Tutzing bekommt ein Corona-Schnelltest-Zentrum. Los geht es am Montag, dem 3. Mai 2021 um 7 Uhr im Ärztehaus beim Benedictus-Krankenhaus in der Bahnhofstraße 7. Die Initiative ging von der Gemeinde Tutzing aus. Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat über den Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller Kontakt zu den Betreibern eines Schnelltest-Zentrums hergestellt, das in der Ammersee-Gemeinde seit dem 12. April bereits etwa 2500 Corona-Teste vorgenommen hat. Mit von der Partie war bei den Vorbereitungen Armin Heil, der Geschäftsführer der Ambulanten Krankenpflege Tutzing, und auch die Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) unterstützt das Konzept. Im Gegenzug wird das Corona-Testangebot im Tutzinger Roncallihaus eingestellt. Morgen, am Mittwoch, gibt es dort letztmals von 15 bis 18 Uhr diese Möglichkeit.
Die ATG hält am morgigen Mittwoch eine Sitzung ab, um Details mit dem neuen Testkonzept zu besprechen. „Das ist eine richtig gute Sache“, sagt der ATG-Vorsitzende Roberto Mestanza, „wir ziehen da mit der Gemeinde an einem Strang.“ Nachdem die „Bundes-Notbremse“ mit verschärften Regeln in Kraft getreten ist, haben sich die Sorgen in der Geschäftswelt weiter verstärkt. Die Kundenzahlen und damit die Umsätze sind im Handel im Zuge der Pandemie deutlich gesunken, sagt Mestanza. Das habe eine Konferenz von Gewerbevereins-Vorsitzenden nochmals bestätigt: „Und die Testwilligkeit bei der Bevölkerung ist bisher gering.“
Von dem neuen Testzentrum erhoffen sich die Geschäftsleute und viele andere nun Änderungen. Teste bei einzelne Läden gelten als schwierig. Deshalb gab es schon Vorschläge für eine zentral gelegene Testeinrichtung, möglichst an der Hauptstraße oder ihrer direkten Umgebung, damit die Geschäfte von dort aus gut erreichbar sind. Das nun vor der Eröffnung stehende Testzentrum beim Krankenhaus ist zwar etwas weiter entfernt, doch seine Betreiber halten die Lage dennoch für gut, auch wegen der Parkmöglichkeiten beim Krankenhaus. Mestanza verspricht sich von dieser Testmöglichkeit einen neuen Schub für das Geschäftsleben in Tutzing.
Test für alle: vor dem Einkauf, vor dem Friseur, für Schüler, für Mitarbeiter
Für die Testung von Schülern bietet sich das neue Zentrum ebenso an wie für Tagestouristen, vor Einkäufen, für Kosmetik, Friseur, Besuche im Krankenhaus oder im Altenheim. Auch allen Gewerbetreibenden in und um Tutzing soll die Einrichtung für die regelmäßige Testung ihrer Mitarbeiter zur Verfügung stehen. "Schützen Sie Ihre Beschäftigten, Ihre Kundschaft und sich selbst", bittet Bürgermeisterin Greinwald die Unternehmen. Ein Schnelltest ermögliche nicht nur ein sicheres Arbeitsumfeld, sondern auch ein sicheres Arbeitsgefühl: "Arbeiten ohne Angst vor einer Infektion fördert die Motivation der Beschäftigten und Kundentermine."
Ein Projekt zweier Familien
Das Tutzinger Corona-Schnelltestzentrum ist ein vom Gesundheitsamt Starnberg beauftragtes Testzentrum unter ärztlicher Leitung. Seine Betreiber sind die Familien Magenau und Rittinghausen.
Corinna Rittinghausen (36), Ärztin in Weiterbildung für Innere Medizin, ist die leitende Ärztin. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Hans, im Hauptberuf Geschäftsführer der Unternehmen Weber & Weber GmbH & Co. KG und Microbiotica GmbH in Inning. Gemeinsam haben sie drei Kinder im Alter von neun Monaten bis vier Jahren.
