Gesundheit
29.6.2022
Von vorOrt.news

„Eine große Familie“

1240 Mitglieder tragen die Ambulante Krankenpflege Tutzing – Vier Millionen Euro Umsatz

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Hilfe vom Pfarrer: Peter Brummer hielt André Hartmann das Mikrofon, damit der Musikkabarettist beide Hände fürs Klavier frei hatte

Klavierspielen, dazu auch noch ein Mikrofon halten: Kabarettist André Hartmann hätte mindestens drei Hände gebraucht, als er am Wochenende auf der Mitgliederversammlung der Ambulanten Krankenpflege Tutzing auftrat. Er meisterte das Kunststück eine ganze Weile bravourös, wenn auch sichtlich angestrengt, indem er das Mikro irgendwie zwischen Arm und Hals einklemmte und auf diese Weise beide Hände fürs Spielen frei hatte. Gegen Schluss griff Pfarrer Peter Brummer zum Mikrofon und hielt es dem lustigen Pianisten. Das war nebenbei ein kleines Beispiel für die vielfältigen Aufgaben eines Pfarrers. Nach 22 Jahren verlässt Brummer Tutzing Ende August. Damit endet gleichzeitig sein Vorsitz der Ambulanten Krankenpflege. Sein Nachfolger Peter Seidel wird kraft Amtes, also ohne Wahl, der neue Vorsitzende. Brummer war sich sicher: „Es geht gut weiter“, sagte er in der Mitgliederversammlung. Seidel sei ein hervorragender Seelsorger und Pfarrer: „Das hätte ich mir nicht besser vorstellen können.“

„Die Ambulante Krankenpflege ist eine große Familie“, sagte Geschäftsführer Armin Heil. Viele langjährige, sehr treue Mitglieder begrüßte er bei der Versammlung mit sichtlicher Freude. Unter ihnen waren Ilse Fichtner, die soeben ihren 97. Geburtstag gefeiert hat, und Elisabeth Genewein, die Witwe von Robert Genewein, dem früheren Chefarzt des Tutzinger Krankenhauses, der Heil vor 26 Jahren für die Leitung der Ambulanten Krankenpflege gewonnen hat. Ilse Fichtner wohnt seit 70 Jahren in Tutzing, seit 40 Jahren ist sie Mitglied der Ambulanten Krankenpflege. Elisabeth Genewein steht gerade vor einer Reise in die Schweiz, gemeinsam mit ehemaligen Studienkollegen, mit denen sie seit Jahrzehnten regelmäßig unterwegs ist.

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Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Saal des Roncallihauses bei der Mitgliederversammlug der Ambulanten Krankenpflege
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„Kennen Sie jemanden, der sich in der Pflege oder Betreuung engagieren will?"

Mehr als 160 Menschen füllten den Saal des Roncallihauses. Auch im Foyer nebenan waren Tische und Stühle aufgestellt worden, damit alle Platz fanden. Der starke Besuch hatte wohl auch mit André Hartmann zu tun, wie Heil meinte, aber zweifellos war dies auch ein weiterer Beleg für das große Interesse vieler Einheimischer an "ihrer" Ambulanten Krankenpflege. „Es ist ein Herzensanliegen, dass die Mitgliederzahl weiter steigt“, sagte Heil.

Derzeit hat der Verein 1142 Mitglieder, hinzu kommen 100 weitere Mitglieder ihres Freundeskreises. „Fragen Sie mal ihre Nachbarn und motivieren Sie sie“, forderte Heil die Anwesenden auf. Ebenso bat er um Hilfe bei der Pflege: „Kennen Sie jemanden, der sich in der Pflege oder Betreuung engagieren will, der sich vielleicht nach der Erziehungszeit wieder einbringen will, der noch nicht weiß, wo es in der Ausbildung hingehen soll, der auf Sinnsuche ist?“ Manche seien mit 55 schon in Rente und hätten Zeit – wenn sie sich bei ihm meldeten, freue er sich sehr. Viel sei schon gewonnen, wenn jemand beispielsweise in der Tagespflege mitarbeite, mit den Menschen spazierengehe, ihnen zuhöre oder Mensch-ärgere-dich-nicht mit ihnen spiele.

