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Einkaufsmöglichkeit für Traubing gesucht

Wunsch von Bürgermeisterin Greinwald vor dem Amtswechsel – Laden mit Automaten?

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Seit November vorigen Jahres gibt es in Traubing keine Einkaufsmöglichkeit mehr - das Geschäft Kammermeier wurde geschlossen © L.G.

Bürgermeisterin Marlene Greinwald war nicht dabei, als der Bau- und Ortsplanungsausschuss des Tutzinger Gemeinderats am Dienstag tagte. Sie ist krank, Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg ist eingesprungen. Mit „standing ovations“ verabschiedet worden ist Marlene Greinwald aber schon bei der Gemeinderatssitzung eine Woche zuvor. Standing ovations für Marlene Greinwald Gestern, am Freitag, folgte im Rathaus der Abschied von den Beschäftigten der Gemeindeverwaltung. Auch Elisabeth Dörrenberg und der dritte Bürgermeister Dr. Franz Matheis waren dabei.

Für den Bauausschuss brachte die scheidende Tutzinger Bürgermeisterin aber noch einen Wunsch ein: In Traubing sollte es Bemühungen um eine neue Einkaufsmöglichkeit geben, nachdem das letzte Geschäft des Dorfs, die Bäckerei Konditorei Kammermeier (früher Staltmaier), geschlossen worden ist. Ladenschließung beflügelt Ansiedlungswünsche Am Schluss der öffentlichen Bauausschuss-Sitzung brachten Bauamtleiter Christian Wolfert und die Vizebürgermeisterin dieses Thema unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen und Anfragen, Verschiedenes“ zur Sprache. Es gehe darum, für Traubing eine Grundversorgung hinzubekommen, sagte Wolfert.

In Tutzing und Traubing gibt es schon Erfahrungen mit Automaten

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"Herr Anton" heißt ein Konzept des Unternehmens Hensing mit Verkaufsautomaten - hier ein solcher Laden im nordrhein-westfälischen Greven © Hensing

Beispielhaft verwies Wolfert auf "kleine Supermarkt-Blöcke" mit Automaten. Gerade weil es in kleineren Orten immer weniger Geschäfte für die Nahversorgung gibt, finden so genannte Minimärkte mit Automaten Aufmerksamkeit, die mit digitaler Technik das Einkaufen rund um die Uhr ermöglichen.

Auch in der Finanzwirtschaft kommen solche Methoden mehr und mehr in Mode. In der Tutzinger Filiale der Hypovereinsbank gibt es schon lange kein Personal mehr. Am Traubinger Buttlerhof ist bereits vor sechs Jahren ein Automat für Geldgeschäfte angebracht worden, als dort die letzte Bankfiliale geschlossen worden war. Geldautomat im Buttlerhof

Vorausgegangen war fast schon ein kleiner Aufstand aufgrund der Schließung der Bankfiliale. Elisabeth Dörrenberg, die damals amtierende Bürgermeisterin war, kurz bevor Marlene Greinwald Rathauschefin wurde, setzte sich nachdrücklich für eine Ersatzlösung ein und forderte die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg auf, in Traubing einen Bankautomaten zu belassen. Bürgermeisterin gegen Automaten-Schließung

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Gegenbewegung zum Online-Einkauf?

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Ersatzlösung nach scharfer Kritik: Als es in Traubing keine Bankfiliale mehr gab, wurde am Buttlerhof ein Geldautomat angebracht © L.G.

Zur Ersatzlösung per Automat beigetragen haben dürfte damals auch ein kritischer Artikel von Peter Scheifele in den "Tutzinger Nachrichten". Vorangegangene Fusionen der Bank zeigten nun ihre hässliche Seite, kommentierte der erfahrene Verwaltungsbeamte, der beruflich Stadtdirektor in München und ehrenamtlich stark in Traubing engagiert ist. Süffisant fügte er hinzu, der Bank-Slogan "Wir machen den Weg frei" müsse besser lauten: "Wir machen den Weg weit". Ob wegen der scharfen Einsprüche oder aus anderen Gründen - die VR-Bank installierte den Bankautomaten.

