Kino
3.3.2024
Von vorOrt.news

Vom „Kurtheater“ zum „Kulturtheater“

Neuer Verein zur Bündelung der Aktivitäten

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Auf dem Weg zu einem neuen Tutzinger Kino-Konzept © Vergrößern: Bitte anklicken

Die Bemühungen um eine Wiedereröffnung des Tutzinger Kinos treten in eine neue Phase. Nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch kulturellen Überlegungen ist die Idee einer gewissen Flexibilität mit neuen Angeboten entstanden.

Was man sich darunter genau vorstellen kann, darüber soll es bei mehreren vorgesehenen Informationsveranstaltungen nähere Angaben geben. Die erste dieser Veranstaltungen findet am Donnerstag, dem 7. März 2024 im Kurtheater auf Einladung der Zweiten Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg statt.

Ein vor der Gründung stehender neuer gemeinnütziger Verein „Kulturtheater Tutzing e.V.“ soll die Aktivitäten bündeln. Lucie Vorlíčková, die intensiv mit den Vorarbeiten befasst ist, hofft auf Unterstützung durch die Tutzinger Bevölkerung. Die erfahrene Wirtschaftsprüferin, die auch dem Vorstand des Bürgervereins „Tutzinger Liste“ angehört, spricht von erkennbar großem Interesse vieler Einheimischer, das Kino zu erhalten.

In vorderer Reihe stehen dabei die Eigentümer des Kinos: Sie wollen die seit 20 Jahren unverändert niedrige Pacht auch für den künftigen Betrieb beibehalten. Darüber hinaus sind nach Angaben der Initiatoren bereits zahlreiche Hilfsangebote aus der Bürgerschaft sowie konkrete Spendenzusagen eingegangen.

So verstärkt Daniela Laußer, die vielen Tutzingern aus der Evangelischen Akademie und vom Pöckinger „beccult“ bekannt ist, das Initiatorenteam. Ihre erste Arbeit erscheint schon diese Woche: in Tutzing wird der Flyer verteilt, der auch schon im Großformat an der Kinotür hängt.

Hoffnungen auf eine kräftige Anschubfinanzierung und viele regelmäßig Beitrag zahlende Mitglieder

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Mitmachen ist gefragt

In der bewährten Farbenpracht des Tutzinger Kinos - lila und orange – informiert der Flyer über die Zukunftspläne in Vorbereitung auf insgesamt drei geplante Informationsveranstaltungen. Die ersten beiden von ihnen sollen am 7. und am 21. März stattfinden. Eine „Schlusspräsentation“ der Aktion soll dann am 18. April folgen.

Alle diese Veranstaltungen finden im Kino statt und beginnen um 19 Uhr. Mit Start am 7. März heißt es dann fleißig Spenden zu sammeln und Mitgliedsanträge auszufüllen. Denn die „große Idee“ vom Tutzinger Kulturtheater braucht beides: Eine kräftige Anschubfinanzierung und viele regelmäßig Beitrag zahlende Mitglieder.

Kino-Miteigentümer Robby Harthauser steuert auch Handwerkskünste bei. Es gibt bereits zwei Kameras als Briefkästen. Diese Kino-Briefkästen sollen ab dem 7. März an zwei öffentlichen Stellen in Tutzing ausgestellt werden. Die Initiatoren wollen dazu im Rathaus und der Post anfragen.

Die ab dem 7. März verteilten und veröffentlichten Mitgliedsanträge für den zu gründenden Verein können dann online unter kulturtheater-tutzing.de oder direkt im eigenen Kinobriefkasten abgegeben werden. Ein eigenes Spendenkonto soll für die Anschubfinanzierung zur Wiedereröffnung eingerichtet werden. Sollten das Spendenziel und die erforderlichen Mitgliederzahlen nicht erreicht werden, werden die Beitrittserklärungen, die eine Spendenzusage und Antrag auf Mitgliedschaft im Verein beinhalten, dann unverzüglich datenschutzkonform geschreddert.

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Ein kommunales Kino dürfte es in Tutzing nicht geben

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Nostagische Elemente sollen im künftigen Tutzinger "Kulturtheater" genauso ihren Platz haben wie brandaktuelle Aktivitäten

Der bisher verwendete Begriff „Bürgerkino“ wird unter den Teammitgliedern derzeit näher beleuchtet. Die mögliche Assoziation mit dem Begriff „Bürgergeld“ ist bei manchen unerwünscht, auch hört sich der Begriff für manche etwas „verstaubt“ an.

