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„Die Seele braucht eine gute Atmosphäre“

Neue Tutzinger Privatklinik "P3" für psychisch Erkrankte soll im März eröffnet werden

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Ein dreieckiger Bau für die P3-Klinik: Das erste neue Gebäude auf dem Ex-Roche-Gelände soll bald komplett belegt sein

Während von den alten Boehringer-Mannheim- und Roche-Zeiten noch die Reste der alten Gebäude zeugen, soll in einem anderen Eck des Geländes demnächst eine neue Ära beginnen: Im Dreiecksbau an der Bräuhausstraße, der zunächst ein so genanntes Aparthotel werden sollte, ist für März dieses Jahres die Eröffnung einer neuen privaten Akutklinik für psychisch Erkrankte vorgesehen. Unten ist in dem eigenwilligen Bauwerk schon seit einiger Zeit Betrieb: Dort ist Flora Almeida mit ihrem Tanzstudio eingezogen.

„P3“ soll die neue Klinik heißen - nicht etwa, weil das Gebäude dreieckig ist, sondern als Hinweis auf Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Oder auch „Markus Backmund-Klinik am Starnberger See“, nach ihrem Mitgründer Markus Backmund, Professor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Das Team soll schon weitgehend aufgestellt sein. Als Mitgründer und Klinik-Verwaltungsleiter wird der Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler Normen Nöth genannt, als Chefarzt der Privatdozent Dr. med. Philipp Sand. Die Inititatoren geben sich überzeugt, dass die neue private Akutklinik in Tutzing „in dieser Art in Bayern einzigartig sein“ werde.

Backmund ist seit 30 Jahren in der Forschung, als Internist, Infektiologe, Sucht- und Notfallmediziner sowie Psychotherapeut tätig. 13 Jahre davon betreibt er eine eigene Praxis, das Praxiszentrum im Tal, im Herzen von München. Er hält den Behandlungsbedarf auf diesem Gebiet für groß. „Es ist eine Klinik, die aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist“, sagt er über das Tutzinger Projekt. Immer mehr nehme die Zahl Betroffener von seelischen Erkrankungen zu, so von Depressionen, Burn-Out, emotionalen Krisen, Erschöpfungssyndromen, Suchterkrankungen, Trauma-Folgestörungen, Angst- und Essstörungen.

Wie kommt es zur Häufung seelischer Erkrankungen?

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Prof. Markus Backmund sieht Tutzing als bestens geeigneten Genesungsort © Sayegh-PR

Weshalb diese Häufung seelischer Erkrankungen? Die Gründe sieht Backmund überwiegend im großen Druck der Leistungsgesellschaft, der psychische Erkrankungen fördere. Ursachen könnten sowohl seelischer als auch körperlicher Art sein. Deshalb könnten seelische Erkrankungen zu körperlichen Erkrankungen führen und körperliche Erkrankungen zu seelischen.

„In meiner Praxis habe ich immer wieder festgestellt, dass sich Innere Medizin und Psychiatrie ideal ergänzen“, sagt Backmund: „Dieses Konzept nehmen wir in die ‚P3‘ auf.“ Es sei wichtig, den ganzheitlichen Ansatz zu erreichen: Körper, Geist und Seele. Aber es gebe zu wenig Genesungsorte, in denen wichtige Faktoren zusammenkämen: medizinische und psychiatrische Versorgung auf höchstem universitärem Niveau, eine angenehme geschützte Atmosphäre und Diskretion. In bestehenden Spezialkliniken seien Wartezeiten von vier bis fünf Monaten die Regel.

„Mit der ‚P3‘ schließen wir eine Lücke“, sagt Backmund, „denn jeder, der an einer seelischen Erkrankung leidet, wünscht sich einen solchen Rückzugsort, einen Platz, an dem er adäquat aufgehoben ist und sich wohl fühlen kann.“

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Viele sind betroffen: Ärzte, Manager, Juristen, Chefredakteure, Profisportler

In der Tutzinger Klinik sollen nach Backmunds Worten auch Menschen effektiv und diskret behandelt werden können, die viel Verantwortung tragen und die in der Öffentlichkeit stehen. Als Beispiele nennt er Ärzte, Manager, Juristen, Chefredakteure, Firmenbesitzer und Profisportler.

Zunächst hatte Backmund mit einem Areal in Seeshaupt geliebäugelt, doch dort hatte es nicht geklappt. Von Tutzing zeigt er sich nun recht angetan. An diesem Standort glaubt er mit dem Klinikkonzept seine Idee realisieren zu können, einen geschützten Rückzugsort zu bieten, mit bester medizinischer und therapeutischer Versorgung, eingebunden in die Natur mit dem Wasser, dem Blick auf die Alpen und den blauen Himmel, der einem Hotel mit exzellentem Standard in allen Bereichen entspricht, diskret, anonym.

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Geschützter Rückzugsort: Etwa so einen Blick hat man aus der Nachbarschaft der "P3"-Klinik und wohl auch von ihrer Dachterrasse aus © L.G.

„Leistungsträger, ob Manager oder Profisportler, ob bekannt oder nicht, möchten ja nicht gleich als Patienten einer Psychiatrie erkannt werden“, sagt Backmund. In der Tutzinger P3-Klinik soll es 19 Einzelzimmer und drei Suiten mit Doppel-Belegungsmöglichkeit geben. Vorgesehen ist auch eine besondere Abteilung für Essstörungen, geleitet von Spezialisten auf diesem Gebiet. Für Backmund steht fest: „Die Seele braucht eine gute Atmosphäre.“

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 2579
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Kommentare

Auf der einen Seite der Bahnhof, direkt davor die Busshaltestelle, auf der anderen Seite eine neverending Baustelle und später die Blaulichteinfahrt zum Krankenhaus. Ganz sicher ein ruhiger für die Seele heilsamer Rückzugsort. Aber vielleicht bekommt er ja aus der Nachbarschaft genug Patienten, die von 10 Jahren Baustelle bald psychisch gestört sind.