Ihre Partner sind Lars Magenau (46), Herrschinger Unternehmer und ehrenamtlicher Vorstand im Kindergarten „Kindertreff" Herrsching, und seine Frau Julia Magenau (40), die aus der alteingesessenen Herrschinger Familie Kuester stammt. Sie ist ehrenamtlicher Vorstand des Projekts „Elternglück“, einem Verein rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und das erste Jahr mit Baby. Auch Sie haben zwei Kinder, vier und sieben Jahre alt.
Für die Bürger ist das Testen kostenlos
Das Testen ist für die Bürger kostenlos. Abgerechnet wird direkt mit der Kassenärztlichen Vereinigung, sagt Hans Rittinghaus. Testzeiten sind Werktags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 18.30 Uhr, samstags und sonntags von 10 Uhr bis 16 Uhr.
Auch Sonderöffnungszeiten sollen möglich sein. So kann es beispielsweise auf Anfrage spezielle Zeitfenster für Betriebe auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten geben, so etwa ab 6 Uhr morgens oder nach 18 Uhr.
Das regelmäßige Testen soll ermöglichen, potenziell hochansteckende Bürgerinnen und Bürger zu identifizieren, die keine Symptome haben, um Infektionsketten frühzeitig unterbrechen zu können. „Wir möchten dazu beitragen, langfristig die Dunkelziffer an Infektionen zu senken, was wiederum hilft, die unentdeckte Verbreitung des Virus einzugrenzen und das tägliche Leben für alle ein Stück weit sicherer zu machen“, sagt Lars Magenau. Seine Frau Julia hofft, durch die Erhöhung der Tests neue Konzepte für eine Wiedereröffnung der Gastronomie, Kulturveranstaltungen und Events zu ermöglichen: „Ich glaube fest daran, dass wir das gemeinsam schaffen.“ Ein Vorbild für ein Testzentrum hatte Julia Magenau in Flensburg kennengelernt - einer Gegend mit inzwischen deutlich gesunkenen Infektionszahlen, wie sie erzählt.
Über eine eigens zu diesem Zweck gegründete Firma beschäftigen die Familien Magenau und Rittinghausen etwa 40 Mitarbeiter für die beiden Zentren in Herrsching und Tutzing, sagt Julia Magenau. Es gibt ein paar Beschäftigte in Vollzeit, die meisten sind auf 450-Euro-Basis tätig. Personal für diese Aufgabe zu finden, war nach Angaben der Initiatoren kein Problem.
Die Initiatoren hoffen, dass letztlich auch finanziell etwas hängenbleibt. Doch zunächst müssen sie alles selbst vorfinanzieren, einschließlich Desinfektionsmitteln, Handschuhen, Kitteln und weiteren Hygienemaßnahmen.
Für weitere Testzentren dieser Art auch in anderen Orten gebe es genug Anfragen, sagt Julia Magenau. Aber ob es zu weiteren Einrichtungen kommen wird, weiß sie noch nicht.
"Nasen-Rachen-Abstrich mehrmals wöchentlich für jüngere Kinder kaum zumutbar"
Die verwendeten Tests sind nach Angaben der Betreiber sowohl gelistet bei der Bundesagentur für Arzneimittelsicherheit als auch vom Paul-Ehrlich-Institut auf Vergleichbarkeit geprüft.
Die ärztliche Leiterin Corinna Rittinghausen kündigt den „nasopharyngealen“ (Nasen-Rachen-) Abstrich an, weil man mit dieser Entnahmetechnik sehr genaue Ergebnisse erziele. Für solche Personen, bei denen dies nicht möglich ist, bieten die Betreiber des Zentrums aber auch Alternativen an.
