
Rund 110 Besucher verfolgten am vergangenen Montag im Roncallihaus Tutzing die gleichermaßen interessante wie auch bedrückend aktuelle Lesung des Autors Dr. Uwe Wittstock aus seinem Buch „Februar 33 – Der Winter der Literatur“. Der Februar 1933 war der Monat, in dem sich auch für die Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Anhand konkreter Schicksale und immer nahe an den Protagonisten beschreibt Uwe Wittstock ein Mosaik der bedrohlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers «Machtergreifung», die auch für die Literaten in Deutschland in die Katastrophe führten. Er habe zeigen wollen, wie „rasend schnell“ die Grundrechte vom NS-Regime abgeschafft wurden, „und dass eine fatale, politische Entscheidung reichen kann, um ein ganzes Land umzudrehen“, so Uwe Wittstock. Für die Zerstörung der Demokratie brauchten die Antidemokraten nicht länger als die Dauer eines guten Jahresurlaubs.
Das Auditorium blieb nach der Lesung zunächst stumm. Viele Gedanken mußten erst sortiert werden. Die im Anschluss an die Lesung gebotene Gelegenheit zu Gesprächen und Austausch wurde dann ausgiebig genutzt.
Möglich wurde dieser Abend durch ein breites Bündnis Tutzinger Bildungsakteure:
Ökumenischer Unterstützerkreis Tutzing
Volkshochschule StarnbergAmmersee
Roncalli KulturForum
Rotary Club Tutzing
Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing
Alle – ob öffentliche Einrichtung oder bürgerschaftliche Initiative - ob kirchlich oder weltlich - sorgen in Tutzing auf unterschiedlichste Weise für Information und Bildung, sie sind Foren für Austausch und Begegnung, sie ermöglichen Kulturgenuss und laden zu Teilhabe und Engagement ein. Diese gemeinsame Arbeit fortzusetzen ist der Wunsch aller Akteure, denn – auch das eine Erkenntnis der Lesung - es wird in den kommenden Monaten eines gemeinsamen Engagements und des Zusammenhalts mehr denn je brauchen.
Zur Person:

UWE WITTSTOCK, geboren in Leipzig, aufgewachsen in Bonn und Köln. Nach dem Studium in Köln und ersten Literaturkritiken für verschiedene Zeitschriften war er Redakteur, Lektor, stellvertretener Feuilletonchef und Kulturkorrespondent, Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Neue Rundschau“.
Er hat für die „FAZ“ die „WELT“ und den „FOCUS“ gearbeitet, war in Paris, Frankfurt und Berlin und als Gastprofessor an der Washington University in St. Louis (Missouri).
Uwe Wittstock wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet und ist seit 2018 freier Schriftsteller und Journalist.
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