Geschichte
25.6.2020
Von vorOrt.news

3000 Jahre Tutzinger Historie

Der frühere Vizebürgermeister Gernot Abendt beendet seine Tätigkeit als Museumsbeauftragter

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Eine Fundgrube ist die Postkartensammlung von Gernot Abendt, die er immer weiter ergänzt

Seit 2014 ist Gernot Abendt nicht mehr im Gemeinderat. „Museumsbeauftragter“ aber ist der langjährige Tutzinger SPD-Kommunalpolitiker geblieben. Nun legt er auch diese Funktion nieder. Eine nun beginnende neue Ausstellung über Tutzinger Straßennamen, zusammengestellt von den Tutzinger Antiquaren Eberhard Köstler und Dr. Barbara van Benthem, hat er aber noch begleitet. Das vor zehn Jahren eröffnete Ortsmuseum am Thomaplatz ist ihm halt ans Herz gewachsen.

Als der frühere Tutzinger Bürgermeister Peter Lederer die Idee hatte, aus dem Jahr 1826 stammende ersten Schulhaus der Gemeinde ein Museum zu machen, unterstützte Abendt dieses Projekt sofort. Dabei hatte es für das Gebäude in Ufernähe auch andere Überlegungen gegeben, so für Wohnbebauung oder ein Hotel. Der Architekt. Gottfried Herz führte das alte Bauwerk geschickt in die moderne Zeit, mit länglichen Fenstern, die Abendt ans Bauhaus erinnern. Für die Tutzinger Historie ist innen und sogar außen viel Platz. So erinnert eine vor dem Gebäude eigens angebrachte Plattform an die geringe Größe des einstigen Klassenzimmers, in dem in den Jahren 1826 bis 1878 bis zu 60 Kinder unterrichtet worden sind. Dass sich auf dem Holzgestell bei schönem Wetter regelmäßig Badegäste tummeln, wird akzeptiert - so wie das eigentlich verbotene Baden und Lagern auf dem Thomaplatz auch. Tutzing offen und gelassen.

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Ein wenig wie Bauhaus: Das Tutzinger Ortsmuseum (Mitte) am Thomaplatz
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Sammler und Mitarbeiter verzichten auf Geld

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Abends im Museum: Gerade auch die Sonderausstellungen stoßen auf viel Interesse

Das Ortsmuseum vermittelt einen eindrucksvollen Überblick zu 3000 Jahren Tutzinger Historie. Von fossilen Bodenfunden über Gräberfunde aus der Bronzezeit bis zu alten Handwerksberufen sind viele interessante Objekte zu sehen. Besonders wichtig waren Gernot Abendt aber auch stets wechselnde Ausstellungen: In ihnen sah er von Anfang an eine Chance, die Attraktivität des Musums immer wieder neu zu beleben.

Dabei war er immer die treibende Kraft. Besonders in Tutzing lebende namhafte Künstler, Sammler und Experten unterschiedlichster Richtungen haben ihre wertvollen Stücke in bisher sage und schreibe 25 Sonderausstellungen präsentiert. Das hat vor allem Abendt mit vielen persönlichen Kontakten und oft genug intensiver Überzeugungsarbeit geschafft. Sie alle haben auf Bezahlung verzichtet, erzählt Abendt.

Das gilt genauso für die die rein ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter, die Öffnungszeiten mittwochs und an Wochenenden ermöglichen. Da die meisten von ihnen schon älter sind, wird Nachwuchs dringend gesucht. Als glücklich haben sich auch die Kontakte zu dem in Tutzing lebenden Grafiker Helmut E. Grund erwiesen, der sehr professionell für anspruchsvolle Illustrationen und Gestaltungselemente sorgt.

Eine Leidenschaft von Gernot Abendt markierte den Start

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Die "Hallberger'sche Brauerei" fehlt natürlich nicht in Abendts Kartensammlung © L.G.

Eine Leidenschaft von Gernot Abendt selbst markierte vor zehn Jahren den Start: Die erste Sonderausstellung war Postkarten gewidmet. Abendt selbst hat tausende historische Ansichten gesammelt, eine wahre Fundgrube für alle, die sich für die Geschichte von Tutzing interessieren.

Dann folgten Präsentationen der unterschiedlichsten Art: Kleinskulpturen von Guido Dessauer, musikantiquarische Stücke von Hans Schneider, Kathedralen-Bilder Hans Oldes des Jüngeren von Joseph Hierling. Im Tutzinger Ortsmuseum gewürdigt wurden die Wagner-Sänger Heinrich und Therese Vogl genauso wie der Schriftsteller Thomas Mann oder der Bildhauer Karlheinz Hoffmann, wie die Maler Walter Becker und Paul Kleinschmidt oder die Kinderbuchautorin Marina Thudichum.

Die Besucher erfuhren Wissenswertes über die Schulgeschichte, über Häuser und Villen, die die Baumeisterfamilie Knittl errichtet hat, über Stoffe aus den einstigen Bayerischen Textilwerken und übers Midgardhaus, dessen damaliger Chef Fritz Häring bei der Vernissage selbst gekocht hat. Sie informierten sich über die Ur-Tutzinger, die Eiszeit, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf Tutzing, das Heiraten zu Napoleons Zeiten, Weihnachtskrippen aus Obertraubing und die Tutzinger Fischerhochzeit. Begeisterung löste Fritz Gerer mit seinen selbstspielenden Musikautomaten aus, und zuletzt war eine Schau über den humorvollen Grafen Pocci die bisher meistbesuchte Ausstellung des Museums.

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