Führende Experten für Kindermedizin aus der ganzen Bundesrepublik treffen sich zurzeit in Tutzing: In der Akademie für politische Bildung findet seit Montag der "1. Deutsche Kindergesundheitsgipfel" statt. An dieser Expertentagung zur Bedeutung der Kinderrechte für die Kindermedizin wirkt auch die National Coalition Deutschland mit, ein Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Vertreter aller insgesamt 37 Universitäts-Kinderkliniken in Deutschland sind nach Tutzing gekommen, außerdem Politiker, Juristen sowie Experten aus Fachrichtungen wie Gesundheitswirtschaft oder Ethik. Gleich zu Beginn am frühen Montagnachmittag grüße ein besonderer Gast per Video: Dr. Eckart von Hirschhausen, der sich mit einer Stiftung fürs Heilen mit Hilfe von Humor einsetzt.
In der Tagung stehen die aktuellen Herausforderungen und ethischen Fragen bei der Behandlung kranker Kinder im Vordergrund. Die Kindermedizin stehe vor großen Herausforderungen, so die Veranstalter. Die Ökonomisierung der Medizin bedrohe eine kindgerechte Versorgung auf hohem Niveau und erschwere die Umsetzung von Kinderrechten im klinischen Alltag.
Hirschhausen: Viele Kliniken und Ambulanzen bräuchten ein Lächeln mehr
Der Videogruß des bekannten Fernsehmoderators Eckart von Hirschhausen hatte einen ganz eigenen Hintergrund. Hirschhausen, bekannt von Sendungen wie "Frag doch mal die Maus" oder "Hirschhausens Quiz des Menschen", ist selbst Arzt, aber auch Zauberkünstler und Kabarettist. In den 1990-er Jahren hat er ein Praktikum in der Kinderneurologie der Freien Universität Berlin absolviert.
Vor mehr als zehn Jahren hat Hirschhausen eine Stiftung "Humor hilft heilen" gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Stimmung in Krankenhäusern "froher zu machen". "Denn es gibt noch viele Kliniken und Ambulanzen, die ein Lächeln mehr brauchen", schreibt er auf auf der Homepage der Stiftung www.humorhilftheilen.de. Sie arbeitet bundesweit mit professionell ausgebildeten Clowns zusammen, die meist in regionalen Klinikclown-Vereinen organisiert sind.
Förmlich als Erkennungszeichen gilt eine rote Nase. Interessenten fordert von Hirschhausen auf, zu "offiziellen Nasenbotschaftern" für "Humor hilft heilen" zu werden.
Effizienz und Optimierung - aber Bedürfnisse von Kindern werden leicht übersehen
In den vergangenen 200 Jahren hat die Kindermedizin enorme Erfolge erzielt, wie die Akademie zugesteht: "Aber in einem Gesundheitssystem, das auf Effizienz und Optimierung ausgerichtet ist, werden die Bedürfnisse von Kindern leicht übersehen.'" Dazu zählten Spielmöglichkeiten in Kliniken genauso wie ausreichend Zeit für Untersuchungen, die bei Kindern aufgrund von Ungeduld oder Ängsten länger dauerten als bei Erwachsenen. Die Möglichkeit, Kinder durch Patientenbefragungen in die Entwicklung der Klinik einzubinden, nutzten nur wenige Einrichtungen, kritisiert die Akademie.
Im politischen Diskurs und in den Medien werden die Besonderheiten der Kindermedizin bisher nach Einschätzung der Tutzinger Akademie ebenfalls kaum berücksichtigt. Im Koalitionsvertrag 2018 habe sich die Bundesregierung jedoch verpflichtet, die Rechte von Kindern ins Grundgesetz aufzunehmen. Welche Bedeutung dies für die Kindermedizin in Deutschland hat, soll beim Kindergesundheitsgipfel untersucht werden. Hinterfragen wollen die Teilnehmer ebenso, ob sich dadurch die Situation kranker Kinder in unserer Gesellschaft verbessert und welche juristischen Auswirkungen sich dadurch ergeben.
Plädoyer für die Achtung der Kinderrechte in der Medizin
Neben Fachvorträgen und Diskussionsrunden haben die Teilnehmer die Möglichkeit, an einem der folgenden Workshops teilzunehmen:
Plädoyer für die Achtung der Kinderrechte in der Medizin
Umsetzung der Kinderrechte in der akademischen Kindermedizin: Allgemeine Strukturvorgaben
Umsetzung der Kinderrechte in der akademischen Kindermedizin: Pflegeschlüssel
Umsetzung der Kinderrechte in der akademischen Kindermedizin: Psychosoziale Versorgung
Umsetzung der Kinderrechte in der akademischen Kindermedizin: Grundlegende Kapazitäten in der Krankenhausplanung
Die Tagungsgebühr beträgt mit Übernachtung und Verpflegung 90 Euro (ermäßigt 60 Euro).
Weitere Informationen:
www.kranke-kinder-haben-rechte.de
Das Programm des 1. deutschen Kindergesundheitsgipfels
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