Warum der Begriff „Bürgerkino“ als Arbeitstitel für diese Initiative gewählt wurde, wird mit zwei Gründen erklärt: Das Projekt basiere auf einer reinen Bürgerinitiative, der Projektname solle die Substanz des künftigen Kinobetriebs und des dafür zu gründenden Vereins auf einen Blick sozusagen prägnant wiedergeben. Denn es werde - wie zuletzt mit Michael Teubig - für das Haus keinen selbständig wirtschaftlichen Kinobetrieb oder Kinobetreiber mehr geben.

Bei den ersten Untersuchungen hatte sich nämlich schnell herausgestellt, dass ein Filmtheater mit nur einem Kinosaal dieser Größenordnung in einer Gemeinde von der Größe Tutzings wirtschaftlich schwer zu betreiben ist. Tatsächlich hat sich über Monate hinweg kein privatwirtschaftlicher Kinobetreiber gefunden, der das Haus übernehmen möchte, obwohl sich mehrere Interessenten die Räume angeschaut haben.

Häufig werden inzwischen nicht gewinnbringende Kinobetriebe von Städten oder Gemeinden (mit) betrieben. Es gibt deutschlandweit bereits etwa 80 so genannte kommunale Kinos. In Tutzing dürfte es aber kein Kommunalkino „KoKi“ geben: Die Gemeinde hat dafür nach Angaben Beteiligter keine finanziellen, personellen oder auch räumlichen Ressourcen dafür zur Verfügung.

Das Rathaus kann das Projekt also nur ideell unterstützen. Das geschieht jetzt zum Beispiel mit der Einladung an die Bürgerschaft zum Informationstag am 7. März ab 19 Uhr im Kino.

Die Vereinsgründung ist nicht mit einem Förderverein zu verwechseln

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Ob als Bürgerkino oder mit einem anderen Begriff: Im Herbst dieses Jahres soll das Tutzinger Kino in neuer Form starten

Für die Initiatoren der Aktion steht damit fest: Wenn es auch künftig ein Kino in Tutzing geben soll, wird die Bevölkerung dies ohne „Fremdhilfe“ stemmen müssen. Die Beteiligten legen auch Wert darauf, dass die beabsichtigte Vereinsgründung nicht mit einem bloßen Förderverein zu verwechseln sei. Beim bisherigen Kinobetreiber Michael Teubig gab es einen Förderverein. Der neu zugründende Verein wird aber keinen selbständigen Kinobetreiber „fördern“, sondern das Kurtheater oder künftig Kulturtheater selbst betreiben. Also weder kommunales Kino noch Förderverein, sondern ein „Vereinskino“, betrieben von - mit Ausnahme des künftigen bezahlten Kinoleiters - durch rein ehrenamtliche Vorstände und Vereinsmitglieder, also durch Einheimische. Das sei etwas ganz anderes als der alte „Förderverein“, betonen die Initiatoren.

Zunächst empfehlen sie aber allen Interessierten, mal am Abend am Kino vorbei zu gehen. Dort strahlt das künftige Vereinskino nämlich schon im neuen Licht. Die Initiatoren hoffen, dass ihre viele Arbeit nicht umsonst sein wird und dass dieses wichtige Tutzinger Kulturgut nicht auch noch ein dunkler Tutzinger Trauerfleck wird.

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Kommentare

Je mehr Zweifler über ihren eigenen Schatten springen und die Sache aktiv durch eine Mitglidschaft unterstützen, um so eher sind diese Gedanken wiederlegt.
Gegen Zweifel dürfen natürlich auch alle anderen - Optimisten, Cineasten, Kulturbegegeisterte, Ortsansässige und Ortsfremde… - aktiv werden.
Der Aufwand jedes Einzelnen, persönlich und monetär, ist gering. Dass es was werden kann, hat doch die Wiederbelebung des Minigolfplatzes oder aktuell auch die kurzfristige Entscheidung für einen Maibaum dieses Jahr gezeigt. Tutzing lebt. Warum also nicht auch bei der Wiederbelebung des Kinos?
Es ist zu hoffen, dass diese Vereinsgründung eine Wiederbelebung des Tutzinger Kinos auf den Weg bringt. Ob dies allerdings ohne finanzielle Unterstützung der Gemeinde möglich sein wird? Der Zweifel sei gestattet.
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