Was einen neuen - vielleicht automatisierten - Laden in Traubing betrifft, soll es schon Ideen für ein in Frage kommendes Grundstück geben. Bei einer Podiumsdiskussion zur Tutzinger Bürgermeisterwahl Anfang November im Buttlerhof war die Schließung von Kammermeier gerade brandaktuell. Bürgermeisterin Greinwald wies bei dieser Gelegenheit auf ein der Gemeinde gehörendes Grundstück an der Starnberger Straße gegenüber der Autowerkstatt Parstorfer hin, das wegen seiner Lage nahe der Bundesstraße 2 für ansiedlungswillige Investoren interessant sein könnte. "Wollen wir da etwas machen?" fragte Greinwald bei der Diskussion in die Runde. Der künftige Bürgermeister Ludwig Horn steht neuen Gewerbeansiedlungen generell aufgeschlossen gegenüber, wie er schon oft betont hat.

In automatisierten Läden sehen manche im Handel bereits eine Gegenbewegung zum Online-Einkauf, der die Verdrängung alteingesessener Geschäfte kräftig beschleunigt hat. Schon ist von einer Revolution des Handels die Rede, zumal damit auch gleichzeitig der Einkauf Tag und Nacht ermöglicht wird - vielleicht ein neues Signal inmitten der ständigen Diskussionen um die Ladenöffnungszeiten. In digitalen Supermärkten wird mehr und mehr künstliche Intelligenz eingesetzt, so bei der Warenerfassung und erforderlichen Nachlieferungen. Als weiterer Vorteil gilt ein vergleichsweise geringer Platzbedarf für derartige Geschäfte, in denen es keine Beschäftigten gibt.

Chancen auf eine Neubelebung der Einkaufswelt - aber es gibt auch Probleme

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Digitaler Einkauf - die Zukunft der Geschäftswelt? © Messe Düsseldorf / ctillmann

Die gekauften Waren werden von den Kunden eingescannt oder gleich mit Sensoren erfasst, wenn sie aus den Regalen genommen werden, und per Karte bezahlt. Die deutlichen Veränderungen der Geschäftswelt mit vielen Ladenschließungen, die auch in größeren Städten und Gemeinden zu zahlreichen Leerständen führen, fachen das Interesse an solchen neuen Handelsformen an. Anbieter derartiger Konzepte berichten über immer mehr Anfragen von Kommunen, die in der Verbindung von Automatisierung und künstlicher Intelligenz Chancen auf eine Neubelebung der Einkaufswelt zu erkennen glauben.

Über den Automaten-Einkauf gibt es positive wie negative Berichte. Manche Erfahrungen mit solchen Projekten im Einzelhandel lassen Probleme erkennen. So ist beispielsweise in Thüringen eine Reihe digitaler 24-Stunden-Läden eröffnet worden. Diese so genannten "Tante Emma Tag und Nachtläden", die Gemeinden und Vereinen gehören, sind für 20 Jahre an eine "Emmas Tag- und Nachtmarkt GmbH" verpachtet worden. Dieses Unternehmen ist aber im vorigen Jahr insolvent geworden, und bald wurden an die Läden keine neuen Waren mehr geliefert.

Im Tutzinger Bauausschuss ist diese Thematik am Dienstag nur kurz angerissen, aber nicht weiter vertieft worden. Ob es in Traubing zu Automaten-Läden oder anderen Geschäftsformen kommen könnte, blieb offen. „Das wird ein Thema für die neue Periode sein“, sagte Elisabeth Dörrenberg. Sie bat die Gemeinderatsmitglieder aber, schon mal über denkbare neue Einkaufsmöglichkeiten für Traubing nachzudenken. Immerhin handele es sich um Tutzings größten Ortsteil, und für viele Einheimische sei es sehr mühsam, immer mit dem Bus zum Einkaufen zu fahren.

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