Von vorOrt.news

„Vernichtung des Facheinzelhandels“

Edeka-Blumenaktion schlägt Wellen - Firmensprecher: "Keine Sortiments-Ausweitung"

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Edeka-Plakatwerbung in Tutzing an der Lindemannstraße

„Eine Freundin von mir hatte fast Tränen in den Augen“, erzählt Roland. Sie habe ihn angerufen und ihm von der jüngsten Aktion bei Edeka berichtet, sagt der Inhaber des Blumengeschäfts „Beautiful home & garden“ in der Tutzinger Greinwaldstraße. Er hat sich das alles dann selbst beim Edeka-Markt an der Lindemannstraße angeschaut. Da glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können: „Frisch gebundene Floristensträuße“ wurden da per Plakat angepriesen.

In den Geschäftsräumen waren reihenweise Blumen aufgestellt, die Kunden durften sie anschauen und kaufen oder auch nicht. Das alles ist in Rolands Geschäft nicht möglich. Kunden dürfen seinen Laden zwar betreten, wenn sie Tee oder süßsaure Saucen erwerben wollen. Das ist in dieser Corona-Zeit erlaubt, denn das sind Lebensmittel. Aber bei Blumen ist das verboten. Die darf man bei ihm bestellen und dann vor dem Laden abholen, aber man darf nicht ins Geschäft gehen und die Blumen dort direkt kaufen - also genau das, was bei Edeka erlaubt ist. „Eine Frechheit“ sei das, kommentiert Roland bitter. Für ihn sei das „eine systematische Vernichtung des Facheinzelhandels“.

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Im Edeka-Markt dürfen die Kunden die Blumen anschauen und kaufen. In kleineren Blumengeschäften ist das verboten.
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Edeka: "Wir machen nichts anderes als sonst auch"

Die Edeka-Aktion betrifft keineswegs nur Tutzing. Ähnliche plakativ aufgemachte Blumenwerbung gibt es beispielsweise in Starnberg. „Edeka-Plakat erzürnt Floristen“ – so lautet eine Schlagzeile in der heutigen Ausgabe des „Starnberger Merkur“. Die Zeitung zitiert einen Unternehmenssprecher so: Das Plakat stamme noch aus den Planungen vor dem Lockdown, die Aktion finde nicht statt. Der Geschäftsführer des bayerischen Floristenverbands, Roland Maierhofer, hält einen Verstoß gegen die Infektionsschutzverordnung für möglich.

Dagegen hat Christian Strauß, Sprecher von Edeka-Süd, heute auf Anfrage von vorOrt.news folgendermaßen zu der Kritik Stellung genommen: „Wir machen nichts anderes als sonst auch.“ Eine Sortiments-Ausweitung des Unternehmens bei Blumen hat er bestritten. „Wir haben Blumen schon immer im Sortiment“, sagte er, „das ist unser täglich Brot.“ Auch solche Plakataktionen mit Floristensträußen gebe es bei Edeke seit langem um diese Jahreszeit. „Wir haben unsere Sortimente nicht ausgeweitet“, bekräftigte Strauß, „auch wenn vielleicht manche Menschen eine andere Wahrnehmung haben.“ Das gelte ebenso für Haushaltsartikel und andere Produkte.

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Floristischer Kaufanreiz im Lebensmittelmarkt: Edeka präsentiert seine Sträuße © Roland Krykorka

Ungerechtigkeiten? "Da müssen Sie mit den Entscheidungsträgern sprechen"

Der Edeka-Sprecher zeigt Verständnis für die Probleme der kleineren Blumengeschäfte, die in diesen Wochen ihre Läden nicht öffnen, sondern nur auf Bestellung und mit Abholung verkaufen dürfen. Für diese Branche sei gerade die aktuelle Phase bis zum 14. Februar eine entscheidende Zeit. Doch für Edeka gehe es seit jeher vor allem darum, die Nahversorgung aufrechtzuerhalten.

Angesprochen auf die verbreitete Kritik wegen Ungerechtigkeiten mit Öffnung großer und Schließung kleiner Geschäfte verwies Strauß: „Da müssen Sie mit den Entscheidungsträgern sprechen.“ Edeka halte sich an die behördlichen Vorgaben, versicherte er. Wir haben bei der bayerischen Staatskanzlei nachgefragt. Eine Stellungnahme ist uns heute morgen zugesagt worden. Wir sind gespannt.

Mit Blumen per Selbstbedienung vor dem Laden hatte Roland sein Geschäft bis vor kurzem immer noch einigermaßen über Wasser gehalten. Doch irgendjemand hat ihn deswegen angezeigt, die Polizei kam, und seitdem ist mit der Selbstbedienung Schluss, abgesehen von Tee. Bei Edeka können die Geschäfte aber weiter laufen wie immer.

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Kommentare

Liebe Tutzinger,

geht zum EDEKA und lasst Euch die tollsten Sträuße binden. Und die bleiben dann irgendwo im Laden liegen - einfach vergessen. Das verschönert den Laden und bringt die Marktleiter wohlmöglich zum Nachdenken!

Photos des verschönerten Ladens dann hier posten.

Sicherlich geht das auch mit anderen Dingen. Das Taschenbuch neben der Reispackung, die Gymnastikmatte im Kühlregal, der Akkuschrauber neben der Keksdose........ Seid einfach kreativ! Nonfood-Flashmob im LEH und bei Discountern.
Wir als Verbraucher sollten uns solidarisch mit unseren zwei Blumenläden zeigen und die "Floristensträuße" von Edeka ignorieren. Wenn wir einen gebundenen Strauß brauchen, können wir den per "click and collect" bei der Blumenliesel oder beim Roland frisch gebunden erhalten.
Also bitte, wenn möglich bewußt einkaufen und nicht einfach mitnehmen!
Marlise und Wilfried Hauer
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