: „Brauchen Filmschaffende Filmfestivals?“ So lautet der Titel des 11. Filmgesprächs am Sonntag, dem 8. September 2024 um 14 Uhr. Die Veranstaltung in der Akademie für politische Bildung findet im Rahmen des derzeit laufenden Fünf Seen Filmfestivals statt - und dessen Zukunft ist aus finanziellen Gründen ungewiss.
Matthias Helwig, der Gründer und Leiter des Fünf Seen Filmfestivals (FSFF), ist beim Filmgespräch in der Akademie für politische Bildung dabei. Mit dem Filmregisseur und Drehbuchautor Hans Steinbichler wird er bei dieser Gelegenheit über die Zukunft von Filmfestivals generell diskutieren.
Helwig hat die Zukunft des Fünf Seen Filmfestivals, das am Dienstag begonnen hat und zum 18. Mal stattfindet, ausdrücklich als bedroht bezeichnet. Als Hauptgrund dafür nannte er Kürzungen von Zuschüssen der Kommunen, so bei der Stadt Starnberg von 43 700 auf 23 000 Euro, bei der Gemeinde Gauting von 15 800 auf 4000 Euro im Jahr. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk hat die Gemeinde Gauting allerdings erklärt, die 15 800 Euro seien von ihr nie bewilligt, sondern lediglich beantragt worden. Die Stadt Starnberg hat darauf hingewiesen, dass sie über den finanziellen Zuschuss hinaus die Schlossberghalle kostenlos zur Verfügung stelle.
Über die Jahre ist die Veranstaltung immer interessanter für bekannte Filmschaffende und Schauspieler geworden, die das Festival besucht haben. So waren unter den Ehrengästen schon Maria Schrader, Sandra Hüller, Iris Berben, Senta Berger, Klaus Doldinger, Caroline Link, Josef Bierbichler, Dominik Graf, Eva Mattes, Doris Dörrie, Heino Ferch, Dani Levy, Michael Verhoeven, Wim Wenders, Corinna Harfouch, Ulrich Tukur, Hannelore Elsner, Armin Mueller-Stahl, Volker Schlöndorff und Michael Ballhaus.
Tutzing war nur selten beim Filmfestival dabei
Auch wenn die Diskussion über die Zukunft des Fünf Seen Filmfestivals heute in Tutzing stattfindet, ist doch nicht zu übersehen, dass Tutzing und dieses Festival in all den Jahren nie so recht zusammenkamen. Im Mittelpunkt stehen in der Regel Starnberg, Seefeld, Gauting, Weßling und Wörthsee. Helwig selbst betreibt in Starnberg, Seefeld und Gauting Kinos unter dem Namen "Breitwand". Es gab zwar durchaus gewisse Ansätze einer Ausweitung. So war Tutzing mal mit einer Open-Air-Vorführung im Tutzinger Südbad dabei, mit „Filmgesprächen“ in der Akademie für politische Bildung und auch mit einer Preisverleihung, ist jedoch nie zu einem der wesentlichen Spielorte geworden. Kontakte der Veranstalter mit Tutzingern wegen weitererer Aufführungen auch in dieser Gemeinde waren von wenig Erfolg gekrönt.
Der frühere Betreiber des derzeit geschlossenen Tutzinger Kinos Kurtheater, Michael Teubig, sagte dazu vor einigen Jahren sogar unumwunden, Helwig habe kein Interesse, ihn bei diesem Festival einzubinden: "Denn dann müsste er ja die Einspielergebnisse mit mir teilen bzw. mich entsprechend hoch beteiligen." Es handele sich um Konkurrenten, jeder arbeite für sich. Weder KurTheater noch Südbad dabei
Südbad-Pächter: "Wir hätten es gern gemacht"
Eher enttäuscht klang auch die Antwort von Martin Hippius, dem Pächter des Tutzinger Südbads, als er 2018 nach einer weiteren Open-Air-Aufführung im Rahmen des Filmfestivals auf seinem Gelände gefragt wurde. „Bitte direkt beim FSFF erfragen", erwiderte er und fügte ernüchtert hinzu: "Wir hätten es gern gemacht.“ Es habe Terminprobleme gegeben. In einem anderen Betrieb des selben Pächters am Wörthsee haben dagegen im Rahmen des Fünf Seen Filmfestivals Open-Air-Aufführungen stattgefunden.
Mit Filmfest-Gründer Matthias Helwig gab es auch Kontakte der Bürgerinitiative zur Neubelebung des Tutzinger Kinos, des bisherigen Kurtheaters. Helwig hat aber nach Angaben der Bürgerinitiative erklärt, dass das Tutzinger Kino seiner Meinung nach nicht kommerziell betrieben werden könne. Kleinkunst, Kabarett, Kino
Können Filmfestivals in ihrer jetzigen Form erhalten werden oder ist ein Wandel nötig?
Sind Plattformen wie Filmfestivals für Filmschaffende tatsächlich wichtig? Über diese Frage soll heute beim Filmgespräch in Tutzing offen gesprochen werden. Dabei soll auch darüber diskutiert werden, ob Filmfestivals in ihrer jetzigen Form erhalten werden können oder ob ein Wandel nötig ist - ein Thema also, das die aktuelle Situation beim Fünf Seen Filmfestival exakt beleuchtet.
Interessant könnte dabei auch die Frage der Anbieterstruktur sein: Ist die Konzentration auf einen oder wenige Kinobetreiber sinnvoll oder sollten solche Festivals - erst recht, wenn sie öffentlich gefördert werden - nicht möglichst das gesamte Angebotsspektrum beispielsweise der betreffenden Region mit möglichst vielen der zu ihr gehörenden Orte repräsentieren? Oder noch mehr zugespitzt: Könnte gerade in einer gewissen Monostruktur durch Konzentration auf ganz bestimmte Kinos, die überwiegend einem bestimmten Betreiber gehören, ein Problem dieser Veranstaltungsreihe liegen?
Das Gespräch über die Gegenwart und die Zukunft von solchen Events wird Anna-Elena Knerich, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk, moderieren. Eintrittskarten für das Filmgespräch sind sind kostenlos über das Online-Ticketing der Akademie erhältlich. https://t.rausgegangen.de/tickets/11-filmgesprach-am-see-brauchen-filmschaffende-filmfestivals Eine telefonische Reservierung ist nicht möglich. Einlass ist heute ab 13.30 Uhr, Beginn der Podiumsdiskussion ist um 14 Uhr.
Lorenz Goslich
Bild Startseite: PavelBroz
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