Bei Kindern werden nach ihren Angaben erfahrene Ärzte oder hierfür speziell geschulte Mitarbeiter die Abstriche vornehmen. "Das ist uns besonders wichtig“, sagt Corinna Rittinghausen. Vor allem für jüngere Kinder sei ein Nasen-Rachen-Abstrich mehrmals wöchentlich kaum zumutbar: „Daher bieten wir für Kinder auch den ‚vorderen‘ Nasenabstrich oder den Rachenabstrich durch den Mund an.“ Eltern dürften Ihre Kinder selbstverständlich in die Testkabine begleiten. Bedarfsorientiert soll zu bestimmten Zeiten eine extra Kabine für Kinder reserviert werden. „Wir nehmen uns für jedes Kind einzeln Zeit“, kündigt die Ärztin an.
Die Organisatoren haben sich für einen digitalen Prozess entschieden, sagt Hans Rittinghausen. Damit wollen sie einerseits lange Warteschlangen und Wartezeiten vermeiden, andererseits die Aufenthaltszeit im Testzentrum so kurz wie möglich gestalten.
Es soll alles recht schnell gehen
Nach Angaben der Initiatoren soll alles recht schnell gehen. „Eine Testperson hält sich nur zwei bis fünf Minuten bei uns im Testzentrum auf“, sagt Rittinghausen. Bereits vom morgigen Mittwoch an können online Termine gebucht werden. Kontakt:
www.corona-schnelltest-tutzing.de
info@corona-schnelltest-tutzing.de
Auch telefonisch (in Herrsching 08152-3960414) oder direkt an Ort und Stelle sind Terminbuchungen möglich. „Auch wenn jemand spontan ohne Termin kommen möchte, darf er das natürlich tun“, sagt Lars Magenau, „eventuell ist dann aber mit einer Wartezeit zu rechnen, da bitten wir um Verständnis.“
Die Ergebnisse der Tests sollen nach etwa 20 Minuten per Doctor-Box-App (https://www.doctorbox.de/) und über die Webseite des Tutzinger Testzentrums mitgeteilt werden. Falls jemand positiv getestet wird, erhält das Gesundheitsamt eine Mitteilung, er muss dann in Quarantäne. Auch ausgedruckt können die Testergebnisse mitgenommen werden. Dafür müssen allerdings etwa 15 bis 30 Minuten Zeit eingeplant werden, bis das Ergebnis vorliegt. Alle, die sich testen lassen wollen, werden gebeten, ihren Personalausweis mitzubringen – das ist Voraussetzung.
Bürgermeisterin Greinwald: Wir benötigen für unser Tutzing eine Perspektive
Etwa 2500 mal ist im Herrschinger Zentrum seit dem Beginn dort am 12. April schon getestet worden, schätzt Julia Magenau. Etwa 0,2 Prozent der Personen seien positiv getestet worden. „Die Teste besorgen wir selbst“, sagt Hans Rittinghausen. Es handele sich nur um die vom Paul-Ehrlich-Institut und vom Bundesinstitut für für Arzneimittel und Medizinprodukte empfohlenen Teste.
Bürgermeisterin Marlene Greinwald freut sich sehr, dass es nun ein Testzentrum mit so flexiblen Öffnungszeiten in Tutzing geben wird. „Dieses Virus wird uns noch eine Zeit lang begleiten, in welcher Form auch immer“, sagt sie: „Aus meiner Sicht benötigen wir für unser Tutzing aber eine Perspektive und ich bin mir sicher, dass regelmäßiges Testen ein guter Weg sein kann, um ein Stück Normalität zurückzugewinnen. Hierfür will ich mich einsetzen und freue mich über das Engagement der Herrschinger Familien Rittinghausen und Magenau zusammen mit dem Benedictus Krankenhaus in Tutzing. Auch danke ich Herrn Heil von der Ambulanten Krankenpflege Tutzing und dem gesamten ehrenamtlichen Testteam für den Einsatz in den letzten Wochen."
Kontakte:
www.corona-schnelltest-tutzing.de
info@corona-schnelltest-tutzing.de
Telefon in Herrsching: 08152-3960414
Julia Magenau: 0177-6761207
info@coronaschnelltest-herrsching.de
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