Aktuell sind in der Ambulanten Krankenmpflege 95 Beschäftigte und 104 ehrenamtliche Mitarbeiter tätig. Aber der Personalnotstand wirkt sich beträchtlich aus. Die umfangreiche Arbeit fordert die Mitarbeiter erheblich. Fast 79 000 Hausbesuche im Jahr gehören dazu, die betreute Wohnanlage an der Bräuhausstraße, (33 Wohnungen), betreutes Wohnen zu Hause, zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und die Tagespflege in Starnberg (Ilse-Kubaschweski-Haus), die Tagespflege in Tutzing (Quinthaus) und im neuen Theresia-Petsch-Haus in Bernried.

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Gut gelaunt bei der Mitgliederversammlung: (von links) Musikkabarettist André Hartmann, Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald, Pfarrer Peter Brummer, Geschäftsführer Armin Heil und der zweite Vorsitzende Dr. Rainer Wiesmeier mit einem Schild zum Jubiläum der Ambulanten Krankenpflege; das im vorigen Jahr gefeiert wurde

28 Pflegekräfte für 18 Pflegebedürftige: "Wo sonst gibt es so eine Betreuung?"

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Wie an einem Baum sprießen die umfangreichen Angebote der Ambulanten Krankenpflege auf diesem Bild, das Pfarrer Brummer präsentierte © Fotos: L.G.

Das reiche Angebot spannt sich weiter bis zum Trödelladen mit Kleiderstube und zur Tafel „Tischlein-deck-dich“, die mit 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern 80 Haushalte unterstützt. „Der dumme Krieg sorgt für noch viel mehr Gäste als früher“, sagte Heil, „die auf Lebensmittel angewiesen sind.“ Deshalb müssten jede Woche Lebensmittel zugekauft werden.

„Es wäre schön, wenn wir junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst bekommen würden“, sagte Heil. Viel Bedarf ist nach seinen Angaben auch an Wohnungen. In den beiden Starnberger Wohngemeinschaften stehen für 18 pflegebedürftige Menschen mit Demenz 28 Pflegekräfte zur Verfügung. „Wo sonst – von München bis Garmisch - gibt es so eine Betreuung?“ fragte Heil. Er war sich ganz sicher: „Den Menschen geht es gut bei uns – wir pflegen sie bis zum Schluss.“

Mit ihrem breiten Tätigkeitsspektrum hat die Ambulante Krankenpflege im vorigen Jahr mehr als vier Millionen Euro Umsatz erzielt, nach 3,8 Millionen Euro im Jahr zuvor. „Wir sind damit ein kleines mittelständisches Unternehmen, das sich sehen lassen kann“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Thomas von Mitschke-Collande. Es gab aber auch hohe Aufwendungen (knapp 4,2 Millionen Euro), unter anderem wegen Leihkräften, mit denen der Mangel an Pflegepersonal ausgeglichen werden musste. Das führte zu einem operativen Verlust von 137 000 Euro.

"Wir haben noch das eine oder andere Projekt vor“

Beim Ausgleich half ein „ideelles Ergebnis“ von fast 300 000 Euro, unter anderem durch freiwillige Beiträge der Gemeinde Tutzing, der Stadt Starnberg, des Fördervereins Seestern und durch private Spenden. Unter dem Strich verbleibt ein gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeltes positives Ergebnis von 160 000 Euro. „Das können wie gut brauchen“, sagte Mitschke-Collande: „Das stärkt unsere Rücklagen – und wir haben noch das eine oder andere Projekt vor.“

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Die Ambulante Krankenpflege Tutzing ist ein großes Glück für Tutzing, ein hell funkelnder Diamant.
Großer Dank an Herrn Heil (und all' seinen Vorgängerinnen) samt ihrem jeweiligen Teams aus Angestellten, ehrenamtlichen Helfern und sonstigen Unterstützern! Auch im Namen meiner inzwischen leider verstorbenen Eltern.
Ihr Alle leistet Großartiges.
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